Grundsätzlich glaub ich einfach, dass die Bayern und ihre gesamte Führung in Sachen EL einfach noch viel lernen müssen. Immerhin hat man mit Williams mal gezeigt, dass man einfach mal einen Star raushauen (reinholen) muss und kann, andererseits wird man jetzt noch lernen müssen, dass EIN solcher Star einfach für ganz oben nicht reicht und man die Tasche immer in den richtigen Momenten wieder aufmachen muss. Diesen Rhythmus gibt es in fast allen Profiligen, in der EL sind bedauerlicherweise die Kosten extrem hoch. Die Kunst ist, den Flow zu erzeugen, zu halten und durch Nachverpflichtungen noch zu unterstützen, ohne die Teamchemie zu sehr zu stören. Deshalb verpflichten die Top-Teams eben auch immer wieder die gleichen, wenigen Top-Trainer, die dieses Spiel beherrschen. Zumal die Belastung in der Endphase vor den Playoffs auch ganz extrem ist, wer da nicht immer noch den ein oder anderen Pfeil im Köcher hat, kann durch ein/zwei Verletzungen aus dem Rennen geworfen werden. Da nutzen auch einem Hoeneß seine Fußball-Erfahrungen wenig, ein Basketballteam reagiert schon deshalb auf alle Entwicklungen sensibler, weil immer nur fünf Leute auf dem Platz stehen, da ist der Ausfall von 2 Top-Performern nicht einfach zu ersetzen. Und Pesic ist in der ganzen Nummer nur ein EL-Schulbub, für diese Aufgabe nutzt ihm seine ganze sportliche Karriere und familiäre Verbindung ziemlich wenig.
Dass diese lange Lernphase dem ein oder anderen auf die Stimmung schlägt oder in frühem Stadium zur überzogenen Kritik animiert, liegt vermutlich daran, dass man den Aufwand, ein Multi-Millionenteam erfolgreich durch einen EL-Saison zu bringen, erheblich unterschätzt. Die Playoffs kann man - in seltenen Ausnahmefällen - vielleicht mal mit einem Haufen Geld, einem guten Lauf und etwas Glück erreichen, den Weg ins Final Four wird nur schaffen, wer in der Gesamtperformance als Profi-Organisation und als Team über die ganze Strecke perfekt funktioniert. Und dazu ist Erfahrung ein ganz, ganz wichtiger Beitrag.
Ich stelle mal die These auf, dass Alba Berlin, würden sie nächste Saison wieder EL spielen, mit 25 % weniger Etat als Bayern München die gleichen Erfolgsaussichten hätten, einfach, weil sie im Management und Umfeld viel mehr Erfahrung gesammelt haben. Und die ist mit Geld und der Verpflichtung von Ex-Alba-Spieler, egal in welcher Position, einfach nicht aufzuwiegen. Leider bezweifle ich, dass sie einen Etat in Höhe von 75 % des Bayern-Etats zusammenkriegen.
Der Weg für deutschen Basketballclubs in die höchste europäische Spitze ist noch lang…
Witzigerweise hatte ich am Ende des Heimspiels gegen Moskau plötzlich das Gefühl, dass jeder in der Halle in diesem Spiel erkannt hat, wie geil es wäre, in der Zukunft selber ein Basketballteam solcher Qualität in der Stadt zu haben. Dass sich für dieses Ziel der ganze Aufwand lohnt. Dass es eine wirklich gute Idee ist, dieses Projekt in München erfolgreich zu gestalten. Der stehende Applaus über fast 3 Minuten hat für mich diese Botschaft ausgestrahlt. Und falls ich das richtig gedeutet habe, würde mich das echt freuen.