Das Gefühl vor dem Spiel Bamberg gegen Wasserburg 2 war als Sympathisant der Oberfränkinnen bereits ein maues, denn für Schabackers Fohlen hätte es nach dem Nackenschlag gegen Mainz sicher angenehmere Gegner gegeben als die mit allen Wassern gewaschenen alten Schlachtrösser (im positivsten Sinne gemeint) wie Thoresen, Porter-Talbert und Munck. Beim Betreten der Halle dann Sandra Schrüfer nicht im Trikot sondern mit schwer bandagiertem Fuß auf der Bank zu sehen verfestigte die Skepsis noch weiter.
Die 40 Minuten verliefen dementsprechend, einziger Lichtblick war die Leistung von Cantrell in der ersten Hälfte, als sie endlich mal den Ball forderte, reboundete und so bereits zum Seitenwechsel ihr Double-Double in der Tasche hatte. So elegant Wasserburgs Stemmer ist mit ihren erst 17 Jahren offensiv schon wirkte, hinten fand sie erst nach der Halbzeit Zugriff, nahm Bamberg aber damit die einzige wirklich gute Option an diesem Tag. Cantrell schaffte nach der Pause nur noch zwei Pünktchen, auf Jansone war Wasserburg exzellent vorbereitet und gab ihr nur genau dort Freiräume, wo sie sie mangels brauchbarem Wurf nicht nutzen konnte.
Erfeulich war, dass sich beide Trainer trotz des engen Verlaufs an die Abmachung hielten, stets drei Deutsche aufs Parkett zu schicken, obwohl das auf Bamberger Seite brutal die Abhängigkeit von Tanja Lehnerts Leistung exponierte. Wenn man neben zwei Ausländerinnen nur eine wettkampferprobte deutsche Spielerin für die großen Positionen hat - Nadolskis Anpassung an Tempo und Intensität der zweiten Liga wird noch dauern -, die aber wie am Samstag völlig neben der Spur läuft, bedeutet das, dass man auf den kleinen Positionen keine Ausländerin bringen kann, Liisi Sokman also mehr sitzen musste als gehofft.
Das große Thema der gesamten Partie waren in meinen Augen Psyche und mentale Härte, wo Wasserburg den Bambergerinnen voraus war. Viel zu oft verlor Bamberg den Ball schon in der Vorwärtsbewegung, weil man die Pässe zaghaft und zu langsam spielte, oder ließ sich den Rebound wieder aus der Hand reißen. Hinzu kommt, dass mit steigender Unsicherheit das Offensivspiel immer statischer, ängstlicher und unproduktiver wurde. 58 Punkte nach 45 Minuten mit 27% aus dem Feld und sieben verworfenen Freiwürfen sagen relativ deutlich, wo der Hund begraben liegt. Es scheint sich in der Liga herumgesprochen zu haben, dass eine Zonenverteidigung gegen Bamberg sehr gut funktioniert, weil dann mangels schneller, durchsetzungsstarker und ballsicherer Außenspielerin, die effektiv innerhalb des Halbkreises etwas kreieren könnte, einzig und alleine der Distanzwurf als Option bleibt und das Entscheidungsverhalten (Wurf, Pass, Drive?) - gerade bei den eigentlich relativ routinierten Vogel und Sokman - oft im Bereich von zweifelhaft bis katastrophal lag.
Hätte Wasserburg nicht zwei richtig derbe Böcke innerhalb von knapp zehn Sekunden geschossen, als man erst einen Ballverlust produzierte, der zu zwei Bamberger Fastbreakpunkten führte, und anschließend den Einwurf direkt zu Sokman spielte, die trotz unsportlichem Foul traf, woraufhin Hellauer sich noch ein technisches zusätzlich abholte, wäre es vermutlich nicht einmal in die Verlängerung gegangen. Hier kam dann aber wieder die mentale Stabilität zum Tragen und ein 8:0-Lauf Wasserburgs machte schnell klar, wer das Feld als Sieger verlassen würde. Thoresen ist einfach krass, wie sie mit 37 Lenzen nach über 40 Minuten Einsatzzeit am Ende die Freiwürfe in aller Ruhe einnetzte und damit Bamberg vor den beiden letzten Vorrundenspielen den nächsten Dämpfer versetzte. Jetzt steht man 6:3, der Trend zeigt nach unten und man muss nächste Woche nach Heidelberg. Da wird viel Psychologie nötig sein, damit wieder ein bisschen mehr Zutrauen ins Spiel zurückkehrt und endlich mal alle die Leistungen zeigen, zu denen sie eigentlich fähig sein sollten.