@antimatzist sagte in J.Saibou: Fluch oder Segen für die Nationalmannschaft:
Du willst glaube ich immer noch nicht verstehen, dass es hier um keine rechtliche Betrachtung geht, sondern eine rein moralische.
Doch, verstehe ich nur zu gut. Wir sind uns da doch völlig einig?!
Ich sage ja auch immer und immer wieder im Kontext dieser Diskussion, dass Meinungsfreiheit für mich kein rein juristisch definierbares Gut ist, wenn es hier sinngemäss heisst:
“Wenn Saibous Meinungsfreiheit juristisch gegenüber dem Staat gewahrt bleibt, dann hat es ja nichts mit Meinungsfreiheit zu tun, wenn wir hier lautstark zusammen fordern, dass ganz Basketball-Deutschland diesen Basketballer wegen falscher Meinungen (von ihm, seiner Freundin, anderen Demoteilnehmern) ausschliesst.”
(Eine Art “Meinung” ist das natürlich auch. Aber eben keine, die besonders die Meinungsfreiheit respektiert)
@antimatzist sagte in J.Saibou: Fluch oder Segen für die Nationalmannschaft:
sondern eine rein moralische.
Genau das ist es.
Und meine ganz moralische Bewertung ist da halt die, dass ich einem Basketballspieler einigen privaten Mumpitz zugestehe - ohne ihn deshalb gleich als Basketballer in Deutschland canceln zu wollen.
Ich bin der, der mit den Augen rollt und womöglich sagt “Joshiko, was postest du da für einen Verschwörungsmüll auf Instagram? Wegen einer temporären Masken- und Distanzpflicht wird die Demokratie oder der Zusammenhalt der Gesellschaft in Deutschland nicht gleich ausgehöhlt oder untergehen. Übertreib’s bitte mal nicht. Chill’s mal ein bisschen, wart’ ein paar Monate ab, bis geimpft ist, und schau dann kritisch, wie es um alles bestellt ist.”.
Ich bin nicht der, der förmlich nach irgendeinem Bildchen ohne Maske, mit ein Dezimetern zu wenig Abstand, oder irgendeinem anderen entfernten Demoteilnehmer (und dessen Meinung) sucht und dann sagt “Dieser Spieler soll nie mehr in Deutschland, für Deutschland oder mit Deutschland Basketball spielen”. Oder der, der ihn “alles, wirklich alles abschwören” sehen muss, bevor ich das revidier.
Dies auch vor dem Hintergrund, dass…
@antimatzist sagte in J.Saibou: Fluch oder Segen für die Nationalmannschaft:
Ein Spieler darf von der Meinungsfreiheit gedeckt vieles sagen - er könnte den Klimawandel leugnen, er könnte sich gegen Gleichberechtigung von Frauen und Homosexuellen aussprechen (beides wird ja z. B. auch von einem der momentanen Kanzlerkandidaten vertreten); er könnte Wahlwerbung für die NPD machen oder behaupten, dass die Coronamaßnahmen ein erster Schritt in eine totalitäre Diktatur wäre, und so weiter. All das wäre rechtlich vollkommen in Ordnung.
Wenn jetzt der DBB hinginge und sagen würde: Dieser Spieler vertritt die gleichen Werte wie der DBB und er hat eine legale Meinungsäußerung getätigt - das wäre doch nicht in Ordnung!?
Ich bin nicht ganz überrascht, aber doch schockiert, was hier zusammengeworfen wird (wo wir schon über Meinungsfreiheit reden). Bei der Gleichberechtigung bin ja noch bei dir. Der DBB ist ein Verein von Menschen für den gemeinsamen Sport. Das trifft den Kern seiner Tätigkeit.
Spätestens beim Punkt “Klimawandel” allerdings ist das für mich eine Intoleranz gegenüber anderen legitimen (wenngleich vielleicht falschen oder unsinnigen) Meinungen und den Willen, jemand zur Mehrheitsmeinung zwingen zu wollen. Oder wenigstens nichts gegen diese zu äussern.
Egal wie unsinnig eine solche Leugnung des Klimawandels sein mag: Die betrifft doch nicht den Kern dessen (oder die Werte) wofür der DBB tätig ist und steht. Der DBB macht nicht primär Klimapolitik.
@antimatzist sagte in J.Saibou: Fluch oder Segen für die Nationalmannschaft:
Saibou hat keine Straftaten begangen.
Saibou wird von der Öffentlichkeit für Aussagen scharf kritisiert.
Saibou hat wahrscheinlich einen sportlichen Mehrwert für die Nationalmannschaft derzeit.
Sind wir uns völlig.
Das ist ja mein Punkt: Die Kritik oder die Angriffe auf ihn entzünden sich eben doch primär an seiner Meinung(säusserung).
Ich bin da bereit, ihm mehr “komische Aussagen” zuzugestehen (ohne ihn als Nationalspieler für ungeeignet zu halten) als andere.
Umso mehr, da COVID und die entsprechenden Massnahmen sind eine gesellschaftliche Ausnahmesituation, wie wir sie seit seit 2-3 Generationen nicht hatten. Grenzschliessungen, Reisebeschränkungen, Ausgangssperren, Berufs- und Tätigkeitsverbote, private Kontaktverbote - einen solchen (andauernden) Ausnahmezustand gab es seit dem 2. Weltkrieg nicht. Womöglich nicht mal im 2. Weltkrieg.
Kein Wunder, wenn eine Gesellschaft, aber auch Einzelne, etwas sensibel oder “hysterisch” werden, sich schnell empören oder gar ein bisschen durchdrehen. Gilt genauso für Politik, Medien wie aber auch besorgte Bürger und Querdenker (und ich nehme mich da selbst gar nicht aus).
Von daher würde ich nicht alles auf die Goldwaage legen, was im Kontext zu COVID gesagt oder wogegen protestiert wird.