Vieles wurde bereits zum Thema geschrieben. Deutlich wurde dabei, dass es nicht “die eine Begründung” für oder gegen einen Boykott im Sport gibt.
Selbst auf die Gefahr hin, den einen oder anderen Gedanken zu wiederholen, möchte ich mich kurz dazu äußern.
Bei wunderschönem Sonnenschein betrachtete ich bei meinem Spaziergang heute Vormittag den tiefblauen Himmel und stellte mir vor, wie es wohl wäre, wenn statt der Vögel und Passagierflugzeuge Bomber mit ihrer tödlichen Fracht zu sehen und hören wären. Einfach nur grauenhaft!
Es gibt länderübergreifend so viele Hilsaktionen, die zwar die Folgen des Kriegs mindern, aber die Ursachen leider nicht beseitigen können. Ob es Boykotte können, kann ich nicht sagen, aber sie sind vielleicht in der Lage, Aufmerksamkeit zu erzeugen. Wenn bei der restriktiven Informationspolitik in Russland, die täglich eingeschränkter wird, viele Russen überhaupt nicht wissen (oder vielleicht gar nicht wissen können), was eigentlich in der Ukraine passiert, braucht es alternative Informationskanäle, selbst wenn es nur indirekte sind. Dafür eignen sich Boykotte durchaus - nicht nur in Politik und Wirtschaft, sondern auch in Kunst, Kultur und im Sport. Möglicherweise kann das schon bei einigen (besser wäre natürlich bei vielen) Russen zu der Frage nach dem “Warum” führen, wenn das Geschehen in der Ukraine (Krieg wird es ja in Russland nicht genannt) aus Kreml-Sicht doch eine so “gerechte Sache” ist.
Zugegeben das ist vielleicht etwas naiv, aber sollte man den Versuch deswegen unterlassen oder sollte man nicht besser alles versuchen, was einem möglich ist? Meines Erachtens ist es besser, etwas Naives zu tun, als gar nichts. Wenn man es nicht probiert, weiß man später nicht, ob es nicht doch funktioniert hätte. Okay, ziemlich viel Konjunktiv - wir wissen es nicht, aber den Versuch ist es doch wert.
Ich kann mir eine Beendigung des Krieges von “außen” nicht nur sehr schwer, sondern eigentlich gar nicht vorstellen. Der Widerstand wird wohl von “innen” kommen müssen und dafür braucht es auch Denkanstöße.
Bezogen auf den Sport selbst vermute ich schließlich, dass ein ukrainischer Sportler Gedanken an seine Familie in der Ukraine auch bei einem Wettkampf nicht dauerhaft komplett unterdrücken kann. Fragen werden mitschwingen, wie z.B. Wie geht es meiner Familie? Habe ich noch ein zu Hause? … Und dann ist der sportliche Gegner ein Russe, der “nur seinen Sport” macht. Meines Erachtens ist die Teilnahme russischer Sportler an Wettkämpfen eine Zumutung für ukrainische Sportler.
Nun ist es doch ein bisschen länger geworden als beabsichtigt. Sorry about it!