Hinsichtlich des Spiels gestern ist weder eine absolute Verurteilung noch eine Generalentschuldigung, weil es eben halt Efes (in guter Form) war, für mich angebracht. Meiner Ansicht nach auffällig ist jedoch, dass das Auf und Ab der Leistungen ein größeres ist als in vorigen Jahren. Einige Dinge sorgen dabei für grundsätzliche Sorgenfalten bei mir:
• Es gibt Spiele, wo Alba nur dann einen positiven Eindruck hinterlässt, wenn Sikma, Lo und da Silva hervorragend abliefern. Underperformen sie (neudeutsch), wie gestern, ist es zappenduster.
• In der Offensive fehlt im Prinzip grundsätzlich Struktur, sobald Lo und Sikma auf der Bank Platz nehmen. Bei Blatt und Smith stellt sich bei mir bisher nicht das Gefühl ein, dass durch sie ein systemisch zielführendes Offensivspiel initiiert wird.
• Viele zaudern in der Offensive. Da wird lieber ein weiterer Pass gespielt, als eine relativ offene Position zu nutzen. Resultat ist dann immer wieder ein überhasteter Abschluss aus vergleichsweise schlechter Position mit Ablaufen der Uhr. Manche geben den Ball weiter, ohne überhaupt Alternativen in Richtung Korb zu bedenken. Die „sorgenlose“ Mentalität früherer Jahre ist selten vorhanden. Die Pace ist auch spürbar geringer geworden.
• Das Coaching hat sich doch stark verändert gegenüber Aitos Zeiten. Individuelle Einsatzzeiten sind bei manchen sehr lang, bei anderen sehr kurz bis null. Fehler werden gelegentlich auch durch sofortige, für den Spieler frustrierende Auswechslungen bestraft.
• Das Erfolgsrezept der letzten Jahre, dass Spieler Fehler machen dürfen, sich dadurch weiterentwickeln und binnen kurzer Zeit so mit Selbstbewusstsein überwiegend gute Entscheidungen treffen, scheint nicht mehr vorhanden sein. (Nicht nur einzelne) Spieler agieren deutlich spürbar mit sozusagen unterdurchschnittlichem Selbstbewusstsein oder sind gar total verunsichert.
Unterm Strich reicht das bisher dafür, Spiele gegen Gegner zu gewinnen, die einem durch ihre Spielanlage „entgegenkommen“. Man verliert jedoch tendenziell in Spielen gegen Gegner, die Alba ihr Spiel gut wegnehmen können – und dann ist man teilweise ernüchternd schlecht. Es ist verständlich, dass Alba bisher in dieser Saison alles andere als gute Voraussetzungen hatte sich zu finden. Insofern kommt meiner Meinung nach der Phase von jetzt bis ca. Jahresende eine besondere Bedeutung zu. Alba sollte in diesem Zeitraum eine Art positive Identität finden, die es bisher aus meiner Sicht in dieser Saison nicht hat – dafür gibt es einfach eine zu große Abhängigkeit von Einzelleistungen und zu viel Stückwerk bei zu vielen Spielern in zu vielen Spielen.