Glückwunsch Alba zur Meisterschaft und zum beeindruckenden Repeat!
Ich fühle mich in meinem Eindruck bestätigt, dass das Alba Team dieses Jahr einen beachtlichen Schritt nach vorn gemacht hat. Die mentale und physische Softness in Verbindung mit dem Bayern-Trauma, auf die man sich aus Bayern Sicht jetzt so lange Jahre lang fast verlassen konnte ist endgültig Vergangenheit! (Hey! ich durfte sogar endlich mal gute Spiele von Sikma sehen! Er kann es! ;-))
Alba hat in der Serie mehrmals gezeigt, dass es sowohl Personal wie Mindset hat, um jeden Sturm zu meistern und auch am Ende Spiele souverän nach Haus zu bringen – die jetzt sehr funktionierende Mischung aus einer Basis an exzellentem Teamplay und individueller 1on1-Klasse ist schon ganz weit vorn und in meinen Augen eben der entscheidende Unterschied zu den letzten Jahren.
Alba war in vielerlei Hinsicht in dieser Serie das klar bessere Team!
Ich glaube auch das hier schon vielfach angesprochene Load-Management ist tatsächlich einer der wesentlichen Aspekte, die Alba über die Bayern gestellt hat. Selten habe ich den mental und körperlich desaströsen Zustandes eines Teams derart deutlich gesehen wie dem der Bayern in dieser Serie. Das äusserte sich in kleinen Sachen, in dem z.B. der sonst nahezu fehlerlos spielende Sisko immer öfter wirklich dumme und unnötige Fouls begeht, oder auch im großen, in Lucic, der am Ende einfach vollkommen „übergeschnappt“ ist.
Die Professionalität und der Einsatz mit dem die Spieler sich dem gestellt haben finde ich beindruckend und das ist wohl auch genau der Spirit, der das Team in der EL so weit getragen hat. Körperliche Belastung, auf die Spitze getrieben durch die Verletzungen und Trinchieris ganz eigenes Load-Management, aber auch die mentale Belastung, einerseits nach der emotionalen Achterbahn des EL Viertelfinals wieder in die Spur zu finden (Das haben offensichtlich nicht alle geschafft) und natürlich dem Schock um Paul Zipsers Erkrankung – diese kombinierte Last war am Ende schlicht zu groß…
Im Laufe der Saison wurde auch im Bayern Thread immer wieder mal diskutiert, ob Trincheris Load Management nicht am Ende kontraproduktiv sein wird - ich denke rückblickend muss man das eindeutig bejahen. NWB wurde wirklich „geritten“ bis er sprichwörtlich umfiel, dann aufgepeppelt und noch ein paar Spiele drauf gelassen… Das Pensum von Lucic, der zwar in der BBL großzügig geschont wurde, dafür aber in der EL ein ums andere Mal das Team im Alleingang durch die Spiele tragen musste, kann man vielleicht auch individuell als übermenschlich bewerten – es war eben deutlich, dass die letzten zwei Spiele, sicher katalysiert von der Verletzung und den Umständen, definitiv zwei zuviel waren.
Schwierigkeiten habe ich mit der Milchmädchenrechnung, dass ja alles so einfach wäre, wenn man nur alle 12 Spieler einsetzen würde, weil das die Qualität und Reife der verfügbaren Spieler ausser Acht lässt. Sowohl zweite Garde wie der Nachwuchs hatten unter Trinchieri, vor allem in der ersten Saisonhälfte sehr viele Minuten bekommen und damit auch die Möglichkeit relativ frei aufzuspielen – und bei allen, Amaize, Krämer, Rudan, Grant, George konnte man beobachten, wie diese manchmal gut mitspielten, und leider öfter einfach nicht das geforderte, bzw. nötige Niveau aufbieten konnten. (z.B. Grant hatte in der zweiten Saisonhälfte irgendein Formtief, indem er tatsächlich defensiv ein ums andere Mal eklatante Fehler machte, die er zu Anfang so eben nicht machte…) – Selbst aus Laiensicht empfand ich es als recht nachvollziehbar, die Einsatzzeit der zweiten Garde klein zu halten.
Trotzdem natürlich: Unterm Strich ist die Lehre aus dieser Saison, dass angesichts des irrwitzigen Spielplans da eine andere Lösung her muss und Albas Modell (bei dem die „Jungen“ ja schon jahrelang in das Profisystem involviert sind) sich zum Ende hin ausgezahlt hat. Wobei diese Bewertung freilich davon abhängt, welche Ziele man verfolgt. Bis zum EL Viertelfinale hatte Trinchieri das ganze Team optimal auf- und eingestellt und ein für den Club historisch gutes Ergebnis eingefahren.
Ich persönlich bin, trotz der schmerzhaften Niederlage im Finale, sportlich vollends begeistert von dieser Saison! Mir hat Basketball seit 10 Jahren nicht so viel Freude bereitet, es war eine großartige Saison!
Bitter und traurig ist Zipsers Erkrankung, aufgrund derer das alles in den Hintergrund tritt. Ich wünsch im von ganzem Herzen gute Besserung!