Ich kritisiere ja auch gerne, aber das ist mir dann aktuell doch zu unsachlich.
Trainer:
Wie bei der Verpflichtung erwähnt hat Calles noch einige Baustellen auf dem Weg zu einem exzellenten Trainer abzuarbeiten. Wäre das nicht so, dann würden wir ihn aber auch nicht mehr in der BBL und schon gar nicht in Oldenburg sehen. Er hat in Vechta und Hamburg sehr gute Arbeit geleistet und war von vielen Berlinern eine Zeit lang Wunschnachfolger von Aito bei ALBA. Nun ist er plötzlich ein schlechter Trainer, der einer Mannschaft nichts beibringen kann? Locker bleiben…
Mannschaft:
Auch hier etwas albern von massiv gesenktem Etat und “keine Topspieler” zu sprechen.
Russell, Leissner und Klassen sind erfahrene Spieler im besten Alter, die bisher überall sehr gut abgeliefert haben. Teague, Drechsel und der bekannte Holyfield sind dazu eine wunderbare Ergänzung.
DiLeo, Ogbe, Pjanic als deutsche Positionen vernünftig.
Verstehe nicht, wie man hier von “falschen Spielern für den Trainer” sprechen kann. Die Idee hinter dem Kader ist klar und deutlich zu erkennen. Defense + Tempo Tempo Tempo.
Spieler, die die Zone attackieren (Russell, Teague, Drechsel, Ogbe) und darum Big Man, die das Spiel breit machen können und gute 3er Werfer sind (Pjanic, Leissner, Holyfield).
Probleme:
Wie gesagt konnte ich bis auf die Spiele in Spanien noch nichts live sehen. Aber da war schon zu erkennen, dass Hundt als PG-Backup weiterhin ein riesiges Problem ist. Es tut mir auch leid das so schreiben zu müssen, aber er hat einfach nicht die Qualität für einen Playoffkandidaten. Ursprünglich ging ich klar davon aus, dass ein Combo-Guard kommen wird, der die Minuten hinter Russell bekommt. Teague scheint dieser Spieler aber nicht zu sein. Rookies vom College haben leider oft Probleme (egal wie talentiert sie sind) und ich glaube, dass man sich von ihm eine andere Rolle versprochen hat. Kann ja noch kommen, aber aktuell erscheint er mir 0,0 wie jemand, der als PG spielen kann. Damit ergibt sich schon mal ein Problem auf der wichtigsten Position im Kader. Sollte Russell ausfallen können wir anfangen zu beten.
So wie der Kader aufgestellt ist ergibt sich natürlich ein weiteres Problem. Was passiert wenn Plan A (Defense, Fastbreaks, Tempo) nicht funktioniert? Dann haben wir schon mal keinen Spieler mehr, der im Postup gefährlich ist. Pjanic, Leissner, Holyfield, Klassen und Agbakoko sind alle nicht der Typ “Rücken zum Korb” und dann ergibt sich schnell mal des beschriebene Bild vom “um den Kreis passen wie beim Handball”, da wir keine Insideoptionen haben. Ebenso sind wir im langsamen Spiel natürlich hoffnungslos unterlegen beim Rebound, da undersized (was wieder ein Vorteil ist bei schnellem Spiel). Wenn der Plan des Trainers ein anderer ist, dann ist das völlig ok. Dann muss dieser aber auch zu 110% passen. Ist vielleicht etwas viel verlangt nach 8 Wochen mit einem komplett neuen Team, wo Spieler teilweise auch länger verletzt waren (Drechsel/Klassen).
Generell:
Die Energie etc. hat mir wirklich enorm gut gefallen in den beiden Spielen. Giftige Defense, schnelle Einwürfe, Tempo, Agilität. Im Vergleich zu den früheren Teams ein Genuss und ich sehe da definitiv Potenzial wenn die Mannschaft sich weiter einspielt. Was mir aber nicht wirklich gefällt ist (wieder) die extreme Fokussierung auf einen Stil. Wenn ich Holyfield habe, warum hole ich dann Leissner? Wenn ich Leissner und Holyfield habe, warum hole ich dann nicht zumindest einen Center, der mir eine Alternative im Postup gibt und mich so flexibler macht? WENN alle Rädchen bei uns ineinander greifen, dann kann es was werden - wird aber noch Zeit benötigen.
EWE Baskets:
Man hat einfach sehr sehr lange von bestmöglichen Rahmenbedingungen profitiert und hatte lange den Vorteil, dass der VfB in der Versenkung verschwunden war und vor allem aufgrund des Misserfolgs überhaupt keine jungen Zuschauer (Studenten etc.) generiert hat, die dann eben beim Basketball waren. Das ändert sich gerade radikal - auch preislich. Gegen Bayreuth zahlt man im Fanblock mindestens 13€ - zum Fußball kann ich theoretisch für 7€. Und dann reden wir noch nicht mal von den “Topspielen”, die noch mal wesentlich teurer sind bei den Baskets.
Zudem werden quasi täglich neue Sponsoren vorgestellt, die natürlich dieses Geld nicht in den Basketball investieren. Am Ende haben beide Seiten Ihre Fanbasis, aber die Baskets werden den Gürtel dauerhaft enger schnallen müssen.
Ich bin jetzt seit der Schulzeit und knapp 20 Jahre EWE Baskets Begleiter. Zuerst als “Hardcore-Fan” mit Dauerkarte und Auswärtsspielen in Bamberg. Dann als normaler Fan und mittlerweile eher interessierter Sympathisant, der sich die Spiele (auch aufgrund von Zeitmangel) lieber bei Magenta anschaut. Ich habe aktuell das Gefühl, dass der Verein mir nichts Neues mehr gibt, dass ich alles gesehen und erlebt habe. Wie ich schon öfter schrieb ist die Organisation “familiär” aber zugleich auch ein Stück weit “langweilig”.
In all den Jahren war ich auch immer zugleich beim VfB. Dort ist es jetzt gerade “neu” und “sexy” - eine Entwicklung, die ich im Freundes- und Bekanntenkreis durchweg beobachte.
Nun liegt es ein Stück weit auch an den EWE Baskets den Staub so ein wenig abzuschütteln und sich in einigen Punkten neu zu erfinden.