Lange nicht mehr hier gewesen, aber es gibt Themen, da drängt die Meinung dann doch zu stark um zu schweigen.
Das Argument “unschuldige Basketballfans sollen nicht von irgendwelchen Sanktionen betroffen sein”, kann ich nur nachvollziehen, so lange es nicht ganz zu Ende gedacht ist.
Kriegs-Befürwortende Fans in Russland würden in einem Sieg gegen ein europäisches Team einen politisch aufgeladenen Sieg auf sportlicher Ebene feiern, Kriegsgegner würden beschämt daneben stehen. Auch wenn es sehr theoretisch in die Zukunft geblickt ist: Fändet ihr Bilder von russischen Soldaten an der Front schön, die CSKAs Euroleague-Sieg mit Gewehrsalven feiern? Russiche Basketballfans die Kriegsgegner sind, haben mit einem Spiel ohne russische Beteiligung im Moment wahrscheinlich die befreiteste Unterhaltung.
Das Aggieren der Euroleague seit Kriegsbeginn halte ich für unter aller Sau. Nichtmal den Empfehlungen der großen Sportverbände wurde nachgekommen. Stattdessen werden russische Forderungen dezent abgewandelt um sie dann 1-3 Tage später als Entscheidungen der Liga zu verkaufen. Angefangen vom Ausschluss der Teams (die russischen Teams haben kurz vorher gefordert ihre Spiele für einen Monat auszusetzen - kurz danach wurde das dann als Entscheidung der Euroleague verkauft. Über das “Einfrieren des Vertrags mit der VTB-Bank” (https://www.euroleaguebasketball.net/news/euroleague-basketball-freezes-its-contractual-relationship-with-vtb-bank/?pageTitle=Homepage&historyUrl=/) ein oder zwei Tage, bevor solche Verträge durch den Banken und SWIFT Boykott eh eingefroren würden, bis hin zum scheinheilgen Wechsel des Final Fours aus Berlin nach Belgrad. Wenn es der Wahrheit entspricht und das auf Grund der unterschiedlichen Corona-Verordnungen geschehen ist: Woher weiß die Euroleague wie die Lage in den beiden Orten in knapp 3 Monaten ist? Und ist der Euroleague wirklich die Vollauslastung einer Halle wichtiger, wie das Gesundheitsrisiko für ihre Fans?
Ich glaube allerdings, dass das auch nur ein vorgeschobener Grund ist, um russischen Druck nachzugeben. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass es Zufall ist, das mit Belgrad ausgerechnet der Ort gewählt wurde, den die russischen Teams als alternativen Austragungsort für ihre regular-Season-Heimspiele haben wollten.
Irgendein Feature auf der Euroleague-Website zu Aktionen von Vereinen die Ukraine-Hilfe oder -Solidarität zeigen? Fehlanzeige.
So wie ich Jordi Bertomeu einschätze ist er in diesem Konstrukt eine arme Sau. Wir sollten nicht davon ausgehen, dass bei anderen Vereinen die Dieter Hauerts dieser Welt vereint sind. Der Präsident von CSKA wird auf seinem Profil der Vereinsseite dafür gerühmt, den Ehrenorden und Medallien des russischen Verteidigungsministerium erhalten zu haben, Pana und Oly sind immer mal wieder wegen ihrer Vereinsführungen und deren komplett ungebührenden Machtverhaltens in die Medien gekommen - ich glaube da sind zum Teil Machtmenschen am Werk, deren eigener Vorteil über jedem Gedanken an Demokratie oder Menschlichkeit stehen. Von den Sponsoren hinter der Liga mal ganz zu schweigen.
Ich möchte Johannes Voigtmann für seine Aussagen nicht kritisieren oder erklären, dass er Bullshit erzählt. Aber das Zitat des georgischen Spielers Tornike Shengelia, der CSKA als erstes verlassen hat, möchte ich dem schon mal entgegen setzen: “Ich habe diese Entscheidung aus Protest gegen Russlands Invasion in die Ukraine getroffen. Für mich ist es nicht möglich, weiter für den russischen Armeeclub zu spielen.”
Peace.