Nachdem mich das Team der letzten Saison, seit Ewigkeiten mal wieder, emotional schon im Winter kalt gelassen hat, wollte ich diese Saison eigentlich bis Weihnachten warten, um mir ein Urteil zu bilden. Aber nachdem es schon Ewigkeiten in den Fingern (oder bei mir am Handy olschool eher im rechten Daumen) gejuckt hat, bin ich doch eher wieder mit dabei.
Ist im Sommer bei Ojeda einiges schief gelaufen? Das ist offensichtlich und wird ja auch offiziell mehr oder weniger verklausoliert auch zugegeben. Brauche ich also nicht mehr riesengroß zu thematisieren. In ein paar Nuanchen unterscheide ich mich hier aber von der herrschende Meinung. Das PG-Projekt fand (und finde) ich grds sehr spannend. Zugegeben hätte ich mir da schon jetzt mehr input erhofft, aber ich habe weiterhin noch genug Fantasie, um Lust auf die weitere Entwicklung zu haben.
Problematisch für mich eher, dass man auf PG UND Center Baustellen hat. Allgemein wird mir der Weggang von Lammers viel zu wenig “beweint”. Mit ihm fehlt der zentrale Defensivanker, der von Fall bis Shorts alles weg verteidigen konnte. Imo lief er in seiner Wichtigkeit fürs Team immer ein wenig zu sehr unterm Radar.
Da hat man jetzt Khalifa und Janny als Anker zu den defensiv “ausbaufähigen” z.b. Spagnolo/Procida…
Da beneide ich Israel ehrlich gesagt nicht.
Leider (oder haste Kacke am Schuh, haste Kacke am Schuh) kam zu dieser offensichtlichen Unwucht der Teamzusammenstellung auch durchgehend die (gefühlt) Alba-typische Verletzungshistorie, bei der nicht immer mal einer ausfällt, sondern immer gleich die Positionspärchen ( erst Center, jetzt SG, demnächst vermutlich PF mit JT/Tim).
Insofern ist man von dem, was auch mit diesem line up möglich sein kann, noch ein gehöriges Stück weg. Und mir ist bewussst, dass die Benchmark nicht das Team von vor 2 Jahren sein wird.
Ohne ins Detail gehen zu wollen, habe ich diese Saison schon sehr viel geflucht, meist alles Sachen die hier eingehend beleuchtet wurden (z.b. italienische Entscheidungsfindungen, Ausschöpfung seiner Möglichkeiten Khalifa, Guardverteidigung,…), aber wichtig ist, ich habe geflucht.
Dieses Team in seiner ganzen Fragilität und den vielen Unzulänglichkeiten erreicht mich emotional wieder. Ich befürchte zwar, dass das Fluchen und Kopf schütteln noch lange Zeit vorherschende Emotionsausserungen bleiben werden, aber ich habe wieder echte Emotionen.
Spannend finde ich die nächsten beiden Spiele. Beneide auch dort den Coach nicht. Rational gesehen, wird man bei der Rotation nicht 3 Spiele in der Woche mit der defensiven Intensität von Dienstag spielen können. Gegen Efes wird man aber nur mit maximaler Intensität gut aussehen können (dass heißt beim jetzigen Line up nicht gleichbedeutend gewinnen können). Aber wieviel Energie kann man vertretbar mit Blick auf Samstag aufwenden? Einerseits läuft man Gefahr die Akkus zu sehr zu leeren, andererseits kann zu wenig Energie gerade nach dem Erfolgserlebnis am Dienstag zu einem wieder schwer zu behebenden Spannungs- und Flowverlust führen. Ganz exemplarisch kann man es ja an JT ausmachen. Wäre man z.B. bereit ihn bei einem halbwegs engen Spiel wieder 30 plus gehen zu lassen für einen EL-Sieg oder wäre man bereit ihn deutlich weniger einzusetzen und damit auch eine deutliche Niederlage hinzunehmen, aber vermeintlich dadurch am Samstag mehr Chancen zu haben?
Und wie sieht es mit uns Fans aus? Haben wir die Frustrationstoleranz für eine ggf deutlichere Niederlage in eigener, aber (auch wenn es “nur” Efes ist) lautstark türkischer Halle ? Oder sind dann gleich wieder alle überspitzt nicht EL tauglich ?
Und unabhängig von heute wird der Samstag interessant. Welches Line up können wir aufbieten und wie konnte man das Desaster gegen den MBC verarbeiten und Lehren daraus ziehen?
Hat man eine Do-or-die Mentalität ?