@Klaus sagte in WWU Baskets Münster 2021/22:
@Cameronia: Bei aller Enttäuschung über die Verfehlung des Saisonziels “Aufstieg in die Pro A”. Aber: Münster vor einem Scherbenhaufen??? Ist das nicht etwas viel der Schwarzmalerei?
Ich gebe dir recht, die Bezeichnung ‚Scherbenhaufen‘ war etwas zu krass gewählt, aber im Ergebnis(!) steht man nach dieser Saison sportlich halt nur da, wo man vor 2 Jahren auch schon stand: in der Vorbereitung einer weiteren, nunmehr fünften Pro B-Saison.
Ich glaube allerdings nicht, dass es nur zu Adjustierungen im Kader kommen wird. Ich gehe davon aus, dass sich der eine oder andere Spieler neu orientieren und den nächsten Schritt in einem anderen Verein und vielleicht auch in der Pro A gehen möchte. Dann wird man sich ggf. auch von Vereinsseite her von dem einen oder anderen Spieler trennen, und vielleicht geben Spieler auch ihr Karriereende bekannt.
Ich bin mir auch überhaupt nicht sicher, ob Björn Harmsen eine weitere Saison als Headcoach in der Pro B anhängen wird. Pro B ist sicher nicht das, was ihn als Trainer herausfordert.
Vielleicht noch ein paar Worte zum Coach. Wenn man sich in der Halle so mit den Leuten unterhält, sind die Meinungen eigentlich ziemlich einheitlich. Münster hat sich mit Harmsen einen Coach an Land gezogen, der fachlich über jeden Zweifel erhaben ist und nach dem sich andere Pro B-Vereine die Finger lecken würden. Seine Handschrift war, für mich in dieser Deutlichkeit unerwartet, vom ersten Spiel der Saison an glasklar zu erkennen. Besonders offensiv hat das Team auf einem anderen Niveau gespielt, gar keine Frage.
Parallel zu dieser fachlichen Seite wird die persönliche Seite von vielen, mit denen ich gesprochen habe, kritisch gesehen. Und um das ganz klar zu sagen, hier geht es um die WAHRNEHMUNG eines Menschen bei seinen ÖFFENTLICHEN Auftritten VOR den Kulissen! Wahrnehmung ist etwas sehr Individuelles, Subjektives. Bezüglich des Coaches kenne ich jedoch nur eine Meinung, die sich übrigens auch mit Feedbacks zu seiner Gießener Zeit decken.
Die WWU Baskets nehme ich als einen Verein wahr, der sich nicht nur eine klare Positionierung in Form definierter Werte gegeben hat, sondern diese auch ganz konkret umsetzt und vorlebt. Helge Stuckenholz vertritt dieser Werte als Manager der Baskets sehr glaubhaft. Interessante An- und Einsichten dazu kann man sich z.B. in diesem Podcast anhören.
Auf der Homepage der Baskets heißt es unter Business/Wir u.a.:
“Der Basketball steht für einen stets fairen, respektvollen Umgang auf und abseits des Spielfelds, mit Gegnern und Schiedsrichtern. Wir verlieren mit Anstand, gewinnen natürlich lieber und wollen die Fans begeistern.”
O.k., da steht nur „mit Gegnern und Schiedsrichtern“, aber ich gehe mal davon aus, dass die Spieler auch mit eingeschlossen sind.
Und jetzt bleibt es jedem Einzelnen überlassen, zu beurteilen, wie die eigene Wahrnehmung vom Spielrandgeschehen zu diesen Aussagen und Werten passt.
Die ganz Thematik hat zwei Seiten, die sportpsychologische und die positionierungs-/werterelevante.
Ersteres ist ein Thema für sich (Kurzfassung: negative Emotionen führen NIE, NIE, NIE zu Höchstleistungen im Sport!), das zweite Thema ist weitreichender, da es unmittelbar die Außenwahrnehmung des Vereins tangiert.
Für Sponsoren gibt es unterschiedliche Motive, Geld in einen Verein zu stecken. Das geht vom privaten Kleinunternehmer, der aus ganz persönlicher Begeisterung für Basketball und den Verein die Kasse öffnet, bis hin zum emotionslosen Großkonzern, der einen Kooperationspartner sucht, um die eigenen Werte möglichst effizient in eine definierte Zielgruppe zu tragen. Allen gemeinsam ist, dass sie negative Publicity scheuen wie der Teufel das Weihwasser. Und wer Werte wie Fairness und Respekt kommuniziert sehen möchte, dem wird das wiederholte Geschehen am Spielfeldrand eine kognitive Dissonanz bescheren.
Kurzum, dem Verein war es bisher in beeindruckend professioneller Art und Weise gelungen, sich selbst klar und konturscharf und mit einem hohen Wiedererkennungswert zu positionieren. Vom wertebasierten Selbstverständnis, über die strukturierten Social Media-Aktivitäten, die Pressearbeit, den respektvollen Umgang mit Spielern, Fans (auch den gegnerischen!) und Schiedsrichtern, bis hin zur klaren CI im Auftritt und der Tonality in der Kommunikation (incl. Hallensprecher und Livestream-Moderatoren). Das war alles aus einem Guss, sehr glaubwürdig und damit attraktiv für Sponsoren, die in ähnlicher Weise wahrgenommen werden möchten.
Darum geht es.
Ich kann Deine Argumente alle nachvollziehen. Wird spannend sein zu sehen, wie es weitergeht. Schönen Sommer und bis zum Herbst, wenn wir in eine hoffentlich erfolgreiche Saison 2022/2023 starten.