Die erste Pro A-Saison ist Geschichte. Jäh unterbrochen in einem beachtlichen 8:2-Lauf und der zweitbesten Rückrundenbilanz hinter Chemnitz. So ist es am Ende Platz 9, allerdings punktgleich mit dem Fünftplatzierten, erreicht mit dem zweitgeringsten Etat der Liga.
In der Gesamtschau hervorragende Zahlen, die umso bemerkenswerter sind, als sie nach zwei Aufstiegen in Folge und ohne Mäzen im Hintergrund eingefahren wurden. Jetzt steht die Mammutaufgabe bevor, die Leistung zu bestätigen und die Strukturen zu festigen, um sich nachhaltig in der Pro A zu etablieren. Die Saison ist eigentlich beste Werbung, um massiv an der Sponsorenfront zu gewinnen, zumal sich viele Unternehmen fragen werden, warum man weiter Geld in die Wild Wings im Eishockey pumpen sollte, die trotz ordentlicher Voraussetzungen das Abonnement auf die Rote Laterne gepachtet haben. Das jähe Saisonende und der zu erwartende Wirtschaftsabschwung werden hier eine Rolle spielen.
Rückblickend auf die Saison mal eine subjektive Detailkritik:
Kaderplanung:
Zu Beginn eine ganz neue Herausforderung, weil bis dato immer ein US-Amerikaner gescoutet werden musste und Trainer Velcic sich für die Zusammenstellung des übrigen Kaders auf sein gutes Netzwerk im europäischen Basketball stützen konnte. Durch den niedrigen Etat musste man an einigen Stellen Risiko gehen. Bei David Dennis ist man sehenden Auges Risiko gegangen und hat gehofft, dass sich seine herausragenden athletischen Fähigkeiten durchsetzen und die Schwächen im Wurf überdecken werden. Am Ende eine Fehleinschätzung. Bei Sean Lloyd hat man auf dem Papier alles richtig gemacht, ein sehr guter Teambasketballer mit hohem Spiel-IQ und guten Quoten auf dem College. Leider hat er seine Rolle nicht gefunden und Probleme sich in der Fremde zurecht zu finden. Jaren Lewis dagegen war ein exzellenter Griff, genau das richtige Puzzlestück, um das Team zu stützen. Die Verpflichtung von Marko Bacak aus Oldenburg war für einen Aufsteiger ein sehr guter Move. Bei der Nachverpflichtung von Brandon ist ein Glücksgriff gelungen.
Trainerteam:
In der Hinrunde hat das Team nicht den Gameplan des Trainerteams umgesetzt. Gerade die Organisation in der Defensive war haarsträubend. Alen Velcic hat die Problemherde erkannt und reagiert. Wenn man etwas kritisieren möchte, dann dass man bzgl. David Dennis nicht noch früher reagiert hat. Unter den Bedingungen ist aber besonders hervorzuheben, wie schnell das Team nach den personellen Wechseln die “Panthers-DNA” in der Verteidigung eingeimpft bekam. Trotz der schwachen Phase zu Saisonbeginn haben die Panthers in der Abschlusstabelle die zweitniedrigsten PPG kassiert, nur Heidelberg war geringfügig besser. Zum anderen gingen die Coaches hohes Risiko, indem um Weihnachten herum fast mit einer “5er-Rotation” durchgespielt wurde. Wirklich gut fand ich an vielen Stellen, wie gut innerhalb eines Spiels taktisch reagiert wurde. Velcic und Co. haben in dieser Saison sicher ihr bisheriges Meisterstück gemacht (auch wenn ich die Leistungen in der Vorjahren bereits beachtlich fand). Die Aufgabe wird zur Weiterentwicklung sein, das Setplay und Ballmovement dynamischer zu bekommen. Hier ist sicher Luft nach oben.
Funfact: auf SD hat zu keinem Zeitpunkt jemand die Verpflichtung von Röwenstrunk gefordert. Das dürfte das größte Kompliment überhaupt sein 😉
Spieler:
David Dennis: s.o. überragende Physis, aber kein Wurf jenseits der Dreierlinie. Es ging soweit, dass Hagen soweit absank, dass man meinen konnte, es sei U12-Basketball. Gescheitert ist er daran nicht, sondern an seiner Verweigerung, sich in das Verteidigungskonzept des Teams einzufügen und damit sämtliche Defensivrotationen zu sprengen. Und an seinem Ego, im Spielaufbau beratungsresistent zu sein und Mitspieler zu schneiden. Er wird als Lehrbuchbeispiel in die Geschichte eingehen, wie sehr gute Statistiken, die er zweifelsohne hatte, über den Impact täuschen können.
Drew Brandon: statistisch das Gegenstück. Gut, aber nicht herausragend. Dennoch das entscheidende Puzzlestück, da er vor allem Ordnung ins Team gebracht hat, mithin die klassische Aufgabe eines Point Guards. In der Verteidigung eine Wandlung um 180° seitdem er an Bord ist. Offensiv zunächst mit Problemen, hat sich im Laufe der Rückserie aber auch in wichtigen Phasen als Scorer hervorgetan. Dass er es nicht so häufig zeigen musste, ist wohl sein größter Verdienst. Neben ihm ist Friederici aufgeblüht.
Ivan Mikulic: phasenweise enttäuschend, was er offensiv gezeigt hat. Phasenweise war er aber wichtig, am Ende sogar mit 15 Punkten einer der Matchwinner. Insgesamt ein Baustein, um die Saison erfolgreich zu gestalten. Die Entscheidung, für den Flügelspieler Lloyd einen Guard nachzuverpflichten, war auf jeden Fall richtig.
Kosta Karamatskos: tat sich zu Saisonbeginn unheimlich schwer, war aber körperlich nicht bei 100 %. Im Saisonverlauf besserte sich das, da er von größeren Verletzungen verschont blieb. Seitdem sehr wertvoll in der Defense und als Stabilisator, auch wenn er offensiv unter seinen Möglichkeiten blieb.
Filip Kukic: das Gegenstück zu Karamatskos. Tolle Anlagen im Offensivspiel, grundsätzlich gutes Spielverständnis und sehr guter Wurf. Physisch noch nicht auf Pro A-Niveau, was sich in der Defense oft bemerkbar machte. Offensiv noch zu fehlerbehaftet. Ich hoffe, er bleibt dran, sehe da viel Potenzial.
Leon Friederici: Most Improved Player bei den Panthers, aus meiner Sicht auch ligaweit MIP-Kandidat. Hat seinen offensiven Output unheimlich gesteigert und war in vielen Spielen der X-Faktor. Wurde für sein hartes Workout im Sommer belohnt. Tolles Beispiel, wie ein Spieler entscheidend besser werden kann. Tolles Beispiel, wie ein Spieler nicht “Give Ami the Ball” spielt, sondern mit Selbstvertrauen in entscheidenden Phasen gute Würfe nimmt. Ist auch in der Lage zu penetrieren und Fouls zu ziehen, wenn es nicht läuft.
Bill Borekambi: in einigen Spielen auch ein X-Faktor, leider durch Verletzungen oder Erkrankungen zurückgeworfen worden. Unheimlich vielseitig, sowohl auf der 3 als auch auf der 4 konnte er seine Stärken einbringen und im Saisonverlauf im Small Ball häufig die Position 5 verteidigt und dort einen guten Job gemacht. Sehr wertvoll für das Team.
Rasheed Moore: zum Ende der Saison relativierten sich seine Traumquoten vom Saisonbeginn, unterm Strich aber eine sehr überzeugende Saison. Leider manchmal inkonstant und mit Problemen seinen Wurf zu finden, aber mit sehr guter Arbeit am Brett. Er ist der vielseitigste US-Amerikaner, den wir in all den Jahren in VS gesehen haben. Wird in den Annalen einen Platz direkt neben Sean Hampton erhalten.
Jaren Lewis: unheimlich wichtig, weil er stets das aufs Feld bringt, was das Team gerade benötigt. Kann auch unter Gegnerdruck hochprozentig abschließen und dadurch in schwierigen Phasen ein ganz wichtiger Faktor. Defensiv ebenfalls sehr wertvoll, dazu angenehm zurückhaltend und dadurch sehr teamfähig.
Yasin Kolo: in der zweiten Saisonhälfte langzeitverletzt. Bis dahin durchaus guter Input in der Offense, wobei er in entscheidenden Phasen für meinen Geschmack zu viele Fehler gemacht hat. Defensiv öfters mit der undankbaren Aufgabe auf der 4 verteidigen zu müssen. Dass er dort Probleme bekam, kann man ihm nicht ankreiden. Bringt viel mit, müsste seine Stärken aber besser einzusetzen wissen.
Marko Bacak: technisch einer der versiertesten Center in der Pro A, seine gute Freiwurfquote ist in der Crunchtime Gold wert. Zwar immer wieder in Foultrouble, aber meiner Erinnerung nach nur einmal in relevantem Maße vorzeitig ausgefoult, ist also in der Lage, clever mit Foulbelastung umzugehen, ohne dass die Intensität unnötig leidet. Im direkten Duell agiert er mir oft zu “soft” und scheut den Gang dorthin, wo es wehtut. Ein, zwei unnötige Dribblings weniger und ein, zwei Mal öfters den Körper besser eingesetzt, um in bessere Position in der Zone zu kommen, dann wäre es Topniveau. So gibt es leichte Abstriche. Aber es dürfte in der Pro A nirgendwo einen Center geben, der nicht unerheblich Kritik bekommt. Daher unterm Strich weiter ein super Fang.
Daniel Loh: kam kaum zum Einsatz und wirkte bei seinen Einsatzzeiten etwas übermotiviert. Als er in Oberhausen dann gebraucht wurde, hat er geliefert. Insgesamt aber kaum zu beurteilen.
Umfeld:
Die Zuschauerresonanz war rückläufig, was insbesondere an einer nicht unerheblichen Ticketpreiserhöhung auf unteres Pro A-Niveau gelegen haben dürfte. Das Highlightspiel gegen Tübingen vor über 4000 Zuschauer zeigt, was möglich ist. Letztlich wächst sowohl der harte Kern der Fans als auch die Zahl der Gelegenheitsbesucher und der Umkreis, aus dem die Fans rekrutiert werden. In dieser Hinsicht sicher ein weiterer wichtiger Schritt.
Die Organisation (Hallenaufbau, Livestream, Spieltagsorganisation) hat trotz der vielen neuen Aufgaben erstaunlich gut geklappt. Darauf wird man aufbauen können. Jetzt muss man im Hintergrund die Strukturen sowohl sportlich als auch kaufmännisch weiter professionalisieren. Angesichts des schnellen Aufstieges keine leichte Aufgabe. Insgesamt sicherlich ein großer Lernprozess in diesem Jahr, in dem alles andere als alles glatt lief, aber man die Kernaufgaben unterm Strich hervorragend gemeistert hat.
Ausblick:
Eine gute Saison weckt Begehrlichkeiten. Welche Spieler man halten kann, wird stark davon abhängen, wie gut man sich in der Off-Season aufstellen kann (und was die Konkurrenz auf die Beine stellt). Man hat sicher gute Argumente, da Alen Velcic unter Beweis gestellt hat, dass er Spieler auch innerhalb einer Saison besser machen kann, sogar deutsche Spieler 😉 das könnte durchaus ein Argument für manchen Spieler sein, den nächsten Entwicklungsschritt im Schwarzwald zu wagen.