Mit etwas Abstand betrachtet war das Spiel am Samstag äußerst ernüchternd. Es fehlte an Emotionen, Biss und teilweise an spielerischer Qualität. Besonders enttäuschend waren die Leistungen von Williams und Chapman. Es war erstaunlich zu sehen, wie Würzburg unsere Defensive in der ersten Halbzeit auseinandernahm, oft mit nur 3-4 schnellen Pässen, die zu freien Dreipunktwürfen führten. Obwohl Würzburg die Dreier bemerkenswert gut traf, darf man nicht vergessen, dass wir mit einer langen Bank auch den Gegner unter Druck setzen sollten.
DiLeo ist momentan absolut wirkungslos, sowohl offensiv als auch defensiv. Auf der positiven Seite war es erfrischend, Owen Klassen wieder in Aktion zu sehen, trotz seiner blöden Fouls zeigte er mit 4 Assists im ersten Viertel seine Wertigkeit. Und damit den Unterschied, den ein Center machen kann, der auch passen kann und den freien Mann findet.
Die Offensive am Samstag war größtenteils von Einzelaktionen von Russell und Crandall geprägt, jedoch nicht besonders erfolgreich. Besonders enttäuschend ist derzeit Williams, der nach seiner Verletzung noch nicht wieder in Form ist. Möglicherweise sollte man Konontsuk eine Chance geben, der nicht schlechter spielen würde. Williams’ Stärken liegen normalerweise in seiner Athletik und Verteidigung, die momentan jedoch nicht zur Geltung kommen.
Es ist offensichtlich, dass die Oldenburger Rotation Schwierigkeiten hat, sich an das Spiel mit den vier Rückkehrern anzupassen. Erinnert mich an den Saisonbeginn. Obgleich natürlich Agbakoko ein - für ihn - sehr gutes Spiel gemacht hat.
Abgesehen davon zeigt Würzburg natürlich eine starke Leistung, besonders wenn man die Statistiken betrachtet. Doch die Tatsache, dass sie eigentlich mit sechs Ausländern spielen und die deutschen Spieler nur als Ergänzung betrachtet werden, erinnert mich an den früheren Oldenburger Ansatz vor 10 Jahren. Erfolgreich, aber nicht förderlich für den deutschen Basketball. Doch letztendlich zählen die Siege. Und da ist Würzburg aktuell sehr gut unterwegs.
Ich möchte mich nicht in die Diskussion über den Trainer einschalten, da Calles noch einen Vertrag für ein Jahr hat, aber ich sehe auch verschiedene Herausforderungen. Möglicherweise ist sein System zu komplex? In Vechta und Hamburg habe ich keine derart schlechte Offensive gesehen. Mein Bauchgefühl sagt mir auch, dass die Defensive nicht unbedingt schlecht war. Woran könnte das liegen? Diese Saison performt Calles Team am schlechtesten in seiner bisherigen Trainerkarriere. Verletzungen könnten ein Grund sein, aber sicherlich nicht der einzige. Es gibt viele Leute und Gerüchte, die behaupten, dass Calles zwar ein ausgezeichneter Basketballfachmann ist, aber auch stur und unnachgiebig. Was davon wahr ist? Ich kann das nicht beurteilen. Vielleicht ist er im Grunde das Gegenteil von Mladen. Mladen war vielleicht nicht der allerbeste Basketballtaktiker und Defensefanatiker, aber er war extrem empathisch und sympathisch. Die Frage ist, was Oldenburg letztendlich will. Wir sind derzeit nicht wirklich erfolgreich. Und ich denke, wenn wir die Play-ins verpassen, dann könnte das auch das Ende von Calles in Oldenburg bedeuten, unabhängig vom Vertrag. Bisher hat noch kein Trainer in Oldenburg das Verpassen der Playoffs (jetzt sogar der Play-ins) erlebt, also zwei Plätze schlechter. Wie ich bereits vor einiger Zeit geschrieben habe: Ich könnte mir vorstellen, dass Calles mit seiner Basketballphilosophie größeren Erfolg haben könnte, aber dafür bräuchte er vielleicht andere Spieler. Vielleicht erfahrenere Spieler? Vielleicht Spieler mit einem höheren Basketball-IQ, die seine Ideen besser verstehen und umsetzen können? Ich weiß es letztendlich auch einfach nicht. Aber solche Spiele wie Samstag sind schon eher negativ zu betrachten. Ideenlosigkeit offensiv wie defensiv - das sieht man selten von Oldenburger Teams im März.
P.S.: Schmunzler den Abends für mich der deutliche AIRBALL beim Freiwurf von Klassen.