Lieber Herr Dehler,
zunächst einmal: Meinen Respekt, dass Sie sich an dieser Stelle dem Diskurs stellen wollen. Es untermauert Ihr aufrichtiges Interesse an dem Club und der Meinung der Fans. Ich sage aber auch in aller Ehrlichkeit: Einen wirklich zielführende Austausch kann ich mir auf diesem Wege nicht vorstellen.
Warum? Nun, das zeigt sich schon an Ihrem Einstiegsbeitrag (und den Reaktionen darauf). Was sollen Sie uns auch anders erzählen? Und das ist der Kern des Ganzen. Alles, was kommunizierbar ist, wird doch (im Idealfall) ohnehin kommuniziert - falls nicht, spricht das für eine mangelhafte Öffentlichkeitsarbeit und lässt sich nicht über Beiträge bei Schönen Dunk kompensieren. Warum z.B. wurde Ihre Rolle nicht längst über offizielle Wege so konkretisiert, wie Sie das getan haben? Und alles, was nicht kommunizierbar ist, werden Sie auch an dieser Stelle nicht preisgeben können. Wenn man wirklich in einen Dialog will, sollten dafür andere Formate gefunden werden - auch in dieser Zeit.
Ergebnis für mich: Gut gedacht, nicht gut gemacht.
Im Übrigen ist genau das das Motto der Story, die man über die 46ers seit rund einem Jahr erzählen kann/muss.
Das beginnt mit der Auswahl von Mike Koch als Schelberg-Nachfolger. Ein Basketball-Trainer soll plötzlich für Themen wie Marketing, Sponsoring und vieles mehr verantwortlich zeichnen? Das konnte nicht gut gehen - so charmant der Gedanke, einen Mann mit Stallgeruch „nach Hause zu holen“ in der Theorie auch klingen mag. Dass dann noch erzählt wurde, einer der Gesellschafter hätte noch die Nummer seines alten Schulkollegen gehabt, rundet das Bild einer unprofessionellen, nicht an Kompetenzen orientierten Personalauswahl ab.
Vermarktung ist nun mal das essenzielle Thema. Das in Gießen - mit dieser Halle und der überschaubaren Anzahl potenzieller Sponsoren - kein Selbstläufer ist, sondern für den es eines Profis bedarf. Ich hätte erwartet, dass die Führung dies erkannt hat und wenigstens jetzt mit entsprechender personeller Besetzung reagiert. Zumal sich das Vertriebsteam ja offenbar aufgelöst hat. So mache ich mir ernsthafte Sorgen, wie es in der Vermarktung weitergehen soll - noch dazu als (wahrscheinlicher) Zweitligist.
Gut gedacht, schlecht gemacht - das gilt auch (mindestens) für die Kommunikation des Zukunftspapiers. Medial wurde eher der Ist-Zustand aufgegriffen. Was nicht wundert, da die Zukunft - wie ja schon geschrieben - eher schwammig und nicht gerade mit bahnbrechenden Neuerungen beschrieben wurde. Aufbruchstimmung kam jedenfalls keine auf.
Ich zweifle auch am Idealismus, dass sich Sponsoren (nur) über eine Story gewinnen lassen. Das gehört bestimmt dazu. Aber ein Sponsor will doch einen Gegenwert bekommen. Da gilt es, sich Gedanken zu machen, wie man sich vertrieblich aufstellt. Denn: Ohne Moos nix los.
Es gibt so viele Punkte, die schief gelaufen sind, in dieser Saison: Außendarstellung in jeder Hinsicht katastrophal, null Kontakt zu den Fans (trotz digitaler Möglichkeiten), sportlich desaströs, das Office hat sich gefühlt aufgelöst. Da ist sehr, sehr viel zu tun, um wieder eine positive Wahrnehmung rund um den Verein zu schaffen.
Ich hoffe, es gelingt. Aktuell habe ich jedoch das Gefühl, dass die 46ers um Jahre zurückgeworfen wurden und sich eine Trendwende nicht absehen lässt.