Ja, ist zu spät, aber in den Aufzählungen vermisse ich noch den Spieler, der die besten Statistiken ever aufweisen kann. The Big O, Oscar Robertson. Ein Triple-Double als Saisonschnitt (ich glaube 62/63), ein Jahr später fehlten ihm 9 Rebounds in 81 Spielen, um noch eine zweite solche Saison aufzulegen. Hat am Ende seiner Karriere sogar noch einen Titel gewonnen, als er mit Lew Alcindor zusammenspielen durfte (der Mädchenname von Kareem, aber das wisst ihr ja alle).
Er hatte in seinen ersten sechs Jahren zusammen sogar ein Triple-Double mit mehr als 30 Punkten. Für mich wird Oscar Robertson aufgrund dessen dennoch extrem überschätzt (Barkley nannte ihn glaube ich als den zweitbesten Basketballer aller Zeiten in Bill Simmons Fernsehshow).
Warum? Vergleiche mal die Zahlen “Per 36 Minutes” von Oscar Robertson in der angesprochenen Saison 1961/62 mit den Zahlen Russell Westbrook’s aus der letzten Saison 2015/16. Statistisch gibt es da kaum einen Unterschied.
http://www.basketball-reference.com/play-index/pcm_finder.cgi?request=1&sum=0&p1=roberos01&y1=1962&p2=westbru01&y2=2016&p3=&p4=&p5=&p6=
Was darin noch nicht berücksichtigt wird: Damals war das Spiel wesentlich schneller, es wurde viel früher in der Shotclock geworfen. Haben beide Teams pro Spiel heutzutage ca. 90 bis 95 Angriffe, hatten Teams damals 120 bis 125. Das sind mal eben 30 Wurfchancen mehr um zu punkten, zu assistieren und 36 Würfe mehr, die man potenziell rebounden kann (40% Trefferquote = 60% Fehlwürfe * 60 Würfe). Kein Wunder das die Zahlen dann im Vergleich zu heute enorm aufgebläht sind. Außerdem war das **durchschnittliche Talentlevel damals deutlich niedriger als heute. **Während es früher viele Basketball-Talente gar nicht in die NBA schafften weil sie unerkannt blieben, passiert das heute immer seltener. Internationale Spieler gab es damals praktisch keine, heute machen sie rund 25% der NBA aus. Auch Rassismus spielt eine große Rolle, weil zu der Zeit die Besitzer der Teams eine Gentlemen’s Agreement hatten, nach dem nur vier (?) farbige Spieler pro Team spielen durften (einzig die Celtics hielten sich nicht daran). Heute sind 75% aller Spieler in der NBA farbig.
Man könnte vielleicht dagegen halten, dass Oscar 44 Minuten pro Spiel spielte und dies körperlich zehrender ist als 34 Minuten in der letzten Saison. So viel spielten früher aber sehr viele Spieler, die Ermüdung Oscar’s Gegenspieler war also genauso gegeben wie seine eigene. Wilt Chamberlain spielte in der gleichen Saison berühmterweise 48,5 Minuten pro Spiel.
Ich sehe also beim besten Willen nicht, warum Oscar’s 1961/62 Saison mich mehr beeindrucken sollte als Westbrook’s 2015/16. Und genau deshalb hätte ich Oscar nicht in meinen Top 10 aller Zeiten sondern eher im Bereich 11-20. Muss man nicht so sehen, aber man sollte die Hintergründe zu Oscar’s Saison schon kennen. In der gleichen Saison legte Wilt übrigens 50 Punkte pro Spiel auf, MVP wurde keiner von beiden sondern Bill Russell. Elgin Baylor legte im Übrigen fast 40 Punkte und 20 Rebounds im Schnitt auf, obwohl er zur der Zeit seinen Militärdienst ableistete, nur an Wochenenden spielen durfte, deshalb nur gut die Hälfte aller Spiele machte und kaum trainierte.
So viel zum Wert der Statistiken aus dieser Zeit.