„Das hört sich wunderbar an, wenn man keinerlei Verantwortung hat, was wir in diesem Stadion machen. […] Eure SchXXssstimmung, da seid Ihr doch für verantwortlich.“
Was einst schon Uli Hoeneß beim Fußball erkannte, birgt auch für den Trierer Basketball viel Wahres. Grundsätzlich ist die Diskussion über die Stimmung in der Halle zielführend. Sich als Dritter aber darüber zu beschweren, dass die Stimmung so schlecht ist, ist schwierig. Es spricht ein wenig für den Konsumgedanken, der mir persönlich überhaupt nicht abgeht. Und dennoch muss ich diesen respektieren, da auch diese Menschen ein Teil des Vereins sind. Aber so einfach kann man die Verantwortung für Stimmung nicht auf die anderen schieben. Fanclubs sind keine Dienstleistungsunternehmen.
Im Forum eine bestimmte Fankultur mit dem Alter und der Dauer der Begeisterung für diesen Verein gleichgesetzt. Das kann man so pauschal nicht schreiben. Ich bin schon viele Jahre dabei und vertrete eine wahrscheinlich andere Auffassung wie Fankultur aussieht im Vergleich zum Fanclub. Ich schwelge also darin wie es früher war. Träume von wilden Touren und großen Erfolgen. Ist diese Fankultur des Fanclubs für mich ein Problem? Nein überhaupt nicht, denn es sind Menschen, die sich mit viel Aufwand für den Verein engagieren. Sie lieben den selben Verein und Sport wie ich. Das respektiere ich und sie vertreten eine wichtige Gruppe.
Daher finde ich, dass wir uns bei aller Diskussion auf die Basis dessen besinnen sollten, was uns wichtig ist. Wir wollen unseren Verein erleben und unterstützen.
Aber all denen muss auch der Raum dafür gegeben sein, dies zu ermöglichen. Aktuell erscheint es mir so, dass eine begrenzte Toleranz allseitig dafür herrscht, dass es auch andere Formen des Fandaseins gibt. Es gibt eben Menschen, die ihren Verein auf andere Art und Weise unterstützen. Dies geschieht zum Teil in einer „wilderen“ und „ungezügelteren“ Art. Auch dieses Engagement braucht ihren Raum und ist wichtig. Ein Fanclub, der sich für den Gesamtverein versteht, sollte aus meiner Sicht ebendiese verschiedenen Strömungen vereinen. Dass dies nicht Fall ist lässt sich in der Halle und auch hier in den Beiträgen erkennen. Diese sind insbesondere von Menschen, die genau dieses Engagement gerne einbringen würden, da sie sich nicht abgebildet fühlen. Im Ergebnis stellt sich dann die Frage, ob es dann nicht einen weiteren Fanclub braucht oder ob sich dies im bestehenden Fanclub entwickeln lässt. Selbst einen zusätzlichen Fanclub würde ich nicht als Problem sehen. Es wäre keine Konkurrenz, sondern gäbe nur einer anderen Weise eine Heimat und Organisation.
Verrücktheit, Lautstärke und vieles mehr braucht ihren Raum. Auch, wenn Menschen verrückt sind oder wirken, dann hat dies seine Berechtigung. Nicht alles muss dem gesunden Menschenverstand jedes Einzeln entsprechen. Seinen Sonntag in einer Halle in Gießen für Zweitligabasketball zu verbringen hat generell wenig mit gesundem Menschenverstand zu tun, wenn man es rational betrachtet. Man macht das, weil das Herz das fordert.
Mein Appell ist, das jegliche Form des Fanseins zugelassen und am besten sogar gefördert wird. (Ich glaube, dass Gewalt, Sachbeschädigungen… etc. nicht zum Fansein gehört, muss man nicht erwähnen. Das will keiner von uns.)
Wir wollen aber, dass Menschen ihr Fansein ausleben können ohne kritisch beäugt oder verurteilt zu werden - nur weil man sich selbst das anders vorstellt. Toleranz in jede Richtung ist wichtig.
Was will ich mit dem ganzen Text aussagen (der viel zu lang geworden ist)?
Jeder hat seine eigene Auffassung, was er unter Fansein und Stimmung versteht. Richtig oder falsch gibt es nicht. Alle Wege sind wichtig. Ich finde es gut, dass der Fanclub bereit ist die Entwicklungen kritisch zu hinterfragen. Denn die Selbsteinschätzung (die ich aber nur hier aus dem Forum kenne), dass die Stimmung gut war, kann ich nicht teilen.
Unter keinen Umständen darf es aber eine Diskussion über “gute” und “schlechte” Fans geben oder ein “Zerfleischen”.
Ich hoffe, dass man bereit ist die verschiedenen Möglichkeiten sein Fansein auszuleben als Fanclub unterstützt. Das birgt die Chance, dass auch die Fankultur sich zur neuen Saison verändert und die ganze Atmosphäre profitiert.
Mein Respekt geht an jeden, der sich in diesem Bereich engagiert. Ihr seid (wir sind) die Menschen, die das in der Halle beeinflussen können. Wir können die Stimmung machen. Ein DJ kann diese Stimmung nur unterstützen oder (noch einfacher) kaputtmachen. Ein Hallensprecher kann dieser Stimmung Raum einräumen, sie unterstützen oder auch ersticken. Erzeugen kann keiner von Beiden sie.
Manchmal hat ein Spiel im Übrigen auch keine Stimmung verdient. Wenn ich an manch einen Auftritt in der vergangenen Saison denke, dann war jegliche Stimmung in Relation zur Leistung auf dem Feld nicht gerechtfertigt. Aber auch ein entsetztes Schweigen kann ein sehr ehrliches Signal an die Mannschaft sein. Nichts stimmt mich froher, als wenn es dann ein Team schafft mich aus diesem Loch der Fassungslosigkeit rauszuholen.
Und ansonsten? Kaum einen Monat nach der sportlich miesesten Saison redet keiner mehr über diese. Der Blick geht nach vorne und alle haben Bock. Es werden Diskussionen geführt und viele Menschen wollen einen Teil beitragen. Anscheinend scheint der Nostalgieboom mit Don Beck in Kombi mit der sportlichen Zukunftsweisung von Jacques Schneider gezündet zu haben. Kombiniert mit der Verpflichtung eines etablierten Guards von hoher Klasse sowie der Verlängerung eines Spielers mit tollem Potenzial ist das ein klar erkennbarer Aufbruch.
Ein guter Start ist gemacht. Ich freue mich auf den weiteren Weg.
Und wer immer noch über Stimmung redet ohne sich selbst zu beteiligten, den verweise ich auf Uli Hoeneß.