Auch wenn die Diskussion hier im Thread gerade schon deutlich weiter ist, muss ich nochmal ein paar Gedanken zum Abschied von Luke Sikma äußern. Ich habe jetzt ein paar Tage gebraucht, um die Nachricht zu verdauen - so richtig verarbeitet ist sie aber noch lange nicht. Nach diesem basketnews.com Interview Ende letzten Jahres hatte ich bis zuletzt die begründete Hoffnung, dass eine verkorkste Saison noch nicht das Ende der gemeinsamen Reise von Luke Sikma und ALBA sein soll. Luke selbst sagte darin noch: “if it ain’t broke, don’t fix it” und “If things keep going so well, obviously [I see myself playing with ALBA] for a long time”. Ich halte das auch heute noch für ehrliche Aussagen und keine typisch amerikanischen Lippenbekenntnisse. Offenbar hat sich im Verlauf der letzten Saison aber doch etwas im Hintergrund verändert.
Es bleibt zum aktuellen Zeitpunkt wohl reine Spekulation, was die Hintergründe sind. Gab es tatsächlich atmosphärische Störungen im Team, mit dem Trainerstab oder sogar noch weiter im Verein? Oder sind wir mit den vielen auslaufenden Verträgen zum Ende dieser Saison einfach “nur” an einen Punkt gelangt, wo diverse Spieler eine Veränderung suchen - sei es ein höherer Level mit Chancen auf EL Playoffs, einem Verein in der Heimat, ein NBA Traum oder eben der schnöde Mammon? Mit den vielen bereits erwarteten (und zum Großteil nun bereits realen) Abgängen, hat der Gedanke an Veränderungen vielleicht auch Luke Sikma angesteckt - und niemand kann ihm das persönlich verdenken.
Trotzdem fühlt sich sein Abgang aktuell noch sehr schal an. Eine angemessene, aber trotzdem eher knappe Pressemitteilung von ALBA, kein Statement von Luke Sikma selbst und bis heute auch keinerlei weitere Informationen in der Presse (alle von mir gefundenen Artikel zitieren im Wesentlichen nur ALBAs PM). Das fühlt sich insgesamt nicht angemessen an für einen Spieler, der (für mich) der Werte von ALBA ganz zentral repräsentiert hat: Spaß an der Arbeit (Spiele oder Training), Leben einer Gemeinschaft (Team und Verein), ehrliche Leidenschaft und gesellschaftliches Engagement (z.B. beim Ausbruch des Ukraine Kriegs). Wie schon andere würde ich mir wünschen, dass hier in den kommenden Wochen vielleicht noch die Gelegenheit ergriffen wird, den Abschied noch etwas ehrenvoller zu gestalten.
Auf dem Feld wird mir der Luke bei ALBA immer als einzigartiger Spieler in Erinnerung bleiben. Seine “verrückten” Pässe, sein “Dirigieren” der Mitspieler mit den Augen, seine geschickte Technik beim Rebound, der eine oder andere In-Bound Alley-oop und natürlich auch der eingestreute “Luuuuuke” Dreier. Er war nie der Spieler, der in den entscheidenden Momenten eines Finales das Spiel an sich gerissen und alleine gewonnen hat - das eine oder andere Mal ist er an dieser Erwartungshaltung vielleicht sogar gescheitert. Aber er war in den letzten Jahren immer die zentrale tragende Säule im System ALBA. Ich werde ihn sehr vermissen!
Ich werde auf jeden Fall genau verfolgen, wie sein weiterer Weg bei Olympiakos Piräus verläuft. Irgendwie ist es ja auch spannend zu sehen, ob seine Stärken auch in einem (völlig?) anderen Umfeld so zur Geltung kommen, wie in den letzten Jahren bei ALBA. Für ALBA selbst (und uns Fans) gilt es wohl nun, den Blick nach vorne zu richten. Es ist nun wohl eher eine Notwendigkeit denn eine Gelegenheit, den eigenen Spiel-Stil neu auszurichten und in der EL mit frischem Wind anzugreifen. Eine große Aufgabe für Himar Ojeda, Israel Gonzalez und auch den verbliebenen deutschen Kern des Teams. Aber auch eine Chance für JT, Malte Delow, Jonas Mattisseck und Tim Schneider in einer (noch) größeren Rolle aufzugehen.