Eine gelungene Darstellung der verzwickten Basketballsituation in unserem Lande. Kompliment!
Dein Argument, dass die Skispringer Schmitt und Hannawald, sowie die Biathleten durchaus Quotengaranten für die großen deutschen Fernsehsender waren und auch noch sind, hat mich nachdenken lassen. Warum ist das so?
Auf dem ersten Blick sind diese Sportarten tatsächlich nicht wirklich attraktiver als Basketball, Handball oder auch Volleyball.
Der große Faktor, der eine höhere Beliebtheit der BBL verhindert ist schlichtweg die Identifikation.
Selbstverständlich kann ein Großteil der hier Lesenden und Schreibenden sich auch mit einem Stanojevic, Wisniewski, Fenn oder Mallet identifizieren. Man sollte sich selbst hierbei jedoch nicht als Maßstab nehmen. Maßgeblich muss eher der 45-Jährige Sportschaugucker sein, der mal irgendwann was von einem Nowetski gehört hat. Ihn gilt es zu animieren, ihm muss man den Sport schmackhaft machen, eine Identifikationsbasis schaffen.
Die Frage ist nur, ob dies ohne Weiteres möglich ist.
Ein Zitat in meinem Bekanntenkreis verdeutlicht die Situation eigentlich recht gut. Auf meine Aussage,dass ich regelmäßig Spiele der BBL anschaue, erntete ich nur ein: “Da spielen doch eh nur Schwarze, die kein Mensch kennt”.
Diese Aussage hatte definitiv keine rassistischen Hintergrund, sondern spielte eigentlich nur auf die “Gesichtslosigkeit” der BBL an.
Aus dieser Aussage kann man grob entnehmen, was der “normale” Zuschauer sehen will: Er will Deutsche sehen, wenn möglichst sogar noch jemanden aus dem regionalen Umfeld. Und dann will erl sehen, wie dieser Deutsche sich im internationalen Vergleich gegen andere durchsetzt. Er will den Deutschen siegen sehen. Er möchte sich mit “seinem” Sportler über dessen Erfolge freuen und stolz auf sein Heimatland sein.
So war z.B. Skispringen just in dem Zeitraum in aller Munde, als Schmitt und Hannawald der Weltspitze davonflogen und regelmäßig Siege davon trugen.
Auch die Formel 1 fährt erst seit der Dominanz von Michael Schumacher Traumquoten ein. Das öffentliche Interesse an der Formel 1 in der Post-Schumacher-Ära bleibt noch abzuwarten.
Im Winter möchten die Leute zu Hause sitzen und schauen, wie “unsere Deutschen” den Russen, Franzosen, Norwegern und Schweden zeigen, warum ausgerechnet wir die führende Biathlonnation sind. Und wenn dann ein total erschöpfter Läufer mit Deutschlandflagge als Erster ins Ziel fällt, freut sich der heimische Zuschauer halt einfach.
Sogar bei der sehr erfolgreichen EM unserer Basketballer im letzten Jahr, stieg das Interesse an diesem Sport exponentiell an. Urplötzlich wurde ich von allen Seiten auf die EM angesprochen - und das von Leuten, die vorher noch nicht mal wussten, wie viele Spieler auf dem Feld stehen und wie lange überhaupt gespielt wird.
Ich denke, dass die Attraktivität einer Sportart dann steigt, wenn diese an den Nationalstolz appeliert. Dies soll auch keinesfalls als Rassismus fehlinterpretiert werden, sondern vielmehr als “Freuen am Gewinnen” oder “Freuen am Bessersein”.
Dies belegen u.a. auch die rückgehenden Quoten beim Skispringen: Mit ausbleibendem Erfolg der DSV-Adler, sank auch wieder das Interesse an den Skisprungübertragungen.
Dem deutschen Basketball fehlt es einfach solch einer Identifikationsfigur, die die Massen mitreisst. Selbstverständlich haben wir einen Dirk Nowitzki, der auf einem guten Wege ist, ein zukünftiger Hall-of-Famer zu sein. Nur leider geschehen all diese Glanztaten und spannenden Spiele fernab von der breiten Bevölkerung. Selbst wenn die Leute auf die Finalteilnahme von Nowitzki aufmerksam werden, können sie nichts davon sehen, ohne gleich ein Premiereabo abzuschließen.
Die BBL bietet gar noch weniger Identifikationsmöglichkeiten für den “Gelegenheitsbetrachter”.
In den letzten beiden Jahren hat Premiere eine wirklich sehr gute Arbeit abgeliefert, was die Übertragung der nationalen Spiele anbetrifft. Doch leider nimmt diese Übertragungen nur ein kleiner - meist sowieso schon basketballverrückter - Kreis von Zuschauern wahr.
Der BBL würde ein Team gut tun, welches aus 6 oder 7 guten deutschen Spielern zusammengesetzt wäre. Würde dieses Team in der Euroleague spielen und sich dort einigermaßen erfolgreich behaupten, hätten wir den gewünschten “Wir (Deutsche) gegen den Rest der Welt”-Effekt und für den Basketball wäre eine gesunde Basis geschaffen.
Leider wissen wir alle, dass solche eine Vorstellung fernab jeglicher Realität liegt.
Aber vielleicht bringen die Quotendeutschen auf lange Sicht tatsächlich eine Besserung.
In den nächsten Jahren wird sich an der Gesamtsituation im Basketball jedoch leider nichts ändern. Als Fan muss man sich wohl noch längere Zeit damit abfinden, dass man Liebhaber einer Randsportart ist.
Aber mal ehrlich: An die schiefen Blicke der Fußball- und Formel 1-Fans, wenn man von der letzten Auswärtsfahrt und der guten Stimmung erzählt, hat man sich doch schon gewöhnt. Das würde uns doch allen irgendwie schon fast fehlen
Gruß Scorpion