Sei gegrüßt @ballsportler46. Es sei dir versichert, du musst dich für die Länge deiner Beiträge nicht entschuldigen, denn sie machen Freude beim Lesen, gänzlich unabhängig davon, ob man jede Ansicht teilt. Für mich bilden solche Beiträge die Basis für interessante Diskussionen und sind daher goldwert. Weitermachen!
Trinchieri ist trotz fester Prinzipien, keineswegs ein reiner Dogmatiker, sondern in ähnlichem Umfang Pragmatiker. Der praktizierte Basketball, egal ob in Cantu, Kazan, Bamberg oder Belgrad, hat sich zumindest offensiv fundamental von dem der anderen Stationen unterschieden. Dabei hat er bewiesen, dass er sowohl arrivierte Spieler mit neuen Reizen fordern und fördern kann, aber auch Spieler, die relativ am Anfang ihrer Profi-Karriere stehen. Was mich ein wenig überraschend, ist, dass bei der Analyse seines Basketballs das Hauptaugenmerk stets auf die Offense gelegt wird. Trinchieri ist und bleibt für mich eine Defense-First-Coach. Das zeigt sich beispielsweise daran, dass er in Bamberg bis Dezember fast ausschließlich sein Augenmerk auf die Defense gelegt, woraus teils hundsmiserable Leistungen zu Beginn der Saison resultierten; Stichwort Braunschweig. In München findet er für diese Seite des Courts exzellente Voraussetzungen im Spielermaterial vor, weshalb ich besonders in diesem Bereich eine Renaissance im Vergleich zum jugoslawischen Ansatz erwarte. Die Quintessenz seiner Defense ist Switchability, die nicht nur durch den mobilen Frontcourt, sondern auch durch den physischen Backcourt gewährleistet wird. In dem Bereich erwarte ich mir extrem viel.
Die Aussagen von Baiesi auf der PK suggerieren, dass man grundsätzlich sehr gerne einen PG verpflichtet hätte, der Markt dies allerdings niemand passenden hergegeben hat. Für mich ist das dennoch die Schwachstelle und der Grund, weshalb ich Alba Berlin eine Nasenspitze vor euch sehe. Aus meiner Sicht fehlt ein Führungsspieler, jemand der in schwierigen Situationen das Heft des Handels in die Hand nehmen kann, jemand wie Jovic oder Delaney. Sisko ist (noch) nicht so weit, Bray ist aus meiner Sicht nicht der Typ dafür, Baldwin…eher unwahrscheinlich, Djedovic und Lucic sind für mich hochqualifizierte Rollenspieler, aber keine Leader. Flache Hierarchien bieten sicherlich auch Vorteile, in Form von Flexibilität, Unberechenbarkeit und Teamchemie, sie gehen allerdings meiner Ansicht nach auf Kosten der Souveränität in knappen Spielen. Das war aus meiner Sicht mit ein Grund, weshalb Bamberg nach dem Abgang von Wanamaker einen Großteil der knappen (internationalen) Spiele verlor, trotz eines hervorragenden Ersatzes in Person von Causeur.