In Zusammenhang mit der aktuellen Thematik im Alba Berlin Thread wird deutlich wie schwierig und tricky die Kaderplanung selbst für frontline Organisationen, top 20, geworden ist und noch viel schwerer werden wird. Abgesehen von dem unverrückbaren Essential, dass realistische Einnahmequellen für Millionengehälter in Europa auch in weiterer Zukunft schwer vorstellbar sind, führen multiple Entwicklungen zu tetonischen Veränderungen auf dem Spielermarkt. Quantitativ schlagen die 2-way-contracts massiv auf den europäischen Markt ein. Zur Verdeutlichung, 2-ways werden mit 50 % des Einstiegminimums vergütet, also mit 560000 $. Diese 2-ways sind aber nicht garantiert, und der Großteil der Teams wird diese Verträge als Tryouts und Umladebahnhof (Wechsel von 2-way in vollen contract, aber auch umgekehrt) nutzen. Ab dieser Saison sind 3 2-ways pro Team möglich, zur gleichen Zeit. Am Ende der Saison werden es weit über 200 Spieler sein, die zeitweilig mit einem 2-way spielen. Sie werden auch hin und her verschoben zu den G-League Filialen oder aber von einer anderen G-League Filiale unter Vertrag genommen. Das werden überwiegend junge Spieler sein, einige Zweitrundenpicks, Spieler die zu den top 150 des Draftjahrgangs gehören, aber auch viele relativ etablierte jüngere Spieler aus Europa. Und der Magnetismus der Liga ist so überwältigend, dass man schnell 2-3 Jahre im Dunstkreis der Liga schwebt, aber ausschließlich G-League spielt. Anders als oft kolportiert, ist der Weg des Collegespielers zwischen Kisten schleppen und in Deutschland für lau spielen vorgezeichnet. Das ist nicht ganz so und es werden viele junge Spieler mit 25 Jahren dann nicht mehr overseas spielen wollen. Nachdem wir so häufig Wolf geschrien haben, ist jetzt aber wirklich der Zeitpunkt der Expansion nahe. Nach Klärung des nächsten nationalen Medienvertrages, werden die Gespräche mit möglichen Besitzergruppen zwecks neuer Franchises beginnen. Dieser Vertrag, der ab 2025 beginnt, sollte nächsten Sommer in trockenen Tüchern sein, so dass 2027 Seattle und Las Vegas weitere 36 Rosterplätze schaffen. Die Motivation der Kids wäre auch ohne das Geld da, aber die Agenturen wissen wo das Geld liegt. Cave: Diese Differenzierung zwischen Nettogehälter in Europa und Bruttogehälter in den USA zur Verminderung von Komplexen ist natürlich nicht ganz so. Die USA haben die nach Deutschland umfangreichste Gesetzgebung zu steuerlich absetzbaren Beträgen und die tax deduction führt in den Staaten genauso wie bei und dazu, dass wirklich wohlhabende Menschen relativ wenige Steuern zahlen. Der Benefit es zu schaffen, in der Liga zu spielen, ist auch abseits der Gehälter riesig. Nach 3 Jahren Ligazugehörigkeit erwirbt der Spieler Leistungen aus dem Rentensystem der Spielergewerkschaft, teilweise Öl-arabische Zustände. 3 Jahre, auch nur kurze Zeit, im Roster gewesen, kann man schon mit 45 Jahren eine dann abschlagreiche Rente beantragen, und erhält 2400 $ monatlich Pension. Das geht dann bis zu 215000 $ jährlich. Ebenso fällst du in die Gesundheitsversicherung der LIga, und bei 10-Jahresveteranen automatisch deine weitere Familie. Am verlockendsten ist die Möglichkeit als NBA Spieler in die ligagesponserten Fonds einzahlen zu dürfen. Eine Art Riesterfonds die aber für den Einzahler wirklich erhebliche Rendite bringen. Und all die aktuellen Zahlen der Liga werden sich in den nächsten Jahren erheblich verändern, heißt innerhalb der nächsten 8 Jahre werden sich die Gesamteinnahmen der Liga nach konservativer Einschätzung von 10 auf 20 Milliarden $ verdoppeln. Der Druck der Agenturen, die Kids in die USA zu bringen wird noch zunehmen.
Aber jetzt zur aktuellen Entwicklung, und wieso z.B. Alba und auch Bayern es so schwer haben Riesentalente zu integrieren. Hier wird ja wieder über Agenten geschimpft und auch über Misko Raznatovic hergezogen, der vielleicht nach 2010 eine Kehrtwendung vollzogen hat. Zuvor war seine Einstellung, dass seine Spieler erst in Europa bei großen Teams richtig aufspielen und dann erst arriviert in die Staaten wechseln. Man könnte meinen, das viele Geld wäre der Hauptmotivator gewesen. In der Realität sind es aber die “alteingesessenen” Coaches wie z.B. Pesic, der, wie andere auch, wiederholt während seiner Laufbahn jüngere Spieler nicht spielen ließ, weil sich bestimmte Scouts angemeldet hätten. Nicht nur das, sondern das gehässige, frustrierte, komplexierte “Scheiss drauf” danach, das Ausleben tieferer Gelüste auf Kosten des jungen Spielers hat Konsequenzen. Raznatovic aber auch andere Agenturen werden ihre verheißungsvollen Talente mehr solchen Situation aussetzen. Ganz im Gegenteil, die Optionen G-League Ignite und Overtime Elite bringen die Talente schon sehr, früh in die Staaten oder aber auch auf das College, das wahrscheinlich immer noch eine sehr gute Variante ist, drüben Fuß zu fassen.
Es gibt natürlich einen Austausch zwischen NBA/G-League/College und Europa, aber der NBA Spieler, der nach 5 Jahren runterfällt, keinen Vertrag mehr bekommt, kommt in der Regel nicht mehr nach Europa, er wird seinen neuen Berufsweg einschlagen. Die Märkte in Asien, China, Japan, Südkorea, da spielen teilweise sehr funktionale Spieler. Der Spielermarkt ist ausgedünnt, und das wird noch schwieriger.
Wie am Beispiel der Hypertalente aufgeführt, ist es auch ein Malus euroleague zu spielen. Wie viel Aufmerksamkeit wird dieses Talent erfahren? Aber auch der Gedanke, dass in der el zu spielen, die Spieler anzieht stimmt so nicht ganz. Es muss mit Kohle verbunden sein, denn für den US Spieler ist alles overseas, Südkorea, euroleague oder ungarische Liga.
Vor allem US Spieler, die über 2-3 Stationen dann den Sprung in die el schaffen wie Will Clyburn oder jetzt Darius Thompson werden jetzt wahrscheinlich gar nicht zum Sprung nach Europa ansetzen und europäische Talente wie Fontecchio, Grigonis bekommen maybe früher einen 2-way.
Die Idee, dass nach der Summer League auf einmal eine Welle von Spielern nach Europa kommt, ist vollkommen falsch.
Im Gegensatz dazu wird das Scouting viel, viel wichtiger. Auf allen Ebenen, nicht nur College, sondern auch 2. italienische Liga, israelische Liga etc. Und hier liegt vieles im Argen, wenn europäische Topteams wie z.B. Alba auf einmal alle Spieler und den sportlichen Leiter von einer Agentur vermittelt haben. Das kann es ja gar nicht geben. Wenn du weltweit wirklich Einblick und Know How einsetzt, wie kann es dann sein, dass die Spieler von einer Agentur sind. Nein, die Abhängigkeit von Agenturen zu reduzieren, kann der einzige Weg sein. Givony z.B. von ESPN/Draftexpress hat vor etwa 15 Jahren mit wenig Geld Roster in Belgien und Spanien empfohlen, die ein fantastisches Preis-Leistungsverhältnis boten.
Dieses Preis-Leistungsverhältnis besteht in Deutschland wegen der 6/6 Regel nicht. Es würde erst seine Problematik verlieren, wenn Deutschland viel mehr gute Spieler produziert, die dann in Deutschland auch spielen bleiben.