Hossa, das sind ja mal echt große News. Erstmal finde ich es super, dass Ziele dargestellt werden, um die Liga attraktiver zu machen.
Dies folgenden Dinge sollen bis 2032/33 verdoppelt werden:
- Clubbudgets
Hier bin ich hin und hergerissen. 100% Steigerungsrate hören sich natürlich erstmal krass an. Ich denke aber, hier wird vorab schonmal eine Erfolgsgeschichte vorgegaukelt. Denn in der ersten Corona-Saison planten die Clubs mit knapp 100 Mio. Zehn Jahre später dann als Ziel 200 Mio. In der letzten Saison vor Corona waren die Clubbudgets allerdings bereits bei 140-150 Mio. (https://www.deutschlandfunk.de/neue-basketball-saison-die-budgets-aller-clubs-haben-sich-100.html)
Größter Knackpunkt hier ist der Mindestetat, der tatsächlich schrittweise eine Steigerung um 100% beträgt. Sag mal einem Zweitligisten, dass sie von ihren bisherigen 2 Mio. dann plötzlich 6 Mio. haben müssen.
- Reichweiten
Man setzt wirklich viel Hoffnung in Seiferts DYN. Ich hoffe, dass dies auch so erfolgreich wird, wie angedacht. Eine Verdoppelung der Reichweite innerhalb von 10 Jahren ist mutig, aber wenn alle an einem Strang arbeiten, auch möglich.
- Sportliche Erfolge
Hier stellt sich die Frage, wie man sportliche Erfolge “verdoppelt”, wenn man noch garnichts gewonnen hat. Was zählt denn als Erfolg? Der Einzug in die EuroLeague-Playoffs als Tabellenachter? Ist dann die Verdoppelung der Einzug in die Playoffs als Vierter oder dass zwei Vereine in die Playoffs kommen?
Wünschenswert sind aber sportliche Erfolge auf europäischem Parkett auf jeden Fall. Man muss halt nur irgendwie definieren, was man als Erfolg wertet.
Um die Ziele zu erreichen, hat man folgende Maßnahmen ergriffen:
- Mindestetat (Ab 2024/25 alle 2 Jahre +0,5 Mio.)
Bei der letzten Mindestetaterhöhung verstand ich den Sinn dahinter nicht wirklich. “Einfach mehr Geld” war die Anforderung. In dem Fall jetzt finde ich die schrittweise Erhöhung des Mindestetats eher nachvollziehbar, wenn auch nicht unbedingt in der Steigerungsrate von 100% in 10 Jahren. Anders als bei der Erhöhung auf 3 Mio € werden auf die Bundesligisten durch die anderen Maßnahmen höhere Kosten zukommen, um in der Liga mitspielen zu können. Ich denke, die Anpassung des Etats ist hier eher ein Mittel, um dies sicherzustellen. Die Rate der Erhöhung ist aber schon krass und wird für viele Mannschaften nicht erreichbar sein.
- Mindestkapazität (Ab 2032/33 min. 4.500-7.000 Plätze)
Hier kommen wir zu einem Punkt, der ebenfalls viele Vereine vor Probleme bringen könnte. 10 Jahre sind hier auch nicht gerade viel Zeit, um eine neue Halle zu organisieren.
Von den aktuellen Bundesligisten spielen momentan folgende Vereine in einer dann zu kleinen Halle:
Bayreuth
Crailsheim
Göttingen (Wieder zurück in die Lokhalle? Das waren doch über 4.500 oder?)
Frankfurt (Pläne für neue Halle vorhanden, weiß da den Stand nicht genau)
Hamburg (neue Halle auf dem Weg)
München (neue Halle bald fertig)
Weißenfels (Umzug nach Leipzig für “Eventspiele” möglich)
Würzburg (Neue Halle zieht sich bereits ewig, weiß da grade auch den Stand nicht)
Von den aktuellen Zweitligisten (ProA) spielen momentan folgende Vereine in einer zu kleinen Halle:
Bochum (größere Halle in Nachbarstädten vorhanden)
Düsseldorf (größere Halle in der Stadt vorhanden)
Hagen
Jena
Karlsruhe (größere Halle in der Stadt vorhanden)
Kirchheim
Leverkusen (vielleicht durch Zusatztribünen auf 4.500 aufrüstbar)
Nürnberg (größere Halle in der Stadt vorhanden)
Paderborn
Quakenbrück
Tübingen
Vechta (Umzug nach Oldenburg für Eventspiele möglich)
Villingen-Schwenningen
Münster
Gießen
Dresden
Damit wäre momentan nur den folgenden Vereinen ein Aufstieg möglich: Bremerhaven, Karlsruhe, Trier plus die paar, die eine größere Halle in der Nähe haben, aber das könnte schwierig werden, da diese Hallen ja auch andere Mieter haben.
Hier wirds also tatsächlich schwierig für manche Vereine, da eine Lösung zu finden. Wie geschrieben, 10 Jahre sind nicht viel Zeit für sowas.
- Modus (Play-In-Spiele zu den Play-Offs/Zweitliga-Mannschaften in BBL Pokal)
Von Play-In-Spielen halte ich persönlich nichts, aber das ist Geschmackssache. Positiv ist hier natürlich, dass das Niemansland der Tabelle verringert wird und es so vermutlich weniger Spiele gibt, wo es um nichts mehr geht.
Negativ finde ich hier, dass es wieder mehr Spiele gibt, aus allem wird noch mehr rausgeholt. Außerdem finde ich, es ist Nicht-Basketball-Fans nur schwer beizubringen. Der Playoff-Modus an sich, ist für Fußballer ja schon absonderlich, aber denen dann nochmal erklären zu müssen, dass es noch Playins gibt, um in die Playoffs zu kommen. Ich weiß ja nicht.
Ich finde, der Modus sollte so einfach wie möglich sein, um neue Zuschauer zu generieren.
Toll hingegen fände ich, wenn auch die Top6 der ProA um den BBL-Pokal mitspielen dürften. Gerade bei den Top6 wäre vielleicht ja auch mal eine Überraschung drin. Schauen wir mal, ob die ProA das Angebot annimmt.
- Kommunikation (mindestens eine Vollzeitstelle im Digital Content Management)
Das sollten die Vereine nicht auf die leichte Schulter nehmen. Mit der geplanten Berichterstattungsoffensive ab der nächsten Saison von DYN (Bild/ARD/ZDF, aber auch kostenlose Ausschnitte für alle Medien die wollen) sollte man sich tunlichst Mühe geben, hier nicht hinten runter zu fallen. Graue Maus ist hier nicht. Hier muss offensiv gearbeitet werden.
- Mehr Breite (ALLE Grundschulen erreichen)
Als Fernziel auszugeben, für jede der 15.000 Grundschulen Basketball anzubieten, finde ich hervorragend. Man hat erkannt, dass man den gegangenen Kurs noch erweitern muss. Hier ist auch erstmals keine “definitive” Marschroute angegeben, sondern eher ein Wunsch. Denn wie soll sich das realisieren lassen? Es gibt auf der Deutschlandkarte viele leere Gebiete ohne Basketball-Bundesligisten. Wer “übernimmt” dann die Grundschulen in den Gebieten? Soll das von der BBL organisiert werden? Vom DBB? Von den Vereinen?
Das ganze auf wirlich alle Grundschulen zu erweitern wird keine leichte Aufgabe und auch keine günstige.
- Ausbildungssystem (Stärkere finanzielle Entlohnung für Ausbildung von Bundesligaspielern)
Ich finde es erstmal gut, dass man die Ausbildung von Bundesligaspielern stärker entlohnen möchte. Ich weiß hier allerdings die aktuelle Situation nicht und kann daher nicht sagen, was hier angepasst werden wird.
Fazit:
Mutige Zielsetzungen mal wieder, aber auch nicht unerreichbar.
Ich denke aber, die satten Erhöhungen beim Mindestetat werden schon in weniger als zehn Jahren Mannschaften davon abhalten, in der BBL zu spielen, auch Teams, die dort jetzt noch spielen. In zehn Jahren kommt dann die nächste Hürde der Mindestkapazität hinzu, bei denen ebenfalls einige Mannschaften rausfallen werden.
Über kurz oder lang sehe ich nicht, dass die BBL bei 18 Teams bleiben wird und/oder ein Quasi-Closed-Shop wird.
Aber was weiß ich schon? Die Liga, also die Vereine, haben das beschlossen und die werden das schon besser wissen.