Hallo zusammen,
zu den Erstliga-Playoffs ist also der Livestream kostenpflichtig.
Und in der Swish-App sind die essenziellen Funktionen wie Play-by-play und Statitiken - zumindest im ersten Zweitliga-Playdown-Spiel Marburg-Dillingen kostenpflichtig. In der WNBL ist dies seit geraumer Zeit schon so.
Es sollen also professionelle und ehrenamtliche Berichterstatter dafür zahlen, dass sie für diese Ligen, in denen Sponsoren und Zuschauer den Vereinen die Türen einrennen, wenigstens ein bisschen Öffentlichkeit schaffen.
Dass man die Kostenpflicht ausgerechnet bei der Jugend-Bundesliga anwendet, ist schon ein Ding. Man setzt im absoluten Amateurbereich an und will den Jugendlichen, deren Eltern und allen, die sich für die WNBL interessieren und engagieren, das Geld aus der Tasche ziehen. Wenn das keine Abzocke ist.
Und jetzt schließe ich Sporttotal ein:
Ich verstehe, dass nicht alles im Leben kostenlos sein kann. Und ich möchte nicht diskutieren, ob sich jeder Interessierte die 3,99 Euro pro Livestream und die 1,99 Euro pro Monat bzw. 17,99 Euro pro Jahr für die Swish-App leisten kann.
Aber: Wenn etwas Geld kostet, erwarte ich als Kunde auch ein professionelles Produkt.
Ich leiste mir z. B. ein Abo für die nordamerikanische Baseball-Profiliga MLB, das kostet 154,69 USD, rund 147 Euro pro Jahr. Preisvergleich: Wenn ich das Swish-Jahresabo kaufe, kann ich für den Rest des Geldes noch 32 DBBL-Playoff-Livestreams sehen.
Die Baseball-Saison geht mit Playoffs ein gutes halbes Jahr, gespielt wird in der Hauptrunde fast jeden Tag mit bis zu 15 Spielen. Wenn ich jede Woche nur ein Spiel gucke und ab und zu ein zweites, bin ich preislich im gleichen Bereich wie jetzt bei der DBBL. Natürlich gucke ich mehr - und schlafe weniger.
Der Unterschied: Beim Baseball ist im Abo-Preis die Statistik-App schon mit drin. Und die Livestream-Übertragungen sind hochprofessionelle Produktionen mit allem, was dazugehört. Das kann man über die DBBL-Spiele ja nicht sagen, selbst bei den Vereinen, die sich richtig Mühe geben.
Hinzu kommt:
Alle Leistungen, die am Spieltag in der Halle für den Stream und die App erbracht werden, werden zumindest bei uns von Ehrenamtlichen bzw. Sponsoren erledigt: Kommentar (ein bis zwei Leute), Technik und Anzeige (ein bis zwei Leute) sowie die Bedienung der App (zwei Leute inkl. Ansager).
Außerdem: Alles, was sonst noch dazu beiträgt, dass überhaupt Spiele stattfinden können, dass es überhaupt eine Mannschaft gibt, deren Spiele übertragen werden können, muss auch jemand machen. Bei uns sind das Ehrenamtliche. Das ist im nordamerikanischen Profisport garantiert anders.
Wenn ich mich entscheide, meinen Verein ehrenamtlich zu unterstützen und damit auch Profisportlerinnen und -trainer, dann ist das meine Entscheidung. Und die treffe ich gerne, weil sie meinem Verein zugute kommt, der mir am Herzen liegt. Das gilt vermutlich für alle anderen Ehrenamtlichen in DBBL und WNBL genauso.
Nun bekommen die Vereine (wie ich gehört haben) von den 3,99 Euro für den Livestream je 50 Cent. Das heißt 3/4 der ehrenamtlich erarbeiteten Leistungen gehen an Sporttotal, ein kommerzielles Unternehmen. Von den Einnahmen der Swish-App bekommen die Vereine, soweit ich weiß, gar nichts.
Unabhängig davon, wie gut die Produkte Livestream und Swish-App sind, und unabhängig davon, ob die erhobenen Gebühren ihren Preis Wert und erschwinglich sind:
Die Liga setzt Standards (es muss gestreamt werden, möglichst mit Kommentar usw., und es muss gescoutet werden), und sorgt letztlich dafür, dass vor Ort ehrenamtlich erbrachte Arbeitsleistungen ausgebeutet wird für kommerzielle Interessen Dritter!
Natürlich ist “die Liga” letztlich “die Vereine”. Aber: Die Swish-App wurde meines Wissens nach vom DBB durchgedrückt - ohne Vereine oder DBBL zu fragen. Und ich frage mich, ob bei den Vertragsverhandlungen zwischen DBBL und Sporttotal damals schon im Raum stand, dass es Ausnahmen von dem kostenlosen Stream geben könnte oder sicher geben würde.
Und natürlich könnten die Vereinen ihren Ehrenamtlichen auch angemessene Hororare zahlen. Dann würde niemand ausgebeutet. Die finanziellen Mittel bei den WNBL- und DBBL-Vereinen sind ja unbegrenzt. Oder die Spielerinnen und Trainer bekommen halt weniger. Hebt sicher das Niveau der Liga an.
Ich hoffe, dass die Bezahlschranke dazu führt, dass mehr Leute in die Hallen kommen. Das wäre aus Sicht der Vereine und der Mannschaften sowieso zu begrüßen!