@ehirsch sagte in Causa Karim Jallow:
Die NADA spricht im Fall Jallow nirgendwo von verpassten Tests.
In Kombination mit denen im NADA-Report genannten Zahlen, dass nur 1/5 aller “Meldepflicht- und Kontrollverstösse” tatsächlich verpasste Tests sind, lässt das schließen, dass es sich nicht - zumindest nicht bei allen Strikes - tatsächlich um verpasst Tests handelt.
Gelebte Praxis ist das, was Du zitierst:
Zitat: “Meldepflicht- und Kontrollversäumnisse (sog. “Strikes”) können für versäumte Kontrollen innerhalb des von einer Athletin oder einem Athleten individuell angegebenen 60-minütigen Testzeitfensters (betrifft nur den Registered Testing Pool, RTP) sowie für Meldepflichtversäumnisse (RTP), also der unvollständigen oder falschen Angabe der Aufenthaltsorte, festgestellt werden.”
Klingeln an Deiner Wohnungstür - Deine Freundin/Dein Mitbewohner macht auf, Du jobst gerade um Studium und Leistungssport unter einen Hut zu bringen und hast 60 Minuten Zeit (Deine Freundin brauchte schon mal drei, um Dich zu informieren), Du musst Deinem Chef klar machen, dass Du jetzt gaaanz dringend nach Hause musst, um vor dem NADA Typen dann bei Minute 59 zu sein und vor ihm in den Becher zu pinkeln.
Zugegeben, nicht mit dem Luxusleben eines Karim Jallow zu vergleichen. Der verdient mehr, als ich jemals verdienen werde (und ich gehöre zu den wirklich Privilegierten in diesem Land), darf sich sein Hobby zum Beruf machen (gut, das habe ich ein Stück weit auch - bin aber auch sehr privilegiert) und möchte so gerne in der Natio zocken. Dazu muss er ein bissl Regularium einhalten, das tausende andere auch einhalten können. Er ist aber so verpeilt, dass er das nicht hinbekommt. Mein Mitleid ist begrenzt - sein Rechtsbestand offenbar exzellent und am Ende wird für ihn alles gut werden.
Ich hab hab oben aus dem NADA-Report zitiert. Da ist genau aufgelistet, dass nur 1/5 der Verstösse tatsächlich verpasste Tests sind. Diese Statistik wäre nicht möglich, wenn es tatsächlich “gelebte Praxis” wäre, dass nur verpasste Tests einen Strike produzieren würden.
Tatsächlich halte ich das für weit hergeholt. Ich habe so etwas noch nie gehört … Alles was Kaderathleten erzählen ist urban legend? Alles was über die Dopingkontrollen in den (seriösen) Medien, in Podcasts erzählt wird ist fehlerbehaftet? Für wie wahrscheinlich hältst Du das?
2.) Du schreibst vom “Geist der Regelung”. Ich denke, wir sind uns einig, dass der “Geist der Regelung” verhindern soll, dass sich gedopte Sportler durch Tricks den Dopingkontrollen entziehen können, oder?
Absolut. Und daher hat sich unsere sportive Gesellschaft drauf geeinigt, dass junge Menschen, die zum Erzielen sportlicher Topleistungen auf vieles verzichten, was anderen Twens als völlig normal erscheint zusätzlich noch den Entwürdigenden Regularien der Antidopingmaßnahmen unterziehen.
Aber wenn wir vom Geist der Regelung reden, müssen wir eben auch darüber reden, wie die Realität ist? Reden wir hier über einen gedopten Sportler? Niemand unterstellt Jallow tatsächliches Doping. Wieviele echte Dopingfälle gab es im Basketball denn überhaupt? Wie wahrscheinlich ist es überhaupt, dass wir hier überhaupt über Doping reden könnten?
Im Leistungssport ist das leider durchaus üblich. Das fängt mit Medikamenten an, die die Erholung beschleunigen, damit man schnell wieder Höchstleistungen erbringen kann. Zugegebenermaßen sind andere Sportarten, die mit krass leistungssteigernden Mitteln unterwegs sind, spektakulärer. Aber selbstverständlich sind die Mannschaftssportarten nicht clean.
Im Basketball ist dies nicht der Fall, da es praktisch so gut wie gar keine Verstösse gibt.
Dieses Wissen ziehst Du woher?
Die Situation ist doch so:
- Karim Jallow ist mit fast 100%iger Sicherheit nicht gedopt gewesen
Das ist eine Annahme …
- er wurde während der regulären Saison mehrfach getestet
das weißt Du, weil Du weißt, wie oft es Trainings und Spielkontrollen bei Ulm gab? Selbst wenn es regelmäßige Kontrollen gegeben haben sollte (ich zweifele, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren), werden nur zwei Athleten gelost (ich glaube, die Zahl stimmt). Dass es regelmäßig Jallow getroffen haben sollte, würde gegen die Wahrscheinlichkeit sprechen.
- er hat sich nur wegen der Nationalmannschaft, in der er ohnehin nur als Aushilfe gespielt hat, einer wesentlich strengerem Monitoring unterworfen (wäre er nicht für den Kader gemeldet, hätte er ganz normal gespielt wie sonst auch, aber niemals diese Strikes kassiert)
er wollte Natio - er unterwirft sich den Regeln.
- UND am Ende wurde in einem Verfahren nicht belangt.
Deine Lesart ist: Das Verfahren dauerte so lange, weil die klagende Seite halbseidende Gründe vortrug. Meine Lesart ist: Das Verfahren dauerte so lange, weil die verteidigende Seite Strohhalme ohne Ende fand, an die zu klammern es sich lohnte. Lass uns die Wahrheit in der Mitte vermuten.
Aus diesem Grund finde ich es schlicht nicht sinnvoll, die Strafe eines Vergleichsfalls zu zitieren, der offenbar deutlich “eindeutiger” war als dieser.
wir können uns an dieser Stelle darauf einigen uneinig zu sein. Im Spitzensport gilt leider nicht die Unschuldsvermutung, sondern die Schuldsvermutung, Ich finde es nicht toll. Aber noch einmal: Tausende schaffen es sich damit zu arrangieren.