Nach langer Zeit habe ich hier mal wieder reingeschaut, und die Stimmung ist natürlich schlecht. Das ist angesichts der Leistungen inbesondere in der EL auch nur verständlich, vor allem weil es häufig so viele leicht verschenkte Punkte sind (abgegebene Offensiv-Rebound, einfache Turnover, Ablaufen der Shotclock etc.). Außerdem fehlt bei Alba einfach die Scoring-Qualität, Matt Thomas ist der Einzige, der sich zuverlässig einen Wurf kreieren kann.
Ich finde aber auch, dass es sehr positive Entwicklungen gibt. Procida zum Beispiel entwickelt sich zu einem immer besseren 1:1-Spieler, der beim Drive schwer zu stoppen ist und auch einen super Abschluss am Korb hat. Er ist sich auch nicht zu schade, den schweren Wurf mit Ablauf der Shotclock zu nehmen, während 90 % des Kaders in der Regel Würfe vermeiden. Auch Bean hat sich in dieser Hinsicht deutlich weiter entwickelt und nimmt mit Selbtvertrauen die Würfe, außerdem hängt er sich bei den Rebounds rein, was unserem Team dieses Jahr leider eher schwer fällt. Delow wird immer besser und entwickelt seine Guard-Skills, die für seine Größe super sind, weiter - dass dabei Fehler passieren, liegt in der Natur der Sache, muss aber mE hingenommen werden, damit er in Zukunft zu einem echten Allrounder und Führungsspieler werden kann. Er hustlet auch immer wie ein Irrer und macht so häufig Unterschied-Plays. Ohne Thiemann fehlt es leider an einem zuverlässigen Center, der den Ball festhalten kann (sollte eigentlich nicht zu viel verlangt sein…) und im Zweifel vorne auch einfach mal gegen den Mann finishet. Generell merkt man in der EL, dass wir insgesamt undersized sind (auch mit Koumadje, dem einfach die Körperkontrolle fehlt). Brown hat von den Anlagen ein Riesentalent, kann als recht großer Spieler den Ball bringen, werfen und auch ziehen. Er war nicht ohne Grund mehrere Jahre in der NBA und hat dort auch mehr gespielt als viele andere Ex-NBA-Profis. Leider kann er das bislang noch nicht entfalten.
Auch das liegt aber denke ich an meinem einzigen echten Kritikpunkt: Das Coaching. Schon letzte Saison hat man gesehen, wie heißlaufende Spieler plötzlich rausgenommen werden ohne echten Grund. Die Offense wirkte und wirkt oft statisch und einfallslos, und ich glaube nicht, dass das nur am Team liegt. Denn Alba achtet ja angeblich darauf, dass die Spieler offensive Schläue mitbringen oder entwickeln. Aktuell sehe ich aber die schönen Ballbewegungen in der Regel nur bei der Gegenseite. Der Ball geht häufig in den Post, obwohl unsere Center (außer Thiemann) keine guten Post-Spieler sind. Teilweise werden Plays, die nicht funktioniert haben, mehrfach wiederholt und alleine so schon schnelle Läufe der Gegner verursacht. Echte Highlights produziert eigentlich nur Procida individuell, allein durch seine außergewöhnliche Athletik. Auch Procida spielt aber meiner Meinung nach viel zu wenig für seine aktuelle Entwicklung. Man hat nicht das Gefühl, dass Spieler für gute Leistungen belohnt werden. Im Gegenteil werden Spieler häufig ausgewechselt, wenn sie gute Leistungen bringen, und danach geht es dann oft bergab. Auffällig finde ich zudem diese Saison, dass wir ganz oft Comebacks der Gegner erleben, teilweise von -15 kämpfen sie sich wieder zurück. Von Albas Seite hat man das meiner Erinnerung nach hingegen noch gar nicht gesehen. Auch das ist ein Zeichen, dass Kampfgeist und Sicherheit fehlen, was immer ein wichtiger Teil des Coachings ist. So sehr ich Israel mag und ihm auch dankbar bin für die tolle Saison nach Aito, glaube ich doch, dass da etwas verkrustet ist und dringend aufgebrochen werden sollte. Mit frischem Wind, ein paar neuen offensiven Ideen und allgemein dem “New Coach Effect” denke ich, dass wir auch in der EL noch ein paar Siege holen können und in der BBL noch sicherer da stehen könnten. Allerdings ist das letztlich auch eine finanzielle Frage, Israel hat eben Vertrag und ich weiß nicht, ob Alba jetzt einen guten, verfügbaren Coach einfach irgendwo hernehmen kann, der auch nicht zu viel Geld verlangt.
Insgesamt sollten wir aber das Team und die Spieler weiter unterstützen. Ich habe schon das Gefühl, dass sie ihr Bestes geben. Aber man kennt das ja - wenn die Stimmung schlecht ist, und der Chef vielleicht nicht mehr so viel Respekt genießt, dann leidet die Konzentration und das Arbeitsergebnis. Das dürfte bei Basketballspielern nicht anders ein.