@qnibert:
Meine conclusio ist, dass man sich nicht quantifizierbaren Risiken nicht annähern will und sie damit nicht mehr angemessen in die Gewichtung/Abwägung einbezogen werden. Was im Großen gesamtgesellschaftlich geschieht, passiert im Kleinen auch im Mikrokosmos BBL.
Wir können die Kosten eines Saisonabbruchs für die Liga gut quantifizieren, mit etwas Zeit und Spucke. Personalkosten, Sachkosten, Regressforderungen, etwaige Ausstände, diverse weitere Posten bei allen Ligastandorten einholen, analog dazu Kosten der administrativen Ebene. Meinetwegen auch die Verluste der Medienpartner und die lokalen Verluste durch den Entfall sportpädagogischer Kooperationsangebote. Lässt sich alles addieren. Am Ende steht die Zahl A, die in eine Waagschale gelegt werden kann. (Auf der gesamtgesellschaftlichen Ebene: Die volkswirtschaftlichen Kosten.)
Wir können die Kosten der Risiken in der anderen Waagschale - B - aber nicht gut quantifizieren. Sie sind uns “bewusst”, “wir nehmen sie in Kauf”, aber konkret möchte sie keiner bezeichnen. Annäherungen sind dabei durchaus möglich, versicherungsmathematisch zum Beispiel - in Abhängigkeit des Lebensalters, des Geschlechts und bspw. in den USA auch der Hautfarbe.
Eine gewisse Annäherung fand wohl aber auch in der Basketballcommunity statt, an deren Ende der Konsens stand, dass die Risikokosten B unterhalb der Kosten eines Saisonabbruches A liegen. B < A. Das Turnier lohnt sich.@qnibert:
Einen “Preis” ins Spiel zu bringen, ist da gewissermaßen auch nicht seriös, denn keiner kennt den “Preis” - du nicht, ich nicht, niemand hier… Da darfst du dich dann auch nicht wundern, wenn dir andere “Preise”, die sogar deutlich besser zu quantifizieren sind, entgegengehalten werden.
Das ist genau richtig. Niemand kennt den Preis a priori, und doch operieren alle mit ihm. B < A. Daher die plakative Aufforderung, die implizite Annahme explizit zu machen, das Pferd von hinten aufzusatteln und sich dazu zu zwingen, einen Preis zu benennen. Was ist uns der Spaß wert?
(Ähnlich verfährt man etwa mit den Umweltkosten von Verkehrsmitteln, um sie in die Abwägung einziehen zu können. Verkehrsmittel erzeugen externe Kosten, die von der Gemeinschaft getragen werden, wie etwa Emissionen. Wenn wir uns diesen Kosten annähern und sie beziffern, können wir sie zum Gegenstand der Abwägung machen und die Diskussion sauberer und ehrlicher führen.)
Mich würde daher interessieren, welche Preise die Basketballcommunity für tragbar hält. Ein sportinvalider Vladimir Lucic? Eine alleinerziehende Reinigungskraft als Pflegefall? Der Ligafotograf mit dem Ratenkredit auf dem Reihenmittelhaus in einer Speckgürtelschlafstadt mit geleastem Tiguan im Carport vor der Tür, der berufsunfähig wird? Eine Liga, die mit ihrem Hygienekonzept* krachend scheitert, dutzende Infektionsfälle zu verantworten hat und ihre Sponsoren mit verbrennt? Bis zu welchem Punkt geht ihr mit? Wann wird B = A?
Ich hoffe, dass der Gedankengang hinter meinem Diskussionsbeitrag klar geworden ist. Mag sein, dass sie auf manche wie angestrengte und fruchtlose Sophisterei wirken, aber für mich gehören zu einer ehrlichen Diskussion dazu.
*Jedes Konzept ist nur so gut wie das dümmste Glied in seiner Kette. Eine Hohlbratze reicht, um es für alle zu ruinieren.