@patte:
1. Pro Übergangsfristen bzw. befristete Ausnahmegenehmigungen. Die gibt’s im Fußball auch, wo bspw. gerade der Chemnitzer FC mit einer solchen in der 3. Liga spielt und die Lizenz erhielt bevor der Stadionneubau beschlossen wurde und sich dessen Fertigstellung nun auch länger als geplant hinzieht.
Da bist du falsch informiert.
In Chemnitz wurde letztmalig die Lizenz wohlgemerkt nur für die 3.Liga erteilt bzw. das Stadion einmalig für diese Saison zugelassen. Die Planung war, bereits letzte Saison einen Baubeschluss durch die Stadtverwaltung zu erreichen, das hat sich bekanntlich verzögert, ist aber mittlerweile nach Modifizierungen endgültig auch von der Landesdirektion genehmigt worden. Würde zur neuen Saison kein Baubeschluss vorliegen, müsste Chemnitz zwar nicht absteigen, könnte aber eben nicht im bisherigen Stadion spielen.
Für diese Chancen-Erhöhung nehme ich das Gejammer derer, die es trotzdem nicht schaffen, gern in Kauf.
Es bleibt mit Sicherheit nicht nur bei Gejammer. Ich wette darauf, dass die ersten Clubs dann auch klagen werden, natürlich erst wenn das Kind im Brunnen liegt. Egal wie gut die Regularien verabschiedet wurden, ist es heute, wie die DEL ja spüren musste, es teilweise eine Frage des Gerichts, ob man die zuvor ja vom eventuell klagenden Club akzeptierten Regularien rechtlich angreifen kann und zumindest die normale Arbeit lähmen kann.
Zum Vergleich lohnt meiner Meinung nach auch in diesem Fall ein Blick zum deutschen Profisportmarktführer Fußball: Dort gibt es ebenso Standards, aber diese wurden immer derart gestaltet, dass jeder Verein mithalten konnte, bzw. sogar erst dann eingeführt, wenn sie von einer großen Anzahl der Clubs längst erfüllt wurden.
Liest du auch mal irgendwelche Berichte zu einigen Fußballclubs? Die Kommentare sind da im Grunde die gleichen wie beim Basketball. Man jammert, man könne sich Investitionen nicht leisten, man müsste mehr Zeit bekommen, andere bekämen Stadien kostenlos von den Kommunen bereitgestellt usw.
Oder fällt euch aus den letzten 20 Jahren irgendein Fußballverein in den drei höchsten deutschen Ligen ein, der wegen einem Stadion zwangsabsteigen musste oder nicht aufsteigen durfte?
Ja. Seit Einführung der 4.klassigen Regionalliga 2008/2009 haben reihenweise Oberligisten insbesondere wegen den Infrastrukturvorgaben auf den Aufstieg (als aufstiegsberechtigter Meister) verzichtet. Einige Beispiele:
zur Saison 09/10: Brinkumer SV (OL HB), SC Waldgirmes (OL Hessen)
11/12: Torgelower SV Greif (OL Nordost-Nord), FC Ismaning (OL Bayern)
und sogar zu den neuen weniger regulierten Regionalligen hat z.B. eine ganze Liga keinen Aufsteiger gemeldet, weil keiner die sowieso sehr geringen Auflagen erfüllen wollte (kein Aufsteiger aus dem Fußballverband Mittelrhein in die Regionalliga West).
Aufgrund der zumindest lauten Klagen wurde die Regionalliga auch wegen der Infrastrukturvorgaben reformiert, jetzt sind es 2 Staffeln mehr, zudem dürfen die Veranstalterverbände eigene Regeln festlegen, was z.B. in Bayern dazu führt, dass man im Grunde mit jedem Sportplatz in der Regionalliga spielen kann. Das Jammern kommt dann beim Aufstieg in die 3. Liga.
Beim Fußball hat sich in den letzten 10 Jahren bei der Infrastruktur eben auch eine Menge getan, so dass sich die Adaptionsschwierigkeiten auf die 3.Liga verschoben haben.
Weitere Alternative, die oft genutzt wird, ist das Umziehen. Dann wird eben bei Aufstieg in einer anderen Anlage gespielt. Dies wurde oft genug getan.
Einhergehend mit ständiger Behinderung derer, die an ihren Standorten wirklich gute Arbeit leisten und sportlich erfolgreich sind, dann aber ihren Stadtobrigen, Sponsoren, Zuschauern, Journalisten, etc. immer wieder erklären müssen, warum sie gegen künstliche Aufsteiger bzw. Klassenerhaltler abstinken. Unter dem Strich möchte ich allein mit Blick auf die letzten fünf Jahre behaupten, dass Insolvenzen, Rückzüge, heraufprovozierte “schwarze Schafe” und fehlender sportlicher Austausch dem Ruf und der Entwicklung unseres Sports vielfach mehr geschadet haben, als es eine zu kleine Halle oder ein zu geringer Etat je hätten tun können.
Dem ist klar zu widersprechen, weil es Insolvenzen, freiwillige RÜckzüge, Zwangsabstiege und Aufstiegsverzichte auch zuvor schon sehr oft gab. Für mich ist die nicht abnehmende Zahl daher ein Hinweis, dass zum einen die Standards ihre Ziele weiterhin nicht erreichen und sie aber auch nicht mehr schaden, als zuvor mit keinen Standards oder niedrigen Standards.
Auch hier sei wieder der Blick zum Fußball empfohlen: Da geistern Fürth und Augsburg nahezu chancenlos am Tabellenende rum - stört sich daran irgendjemand (außer den eigenen Fans)? Nimmt das Interesse an der Bundesliga jetzt spürbar ab? Nö, warum sollte es auch?
Das stört niemanden, weil Fürth und Augsburg ihre Etats gedeckt haben. Im Basketball hat eine Chancenlosigkeit immer wieder zu Insolvenzen geführt, da man in die Spirale “schlechte Spiele-weniger Zuschauer-weniger Spieltagseinnahmen-Etat nicht mehr gedeckt” kommt.
Die einzige halbwegs stichhaltige Begründung des Mindestetats war ja mal noch, dass man den Clubs ein zusätzliches Argument für Sponsorengespräche verschaffen wollte.
Die Begründung ist, dass ein höherer Etat die Wahrscheinlichkeit steigert, dass man professioneller arbeitet. Wenn kein Etat vorgegeben wird, ist ehrenamtliches Arbeiten bis zum letzten Spiel in der ProA möglich und führt dann beim überraschenden Aufstieg zu Schulterzucken. Wie oben geschrieben ist der Blick zum Fußball ein Blick mit verdeckter Sicht. Die Spieltagseinnahmen sind bei Hallensportarten besonders wichtig, folglich ist ein chancenloses Rumgurken ein enormes Insolvenzrisiko. Die genannte Saison von Jena führte ja ebenfalls beinahe in die Insolvenz.
Die Idee an sich ist einfach grundsätzlich falsch und gehört deshalb nicht ins Regelwerk, statt ihr Artenschutz zu gewähren, nur weil sie momentan vielleicht mal nicht allzu viele Clubs stört.
Dann schafft sie ab. Immer diese Gerede von Clubvertretern, die Mehrheitsbeschlüsse nicht akzeptieren oder dann bei Nichtgefallen die diskreditieren und den Eindruck vermitteln, dass diese im Grunde Minderheitsbeschlüsse wären. Die Standards wurden im Rahmen der Regularien der Liga mehrheitlich beschlossen. Natürlich hat die BBL Einfluß, aber wenn einem nur der Status Quo wichtig ist, braucht man auch keinen Aufstieg in die BBL und könnte zumindest für 5 Jahre auf den Aufstieg verzichten um dann die Liga auch zu konsolidieren. Aber mit dieser Konsequenz will man auch nicht leben. Clubs ehrenamtlich irgendwie über die Runden bringen, aber dann erwarten, dass man in ohne große Änderungen in die BBL aufsteigen darf oder beim-an-die-Wand-fahren sich über den Knall wundern.