Artikel in der TA
Franklin und die jungen Wilden
Gros des Basketball-Drittligisten Löwen Erfurt bleibt beisammen. Zwei junge Talente aus Gotha rücken in den Kader
Von Null in die Playoffs. Dies war das bemerkenswerte Ergebnis der Erfurter Basket-Löwen in der Pro B nach ihrer unverhofft-erzwungenen Geburtsstunde der letzten Saison. Erfurt als Basketball-Stadt nach der unvollendeten Erfolgsgeschichte mit den Rockets zu erhalten – das hatten sich die beiden akribischen Macher Wolfgang Heyder als Manager und Florian Gut als Trainer zwingend auf die Fahnen geschrieben.
Die vorwiegend aus jungen deutschen Spielern mit Amateurstatus erwachsene Mannschaft erfüllte ihre eigenen Hoffnungen und die der oft genug an die 1000 gehenden Fans über Erwarten gut. Getragen vom an allen Enden des Spielfeldes präsenten Routinier Robert Franklin sowie den beiden anderen Profis David Taylor und Maximilian Kuhle sprangen am Saisonende gar die Playoffs der besten Acht heraus. Das erste Ziel – die Klasse beschwerdefrei zu halten – war geschafft.
Nun also auf ein Neues, hinein in die zweite, gemeinhin als die schwierigere deklarierte Saison! Die etablierten und doch noch jungen Tobias Bode, Jonathan Arnold, Oliver Pahnke, Lucas Wobst, Lorenz Schiller, Pavle Danilovic und Moritz Lang haben mit dem erst 15-jährigen Delius Kraus und dem 17-jährigen Nils Wolter zwei veranlagte „milchgesichtige“ Guards aus dem Gothaer Nachwuchs hinzu bekommen. Sie sind neben dem 38-jährigen „Vater der Kompanie“, Robert Franklin, weiter an Bord. Dreierschütze Maxi Kuhle, mit dem man gern verlängert hätte, orientiert sich beruflich auf Mallorca völlig neu. David Taylor hat aus Verletzungsgründen mit zwingend notwendiger, aber verschleppter Operation kein Vertragsangebot bekommen. Der Sonnyboy ist gerade – offensichtlich erfolgreich – dabei, auf RTL die „Bachelorette“ von sich zu überzeugen.
Indes: Die Löwen-Verantwortlichen bleiben auch ohne die Zwei weiter am Personal-Ball. „Wir müssen nichts überstürzen. Schließlich beginnen die Pflichtspiele erst am 21. September“, mahnt Gut zur Ruhe.
Allerdings: Auf der Centerposition, dem Sorgenkind der letzten Saison, sind die Löwen bereits fündig geworden. Der 23-jährige Belgier Alhassan Barrie aus Antwerpen kommt. Der zuletzt auf einem US-College Basketball spielende 1,93 m große Athlet hat sich in einer Video-Botschaft an die Löwen-Fans gewandt und schon mal seinen Spitznamen „Barry“ verraten. Florian Gut ist überzeugt, mit ihm genau den Akteur bekommen zu haben, den das Team gebraucht hat: robust-durchsetzungsfähig, dabei beweglich und technisch versiert.
„Wir werden dennoch weiterhin bei unserer Grundmaxime bleiben, nicht in teure Spieler zu investieren, sondern vor allem unsere jungen deutschen Spieler weiter zu entwickeln.“ Dass für die ausgeschiedenen Profis ein (oder zwei) neuer, der passen muss, geholt wird, ist klar: „Dafür aber lassen wir uns Zeit.“
Wer Heyder und Gut kennt, weiß, dass halbe Sachen nicht deren Ding ist. Deshalb steht die Zielorientierung: Spätestens übernächste Saison soll der Sprung in die zweithöchste Liga, die Pro A, gelingen. Ein erster interessanter Test und wohl auch vorsichtiger Gradmesser steigt am Sonntag, 11. August, ab 16 Uhr gegen Erstliga-Absteiger Science City Jena in der Riethsporthalle.
Eigentlich nicht viel Neues; bei den aufgezählten Jungen fällt auf, dass Klinke nicht dabei ist (vielleicht nur vergessen?) und natürlich das Alter des Routiniers Franklin, 38, kann halt problematisch sein, er bleibt hoffentlich weitgehend verletzungsfrei. Ansonsten wird ja der Amateurstatus hervorgehoben, als Profis sollen ja noch 1-2 kommen, demzufolge zählt man Barrie wohl nur eingeschränkt zu den Profis? Oder ist das die angekündigte Erweiterung um einen zusätzlichen Profispieler? Zunächst bleibt aber rätselhaft, wie er mit 1,93 Center spielen soll, auf so ein Sprungtier bin ich ja gespannt!
Was für mich gar nicht passt, ist die Zielorientierung übernächste Saison in die ProA aufzusteigen. Mit welchem Geld, wenn es jetzt schon für keinen richtigen Center reicht? Für die nächste Saison (oder ist es erst die jetzige Saison?) geht es doch in erster Linie um den Klassenerhalt, es sei denn wir werden noch mit 2 echten ProB prägenden Vollprofis überrascht.