Unabhängig davon, ob sich die EL von den nationalen Ligan abkoppelt oder nicht, der Augenblick, in dem der Leistungsgedanke aus dem europäischen Sport verschwindet und es nur darum geht ein möglichst familienfrundliches Entertainmentpaket zu schnüren, um dann im April/Mai irgendwann richtig Baskteball zu spielen, wir der Augenblick sein, in dem die europäische Basketballkultur (mit allen schönen und weniger schönen Ausprägungen) sterben wird. (Puh langer Satz). Für mich wäre das der Moment, in dem ich komplett das Interesse verlieren würde.
Ich glaube aber, das entgegen aller wirtschaftlicher Interessen, den meisten europäischen Verantwortlichen und der EL der Claim “every game mattes” noch etwas bedeutet. Solange das so bleibt, wird es auch einen leistungsorientierten Wettbewerb geben.
Das liegt auch vielleicht auch an der europäischen Kultur. Es geht den Vereinen darum zu gewinnen. Niemand tritt in einer professionellen Liga wie der EL an, nur um dabei zu sein. Das liegt schon an den Strukturen. Hinter den Verantwortlichen der NBA stehen oftmals reichen Einzelpersonen oder Investmentfirmen, denen es um absolute Profitmaximierung geht. Anders sieht es in Europa aus. Im weitverbreiteten europäischen Mäzenatentum geht es darum, sich mit einem möglichst sportlich erfolgreichen Verein zu schmücken (gerade im Basktball ist damit kein Geld zu verdienen). Oft ist das ein Hobby, weil irgendwer nicht weiß, was er mit seinem Geld anfangen soll (ja etwas zynisch). Das sieht man in Valencia, in Monaco, in Italien und der Türkei. Selbst in Frankreich. Sport ist oft etwas prestigeträchtiges, etwas mit dem man sich schmücken kann. Der Nachteil ist, dass die Vereine sehr abhängig sind, von den Launen ihrer Geldgeber. Daher kann es eben auch schnell vorbei sein. Siehe Oettinger, Brose und Klubs wie Darussafaka, Siena und Bolognia (wobei die ja wieder da sind).
Viel wichtiger als die strukturell Unterschiede, ist der teilweise enorm hohen kulturellen Stellenwert der Vereine und die Bedeutung die sie in der Region besitzen. Die Vereine sind oft tief in den Regionen verwurzelt. Man stelle sich vor, ein FC Barcelona, zieht nach London. Oder ein FC Bayern nach … ok. Was ich sagen will, Menschen identifizieren sich mit ihren regionalen Vereinen. Sie sind mit diesen Vereinen aufgewachsen, brennen für die Vereine und leiden mit den Vereinen. In manchen Regionen gehen die Eltern mit Ihren Kindern seit Generationen zu diesem Verein. Oft ist die Verbundenheit aus dem Fußball heraus entstanden, dass macht sie aber nicht weniger stark und wertvoll. Ein ALBA Fan wird nie ein Bayern oder Bamberg Fan werden, ein Barca Anhänger wird nicht zu Real wechslen. Roter Stern/ Partizan, Oly/Pana, von den Istanbuler Vereinen ganz zu schweigen.
Es ist für mich in diesem Kontext schlicht nicht vorstellbar, wie es diesen Menschen, die mit ihren Vereinen leben, verkauft werden soll, dass es 34 Spieltagen oder mehr um nichts geht. Das im Grunde kein Wettbewerb vorhanden ist. Die Identifikation wurde durch Engagement in der Region und durch kleine und große Erfolge geschaffen und das über viele Jahre hinweg. Oft gibt es eine jarzehnte alte Tradition.
Egal ob EL, BBL, ACB oder in jeder anderen Liga. Es wäre den Fans gar nicht zu vermitteln, wenn Vereine wie FC Bayern, Barca, Mailand, usw. sagen würde, dass sie eigentlich nur in der EL mitspielen wollen und keine weiteren Ambitionen haben. Das passt nicht zum Verständnis der Vereine und auch nicht zum dem der Fans. Es geht auf den höchsten europäischen Ebenen um die großen Siege und Titel und auch um die großen Emotionen. Die Emotionen können nur im Wettbewerb entstehen. Wer sich die ganzen EL/EC Videos anschaut, auf denen die Fans und Spieler brüllen, feiern, weinen, abklatschen, sich gegenseitig pushen, der wird schnell verstehen, dass das ohne den Wettbewerb in diesem Ausmaße nicht möglich wäre.
Ein Hoch auf die europäische Wettberwerbskultur.