So, etwas verspätet kommt von mir noch ein abschließendes Fazit dieses durchaus schönen Erfolgs über Oldenburger, bei denen mich außer Philipp Neumann eigentlich niemand überzeugt hat, am wenigsten Coach Machowski an der Linie. Wenn ich bei der Einzelkritik über das letzte Spiel hinaus noch etwas zu denen einzelnen Tigers sage, mögen mir das die Oldenburger bitte verzeihen.
Bane Ratkovica hat erneut gezeigt, dass er einer der besseren Point Guards der Liga ist und sich in den letzten Wochen nachhaltig für einen neuen Vertrag empfohlen. Man wird aus Sicht der Tigers vermutlich alles tun, um ihn in seiner zweiten Heimat zu halten. Ich denke, dass für Bane das Umfeld passt und Tübingen gute Chancen hat. Er hat zwar weniger Punkte auf dem Scoreboard als ein Casper Ware, aber wer 4 Rebounds mehr holt und 8 (!) Assists mehr zu Buche stehen hat, gewinnt in meinen Augen dieses Duell eindeutig. Die Effektivität von 24 zu 10 spiegelt das ebenso wieder wie eine von Stefan Koch angesprochene Assist-Turnover-Ratio, die bei dem als Turnover-König verschrienen Ratkovica bei 4,5 lag und bei Ware bei 0,5.
Till Jönke hat im Spiel gegen Oldenburg gemacht, was er sollte. Gallige Defense, die zwar am Anfang recht wirkungslos schien. Man muss aber festhalten, dass Ware - der als guter Dreierschütze bekannt ist - da auch unmögliche Dinger getroffen hat, die dann später eben nicht mehr fielen, und auch Ballverluste hatten, die durch den höher Druck entstanden. Eine jedenfalls in meinen Augen solide Leistung von Jönke, bei der man auch in der Offensive nicht davon sprechen kann, dass man mit einem Mann weniger gespielt hat. Jönke hat noch Vertrag und das ist auch gut so - Potential ist definitiv vorhanden.
Von Jonathan Wallace habe ich mir am Samstag definitiv mehr erhofft. Da kam doch recht wenig, vor allem fiel sein Dreier nicht, von dem er mir teilweise einfach zu sehr abhängt. Er hat zwar dann ein, zwei Mal den Weg in die Zone gesucht, aber wenn am Ende nach 17 Minuten Spielzeit drei Punkte, 0 Rebounds, 0 Assists und 1 Steal bei 2 Turnovern im Bogen stehen, dann darf man das sicherlich schwach nennen. Ob man Wallace halten kann und will, wird sicherlich vom Finanziellen abhängen (kann er aufgrund der langwierigen Verletzung so große Summen aufrufen). Ein fitter und in Form spielender Wallace ist in jedem Fall ein Gewinn für die Tigers.
Auch Jimmy McKinney hatte nicht seinen besten Tag, jedenfalls in Bezug auf seinen Dreier. Dafür hat er dann Sprungwürfe aus der Mitteldistanz hochprozentig getroffen und dem Team so (und durch gutes Rebounding) enorm weitergeholfen. Wenn man ihn in der nächsten Saison behalten kann, dann sollte man auch das möglichst früh unter Dach und Fach bringen.
Vladimir Mihailovic hat seine zweite starke Partie für die Tigers gezeigt und ist in dieser Form natürlich schon ein Hammer. Endlich fiel mal der Dreier, dazu eben auch unbändiger Wille und somit kaum von den Oldenburgern zu halten. Leider hatte er bislang auch einige Partien dabei, in denen er einfach wild aus allen Lagen draufgeballert hat, was seine Quoten (7 von 37 Dreiern - vor der Partie 4 aus 32 (!)) erklärt. Wenn er sich steigert bzw. ähnliche Spiele auflegen kann wie am Samstag, ist er sicherlich ein Kandidat, bei dem man sich über eine Weiterverpflichtung Gedanken machen
Julian Albus hat es momentan schwer, auch gegen Oldenburg war von ihm kaum etwas zu sehen. Sein Dreier fällt die ganze Saison über schon nicht (8 von 35 = 22,9%) und nur über die Defense kann er dem Team ähnlich wenig weiterhelfen wie Jönke, wenn dieser keinen Weg zum Korb findet. Vielleicht hat er sich ein wenig zu sehr darauf verlassen, dass der Dreier schon als (einzige?) stärkste Waffe reichen wird. Er wird sein Repertoire um einen besseren Drive oder um ein, zwei Post-Up-Moves gegen kleinere Gegenspieler erweitern müssen und nicht darauf hoffen können, immer nur in der Ecke zu parken und zu warten, bis er den freien Wurf mal kriegt. Dennoch ist es schön, ihn im Team zu haben.
Augustine Rubit ist für mich seit Vaughn Duggins und Reggie Redding die beste Verpflichtung der Tigers überhaupt. Man kann ihn mit Tyrone Nash - finde ich - nicht hundertprozentig vergleichen, aber seine Leistungen sind zumindest deutlich stärker als die von Nash in seinem ersten Jahr. Auch diesmal hat er sich nicht verunsichern lassen, wenn mal etwas nicht geklappt hat, souverän am Brett agiert, auch gerne mal gegen zwei Leute, dazu auch insgesamt ein sehr solides Spiel (19 Punkte, 6/8 FW, 7 Rebounds, 2 Assists, 2 Steals, 2 Blocks). Wie auch man immer man ihn halten kann, man sollte es tun. Ich glaube/fürchte aber, dass Rubit sein Glück woanders versuchen wird - sei es bei einem der oberen Teams der BBL, in Frankreich, Italien, Spanien oder in der Summer League.
Sasa Nadjfeji war auch gegen Oldenburg eine solide Stütze für das Team. Gerade auch defensiv gute Szenen u.a. gegen Chubb, in denen sein Gegenspieler dann einfach schlechte Würfe nehmen musste und man so den Ball gewann. Als Deutscher ist er definitiv Gold wert und wird noch ein Jahr gehen können. Man sollte aber so langsam über einen Plan B nachdenken und einen Nachfolger (Agva?) ranführen.
Anatoly Kashirov zeigt in letzter Zeit schwankende Leistungen. Diesmal war er nicht so schwach, wie das die Quoten (2 von 😎 nahe legen. Da waren einige unglückliche Aktionen dabei, aber diesmal hat sein Rebounding dem Team gut geholfen (auch wenn Neumann kaum zu halten war). Dennoch wäre ich - falls sich nicht großartig was ändert - nicht traurig, wenn man eine Alternative zu ihm für die kommende Saison fände.
Bogdan Radosavljevic hat auch diesmal eine unglückliche Figur gemacht, war eigentlich über sein Rebounding recht gut in der Partie drin, erlaubt sich aber in 4:30 Minuten drei Fouls. Das ist eindeutig zu viel und so kann er dem Team nicht weiterhelfen. Dass er es besser kann, hat er schon bewiesen. Er muss nur die guten LEistungen konstanter abrufen, seine körperliche Überlegenheit am Brett konsequenter ausnutzen, die dummen und unnötigen Fouls einstellen und idealerweise seinen Dreier wieder etwas besser bestätigen. Dennoch als Deutscher ein guter Backup.
Igor Perovic schließlich hat es am Samstag vielen Kritikern gezeigt. Dass er sein Team nicht erreicht, es nicht gut einstellen kann, seine Defense ein großes Chaos ist - von all dem war nichts zu sehen. Es war sicherlich keine Gala-Vorstellung und auch keine Glanzleistung in der Defense, aber eine überzeugende Leistung allemal und Perovic hat in meinen Augen kaum Coaching-Fehler gemacht. Die Auswechslung von Jönke erfolgte zum richtigen Zeitpunkt; er hat Kashirov richtigerweise dann gebracht, wenn er dem Team am meisten geben konnte, die Auszeiten kamen zum absolut richtigen Zeitpunkt. Ein Sieg, der ihm hoffentlich gut tun und Auftrieb geben wird für die anstehenden Aufgaben. In Ulm ist immer alles möglich und dann kommen die entscheidenden Heimspiele gegen Hagen, Bayreuth und den MBC.