“Wir woll´n euch wiedersehen…”
Das waren die letzten Gesänge, die Dresden am 01. April 2017 von den Fans der Niners Chemnitz mit auf den Weg in die ProB gegeben wurden. Zuvor stemmten sich die acht verbliebenen Titanen in einem mitreißenden Kampf gegen die 28. Niederlage im 30. Spiel. Es sollte nicht sein. Die Titans verloren auch diesen vorerst letzten Auftritt in der ProA durch einen Quasi-Buzzerbeater. Übeltäter zum 68:70 aus Dresdner Sicht war damals Malte Ziegenhagen.
Natürlich waren die Titans zu diesem Zeitpunkt längst abgestiegen. In einer katastrophalen Saison mit vielen Verletzungen und Personalrochaden, etlichen hauchdünnen Niederlagen gerade zu Saisonbeginn und am Ende reichlich zerschlagenem Porzellan ging es zurück in die Drittklassigkeit des deutschen Basketballs. Aller Euphorie und allen Engagements am Standort zum Trotz. Die Delle in der bis dahin außerordentlich guten Entwicklung des Vereins wirkte nachhaltig. An einen sofortigen Wiederaufstieg war ohnehin nicht zu denken, doch nur zwei Jahre nach dem Abstieg aus der ProA selbst in der ProB ums Überleben kämpfen zu müssen, hatten sich die wenigsten vorstellen können. Am Ende konnte man durch einen 80:74-Erfolg beim späteren Absteiger in Wolfenbüttel den Klassenerhalt eintüten. Symptomatisch: Es blieb der einzige Sieg der Titans in den Playdowns.
Was dann folgte, kann man rückblickend nur als Initialzündung bezeichnen. Mit einem runderneuerten Kader, der stark auf einheimische Talente fokussiert wurde, konnte 2019/20 das Heimrecht in der ersten Playoff-Runde erkämpt werden, die anschließend der Corona-Pandemie zum Opfer fiel. 2020/21 holte man die Hauptrundenmeisterschaft in der Südstaffel, fünf Siege im Pandemie-Modus der Playoffs und scheiterte aufgrund einer einzigen Niederlage in Itzehoe in der zweiten Gruppenphase, gleichbedeutend mit dem Viertelfinale. 2021/22 wiederholte man den Vorjahreserfolg in der Hauptrunde und diesmal führte der Weg in den Playoffs bis ganz nach oben: nach dem Aufstiegsspiel im Halbfinale in Wolmirstedt konnte vor heimischer Kulisse auch das Finale gegen Düsseldorf erfolgreich gestaltet und der Meisterpokal in empfang genommen werden.
Was kann die ProA von Dresden erwarten?
Halle und Infrastruktur - Gespielt wird immernoch in der Margon Arena, Kapazität 3.000 Plätze. Parkett, LED-Banden und Standkörbe sind vorhanden. Perspektivisch wird man die Heimspielstätte einer Frischzellenkur unterziehen, für ca. 2024/25 ist die Investition eines mittleren zweistelligen Millionenbetrages in die städtische Immobilie vorgesehen. Zusätzlich verfügt man über den Titans-Campus am Schulstandort Dresden-Tolkewitz. In zwei Mehrfach-Hallen wird der größte Teil des Trainings- und Spielbetriebs der Jugend-, aber auch Herrenteams über die Bühne gebracht.
Jugendarbeit - In Dresden ist eine stabile Struktur von den Minis bis zur NBBL etabliert. In fast allen Altersklassen treten dabei sogar mehrere Teams an. Die JBBL konnte dieses Jahr die Klasse relativ souverän halten, die NBBL setzte sich kürzlich in einem Qualifikationsturnier in Hanau durch und sicherte sich so die neuerliche Teilnahme an der U19-Bundesliga. Aus der NBBL geht es in die Herrenteams weiter, die 2022/23 in der 1. Regionalliga Südost, der 2. Regionalliga Südost, der Oberliga und der Landesliga an den Start gehen werden. Die Schultour der Titans erreicht ca. 10.000 Kinder in und um Dresden herum.
Personal und sportliche Ziele - Bekannt sind zur Stunde die Verlängerungen von Coach Fabian Strauß und Kapitän Georg Voigtmann für jeweils gleich zwei Jahre. Auch Geschäftsführer Rico Gottwald bleibt den Titans erhalten. Aus dem Meisterschaftskader soll ungefähr die Hälfte der Spieler gehalten und mit fünf bis sechs Neuzugängen verstärkt werden. Das Konzept überwiegend auf einheimische Athleten zu setzen will man so weit wie möglich beibehalten, wobei den Anforderungen der ProA selbstverständlich Rechnung getragen werden muss und wird. Ziel ist der schnellstmögliche Klassenerhalt.
Fans - Die aktive Fanszene ist im Forza Blue e. V. versammelt, dem Fanverein der Dresden Titans. In der ProB zählte man in Sachen Stimmung und Zuschauerzahlen zur Spitzengruppe der Liga. Aufgefallen ist man auch durch mehrere großformatige Choreographien, die es so in der ProB nirgendwo sonst gab. In der ProA wird man in guter Gesellschaft sein, da der erneute Aufstieg natürlich auch diesmal mit einer gewissen Euphorie verbunden ist. Auf den Rängen verhält man sich in Dresden grundsätzlich sehr fair, was einen angemessenen verbalen Schlagabtausch parallel zum Spiel nicht ausschließt. Aber vor und nach den Begegnungen ist man ein herzlicher Gastgeber, der verdienten Siegern auch mit Anstand gratulieren kann.
Ein kleiner Hinweis zum Abschluss: Auf Schönen Dunk sind nur wenige Titanen unterwegs, zumeist kommuniziert man intern auf anderen Kanälen. Nichts desto trotz geht natürlich die herzliche Einladung zur Diskussion und zum Kennenlernen des Vereins raus. Wer fragt, dem verspreche ich auch Antworten.