Gehen wir doch an die ganze Sache erstmal anders herum ran und gucken detailliert auf die vergangene Saison …
Man hat versucht einen anderen und neuen Spielstil zu etablieren, alles sollte schneller, jünger, athletischer und mitreißender werden.
Warum dies nicht funktioniert hat? Nun da gibt es viele Faktoren:
Mladen‘s Spielstil passte nicht zum Team.
Man hat ein neues Team um Paulding herum gebaut (mit ihm als Anker so zu sagen), dabei aber vergessen das Paulding Teil des neuen Systems sein muss.
Das Team hat nie wirklich zusammengefunden und war somit keine Einheit.
Es gab ein Ungleichgewicht was die Positionen angeht - zu viele Spieler im Backcourt und zu viele im Frontcourt.
Man hat am Anfang viele Spiele durchaus knapp verloren, woraufhin die Spieler das Selbstbewusstsein verloren haben.
Verletzungen haben sicher auch eine größere Rolle gespielt (wobei die Kommunikation der Baskets wirklich grausig war und aus meiner Sicht auch viel zum allgemeinen Unmut beigetragen hat).
Auch die Nachverpflichtungen waren dann unglücklich bzw. katastrophal schlecht und deuteten mehr darauf hin, dass man zwanghaft versucht hat, zum alten Spielstil zurück zu finden …
Corona war natürlich auch ein Thema, sollte aber, wie vom vielen schon angemerkt, keine Ausrede sein - auch wenn ich hier zumindest noch anführen würde, dass Oldenburg ein Standort ist der durchaus vom Fan Support lebt (siehe nicht zuletzt die beiden Paulding Abschiedsspiele - nochmal Hut ab an den Fanclub ;-)).
Dazu dann viele weitere größere und kleinere Faktoren, die gerne andere ausführen können; falls jemand das Gefühl hat, dass ich einen der Hauptpunkte vergessen hat.
Ja mit Freyer wurde es besser (auch was die Nachverpflichtung an geht - Stichwort: Lynch), aber dazu komme ich später noch zurück …
Denn was auch zur Wahrheit gehört … das, was zu all dem Chaos geführt hat, ist der Wunsch nach dem oben beschrieben neuen Spielstil (auch und vorrangig von Fan Seite). Nachdem man in den “Mahalbasic”-Jahren immer wieder an Berlin gescheitert ist, wollte man mehr Alba wagen … junge Spieler (am besten deutsch und aus der eigenen Jugend!), mehr Athletik (um Defensiv gegen halten zu können und mit dem Trend zu gehen, attraktiveren Basketball spielen zu können), offensiv den Spielern Freiraum geben und selbst entscheiden zu lassen was richtig ist … Das einzige was gefehlt hat um den Kreis wirklich zu schließen, war es Thomas Päch zu verpflichten, dann hätte man auch vorher gewusst, was passieren wird … denn genau diesen Versuch den “attraktiven” Berliner Spielstil zu übernehmen, haben in den vergangen Jahren Bonn und Vechta gemacht (und wie wir alle wissen, sind bzw. wären (Corona sei Dank) beide Clubs abgestiegen)!
“Mehr Berlin wagen” funktioniert nicht, dass sollte spätestens jetzt in der Liga jeder begriffen haben - und hoffentlich lernen auch die Oldenburger Verantwortlichen und Fans(!) daraus. Man hat die Oldenburger Qualitäten und Tugenden der letzten Jahre komplett über Bord geworfen, nur um zwanghaft zu versuchen Berlin (oder dem Trend) hinterher zu laufen. Bis zu dieser Saison hatte Oldenburg immer versucht einen Mix aus ein, zwei herausragenden Einzelspielern, Spielern mit hohem Basketball-IQ und Spezialisten (gut passende Rollenspieler mit ganz klar definierten Aufgaben) zu finden - nur um all dies für mehr Athletik, viele (mittelmäßige) All-Rounder, Jugend und vermeintlich Defensive, weg zu werfen! Man kann das alles machen und wird auch irgendwie an den Playoff-Rängen kratzen, aber niemals wirklich weiter kommen als vorher … denn bei all der Demut und Bescheidenheit der Berliner Verantwortlichen, muss man einfach klarstellen, dass Oldenburg nie an die finanziellen und infrastrukturellen Mittel Berlins herankommen wird! Berlin ist nicht deshalb erfolgreich weil sie athletisch sind, viele All-Rounder haben, und eine gute Jugendarbeit leisten … nein, sie sind deshalb erfolgreich, weil sie vor allem Spieler mit einem hohen Basketball-IQ in der Breite haben, und damit Top All-Rounder sind (Sikma) oder die besten deutschen Spieler/Rollenspieler (Thiemann, Lo, …) sind, und zusätzlich aus einem großen Pool aus jungen Talenten in der Umgebung die besten heraussuchen können (Berlin und Umland ist min. 10x so groß wie Oldenburg).
Die Baskets können nicht und sollten auch nicht Berlin 2.0 sein - sie müssen sich (allein aus finanziellen Gründen) entscheiden zwischen den oben genannten Attributen. Der wichtigste Aspekt für Oldenburg sollte daher der Basketball-IQ der Spieler sein, da man an diesem nicht wirklich arbeiten kann. Alle anderen Faktoren (Athletik, Defensive, Offensive Fähigkeiten, …) sollten geschickt auf verschiedene Köpfe verteilt werden (mit idealerweise einem, oder zwei guten bis sehr guten All-Roundern).
Kann Oldenburg dann ab und an mal einen guten Rotationsspieler aus der Jugend hochholen? Klar, aber der muss sich dann halt auch schnell einfügen, da Oldenburg deutlich weniger Spielraum hat Fehler zu machen als Berlin, zumindest wenn man noch weiter um den Heimvorteil mitspielen will. Dies sollte aber nie die Hauptmaxime sein oder ein Faktor an dem sich ein neuer Trainer messen muss. Allgemein sollte sich die Liga so langsam hinterfragen, was die deutschen Regel wirklich bringt … ich will gute Spiele sehen und Spieler mit denen ich mich Identifizieren kann - mir ist dabei egal welche Herkunft diese haben (Paulding ist doch das beste Beispiel) und auch der Trainer darf nicht deutschsprachig sein (da ein Körner ja immer wieder mit diesem schwachsinnigen Argument ankommt).
Nun zu den einzelnen Spielern (ich fokussiere mich hier auf die Gesamt-Saison und führe ab und an Unterscheide zwischen der Mladen und Freyer Zeit an - wobei die Unterscheide im Einzelnen aus meiner Sicht nie riesig waren sondern eher aus Rollenverteilung und dem Zusammenhalt im Team her rühren):
Pressey:
Der gleiche Spieler wie letzte Saison, gute und schlechte Spiele wechseln sich häufig ab, und generell taucht er in wichtigen Spielen ab. Der einzige Grund warum er in Freyers Spielsystem besser funktioniert hat, ist dass er ein Zocker ist (3-er aus 10m und gamblen auf den Steal). Sein Basketball IQ ist vermutlich der höchste im Team (was in dem Team ehrlicher weise aber nichts aussagt) und sein größtes Problem bleibt sein Größe. Einige wollen ihn wieder sehen, wenn Freyer bleibt, aber ich denke das ist vor allem recency bias. Tendenz: Abgeben.
Hundt:
Nun ja hier hat man mehr oder weniger offen zur Schau gestellt dass man mehr den Berliner weggehen will. Man hat den schlechtesten Spieler der es in den letzten Jahren in die erweiterte Berliner Rotation geschafft hat, ins Team geholt. Was man bekommen hat ist im Prinzip nichts (weder unter Mladen noch unter Freyer). Noch mehr Zocker als Pressey, viel zu klein, kein Defensive (außer ab und an ein offensiv Foul ziehen), viele Turnover, einen überhasteten Spielaufbau, kaum Basketball IQ und ab und an mal ein Spiel wo ein paar Dreier fallen (wie schon von Bamberger Fans beschrieben).
Tendenz: Wie zum Teufel konnte man ihm einen sicher hoch dotierten 2-Jahresvertrag geben??? (Recency-Bias Playoffs 2021???). Um jeden Preis abgeben, im Zweifel an ein Team im Keller und einen Teil seines Gehalts weiter bezahlen.
Heidegger:
Nächster Zocker bzw. leicht überdurchschnittlicher All-Rounder, mal wieder einer der einfach in Freyer’s Philosophie passt. Er ist noch jung und wird sicher besser werden mit der Zeit, guter Scorer, aber leider kaum Defense und mit bis zu letzt teilweise katastrophale Entscheidungsfindung (geringer Basketball-IQ again). Erinnert mich sehr stark an einen gewissen Bobby Brown.
Tendenz: Wird nicht bleiben wollen und ich will ihn ehrlicherweise auch nicht eine weitere Saison sehen.
Herrera:
War lange verletzt und kam nie richtig in Tritt bis auf die letzten Spiele. War aber auch die letzten zwei Jahre davor nie sein altes Crailsheimer selbst. Durchschnittlicher Basketball IQ, guter Defensiv-Spieler, wenn alles zusammen läuft auch durchaus mit offensiven Akzenten. Allgemein in der Kategorie mittlemäßiger All-Rounder, als Deutscher eher in der guten All-Rounder Kategorie. Als Mensch und Mitspieler was man so hört ein guter Typ und Art Glue-Guy.
Tendenz: Schwierig … eventuell ein weiteres Jahr unter einem neuen Trainer die Chance geben, den wenn bekommt man auf dem deutschen Spot der besser ist? Wenn ich aber einen Tipp abgeben müsste, geht er eh nach Bonn zu Isalo nächstes Jahr.
Michalak:
Kam als bester Scorer der Liga und ein weiterer Spieler der Kategorie mittelmäßiger All-Rounder, nur leider ohne deutschen Pass und ohne Defense. Hat vorher vor allem Abstiegskampf gespielt und das merkt man seinem Spiel an. Unter Freyer kurzzeitig verbessert, aber nie wirklich gut.
Tendenz: Abgeben.
Paulding:
Es ist alles gesagt, Oldenburger Identifikationsfigur, wird dem Verein als Gesicht und Mensch fehlen.
Pjanic:
Unter Malden nicht sonderlich gut reingekommen, war aber auch verletzt (?), dann in ein Team gekommen ohne Selbstbewusstsein. Unter Freyer stark verbessert und scheint einer dieser Spieler zu sein, die unter bestimmten Trainern funktionieren. Typ: Arbeiter/Hustler, nicht wirklich hoher Basketball IQ aber für seine Rolle aber auch nicht von Bedeutung, macht Defensive, wie Offensive Defizite mit, Kampf und Energie wett. Bringt eine gewisse “dreckigkeit” mit, die in vielen Oldenburger Teams gefehlt hat.
Tendenz: Wird bleiben und ist auch gut so. Muss aber lernen seinen Einsatz auch unter einem anderen Coach als Freyer zu bringen und seine Verletzungsanfälligkeit in den Griff bekommen (medizinischer Stab bitte übernehmen ;-)).
Holyfield:
Die größte Sprung zwischen Mladens und Freyers Zeit. Verunsichert gestartet und dann in einem mit der Zeit immer unsicherem und unruhigerem Team immer weiter untergegangen. Hatte am Anfang auch das Gefühl, dass Oldenburg für ihn ein riesen Schritt war und er einiges an Eingewöhnungszeit in einer neuen Umgebung und Stadt brauchte. Bekam dann Clark vor die Nase gesetzt der ihn aus dem Team gedrängt hat (mit dem Versuch den alten Mladen Basketball zu Spielen). Scheint aber in der Zwischenzeit an sich weiter gearbeitet zu haben und sich weiterentwickelt zu haben. Dann unter Freyer eine größere und bessere Rolle. Athletisch, gute Veranlagung Positionen 1-4 zu verteidigen und offensiv mit viel Potential (wenn auch mit vielen unglücklichen bzw. schlechten Aktionen, verlegte Korbleger etc.). Relativ guter Basketball IQ, wenn man sich anschaut wie er sich auf dem Platz bewegt und situativ entscheidet defensiv wie offensiv. Fällt sein Dreier dauerhaft und packt etwas an Muskelmasse drauf, kann er ein richtig guter BBL Spieler werden.
Tendenz: Bleibt. Könnte mir vorstellen, dass wir ihn für lange Zeit in Oldenburg sehen, sofern er weiter an sich arbeitet. Hat dieses Jahr glaube ich gemerkt, dass er mit neuen Situation schwerer umgehen kann und wird daher nicht unbedingt zum nächsten Euroleague Team wechseln (als 10. Mann) sobald er sein Potential voll ausschöpft. Denke hier könnte auch ein Paulding Effekt einsetzen, da er gesehen hat wie Spieler in Oldenburg gefeiert werden, wenn sie ihr Potential ausschöpfen und da bleiben
Odiase:
Athletik pur, sonst nicht viel. Für einen Center zu schwach im Rebounding und im 1-on-1 unterm Korb offensiv wie defensiv. Kaum Hustle, schwacher Freiwerfer, null Basketball IQ, kein nennenswerter Wurf, völlig überfordert wenn er mal gedoppelt wird, als defensiv Anker viel zu hektisch. Ist glaube ich der Typ Spieler der in jungen Jahren viel durch seine Athletik dominieren konnte und dadurch den Schritt verpasst hat, wo er sich weitere Skills hätte drauf packen können. Da ist wirklich nichts, außer ab und an der Highlight Dunk oder Block (kaschiert damit wahnsinnig viel und imponiert damit sicherlich dem Gelegheitsfan (bzw. dem der wenig Basketball im allgemeinen schaut) … ich wüsste nicht in welchem System er wirklich funktionieren soll. Ist glaube ich neben Hundt der wohl, wenn man Preis-Leistung vergleicht, schlechteste Spieler, denn ich in Oldenburg gesehen habe. Vielleicht tue ich ihm unrecht und er ist Aaron Baynes 2.0 … aber dafür müsste er sich weit strecken und er ist auch schon 26(?).
Tendenz: Abgeben.
Breunig:
Uff, das ist schwer. Eigentlich trifft auf ihn das gleiche zu wie auf Herrera und Center werden mit dem Alter besser, aber irgendwie scheint er an einem Punkt zu sein, wo es irgendwie nicht voran und zurück geht. Ich habe so das Gefühl er ist allem was auf dem Feld passiert gegenüber sehr indifferent …
Tendenz: Abgeben. Vor allem mit seiner Verletzung ein zu hohes Risiko (auch wenn mir das wahnsinnig leid tut). Hier gibt es wahrscheinlich auch das meiste Potential einen “neuen” Deutschen zu finden.
Agbakoko:
Er hat zu wenig gespielt, als das ich mir zu Traue ein Urteil über ihn zu fällen.
Tendenz: Bleibt. Als 12. Mann keine schlechte Option und eventuell mit Potential für mehr.
Ndhine:
Ähnlich wie Agbakoko, aber (und ich weiß Recency-Bias) sah er im letzten Spiel nicht schlecht aus, wenn er auch noch wahnsinnig viel lernen muss.
Tendenz: Bleibt als 11. Mann und bekommt im Laufe der Saison eine größere Rolle (da 3-and-D immer gesucht wird und Potentiel wichtiger ist als Center - sorry @Agbakoko).
Freyer:
Danke für die Rettung vor dem Abstieg! Zum Coaching: Hatte wahnsinnig viel Glück, dass er ein Team übernommen hat mit so vielen Zockern … gut war sicherlich, dass er das Team mental wieder aufgebaut hat.
Tendenz: Abgeben. Als Feuerwehrmann war er eine gute Wahl, aber aus Dankbarkeit halten sollte man ihn nicht. Die Frage bleibt etwas, wer sonst auf dem Markt ist, und ich bevorzuge ihn definitiv vor einem Korner (die sind noch hinter uns gelandet!!!), einem Wucherer oder Rödl (Gott bewahre …), oder sonst einem anderen aktuellen BBL Trainer.
Zusammenfassend, ich möchte wieder ein Team auf dem Platz sehen, welches mit einem hohen Basketball IQ gesegnet ist (und nicht dieser diesbezüglichen Nullnummer dieses Jahr), Team Basketball Im Vordergrund steht und einen Trainer, der eine klare, eigene, und längerfristige Vision von einem Spielstil verfolgt … und nicht versucht zwanghaft einen an einem anderen Standort etablierten Stil zu übernehmen. Am liebsten hätte ich einen Trainer aus dem Ausland, der eine komplett neue Idee mitbringt … Allgemein sollten die Baskets weiterhin versuchen in den Top4 zu landen am Ende der Saison, und eventuell auch ein Jahr in Europa aussetzen, um dann in der Saison darauf im Eurocup zu landen (da einem die Champions League auf Dauer glaube ich zu wenig bringt und nur auf Kosten des Erfolges in der Liga geht) …
Unabhängig vom Trainer sieht der Kader damit nächste Saison wie folgt aus:
AAA/BBB
CCC/DDD
EEE/Pjanic/Ndhine
FFF/Holyfield (eventuell auch andersherum)
GGG/HHH/Agbakoko
Soweit erstmal meine Einschätzung ohne zu wissen wer der Coach wird nächste Saison.