Sonstiges: wknD-Interview mit Heiko Schaffartzik
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Mit durchschnittlich 10,9 Punkten, 2,3 Rebounds und 3,8 Assists ist Heiko Schaffartzik der aktuell beste deutsche Aufbauspieler der Liga. waskommtnachDirk.de hat den Nationalspieler vor dem Spiel der Braunschweiger in Bonn getroffen und mit ihm über die Phantoms Braunschweig, seine alte Basketballheimat Gießen, seine Zukunft, die Nationalmannschaft und die Quote gesprochen.wknD: Heiko, Eure Saison gleicht bisher einer ziemlichen Berg- und Talfahrt. Am Anfang der Saison habt Ihr die ersten …
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Prima Interview. Und Heiko nennt die Dinge die im Argen liegen wenigstens beim Namen! Nicht viel blabla drumrum, sondern ehrlich und dabei intelligent auf den Punkt gebracht.
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Insgesamt ein schönes Interview, nur bei der Quotenfrage kommt der gute Heiko ein bisschen wirr rüber oder kommt das nur mir so vor? Zum Spiel Tübingen - Trier sagt er:
Es war kein einziger Deutscher irgendwo zu sehen. Ich weiß nicht ob Jay Thomas gespielt hat oder nicht, ich habe ihn jedenfalls nicht gesehen. Dann ging man in die Auszeit und hörte beide Trainer nur Englisch reden. Angenommen, da ist jetzt jemand, der sich einmal ein Basketballspiel im Fernsehen angucken möchte, denn er hat gehört das soll toll sein. Der sieht nur Ausländer auf dem Feld, hört niemanden der Deutsch spricht und auch die Trainer sprechen nur Englisch. Der schaltet sofort wieder ab. Schon alleine aus diesem Grund würde ich die Quotenregelung verbessern, also dass es schneller zu einer 6 und 6 Regel kommt oder, dass zumindest ein Deutscher immer auf dem Feld stehen muss.
Für mich ist die Message hier: wenn mehr Deutsche spielen und in den Auszeiten deutsch gesprochen wird, schauen mehr Leute Basketball. Ist das tatsächlich so? Ich kann es mir nicht vorstellen. Will er einfordern, dass die Coaches ihre Auszeiten auf deutsch machen müssen? Nicht ernsthaft, oder?
Zum Thema Vermarktung:
Die BBL hat ein Produkt, das sie verkaufen will und das wird so nicht gehen, da muss einfach etwas passieren. Als die Spiele im Fernsehen übertragen wurden, war in den Pausen nur Werbung für Direct Shop 24 oder irgend so eine unbedeutende Schlager CD zu sehen. Warum? Weil kein namhaftes Unternehmen während dieser Spiele Werbezeit kaufen will. Weil die BBL kein attraktives Produkt hat. Das ist eine Sache die, neben vielen anderen, verbessert werden muss. Allein aus diesem Grund würde ich die Quotenregelung voran treiben, unabhängig davon ob es jetzt etwas für den deutschen Basketball bringt oder nicht. Wenn ein Spiel spannend ist, dann schauen die Leute zu und merken nicht, ob das Niveau so viel besser oder so viel schlechter ist.
Er beschreibt hier sehr plakativ das Problem, dass die BBL trotz DSF-Deal hat, nämlich dass anscheinend weiterhin das Interesse nicht so wirklich da ist, auch nicht nach fast einer kompletten Hauptrunde im Free TV. Dann aber kommt eine für mich sehr verworrene Argumentation: Quotenregelung zur Steigerung der Attraktivität, “unabhängig davon ob es jetzt etwas für den deutschen Basketball bringt oder nicht”. Das postuliert, dass ein Spiel mit vielen Deutschen attraktiver ist als ein Spiel ohne Deutsche. Auf den Standpunkt kann man sich vielleicht noch stellen auch wenn ich persönlich das bezweifle, aber dann kommt “Wenn ein Spiel spannend ist, dann schauen die Leute zu und merken nicht, ob das Niveau so viel besser oder so viel schlechter ist.” Ja was jetzt? Wenn die gelockerte Quote im Vergleich zu früher irgendwas gebracht hat, dann doch wohl mehr Spannung, oder? Wie passen die beiden Aspekte “mehr Deutsche” und “mehr Spannung” zusammen? Besteht da überhaupt ein kausaler Zusammenhang? Ich sehe ihn mal nicht…
Die Leute möchten sich identifizieren können: Das ist der soundso und der kommt aus der Region soundso und dann guckt einer und sagt: Ja, der kommt aus meiner Region, mal sehen was der so drauf hat. Ich schaue mir jetzt ein bisschen Basketball an, anstatt: Das ist John Smith und der spielt gegen Jake Johnson und wer ist das überhaupt?
Da stimme ich ihm völlig zu, mit einer Ergänzung: es kommt darauf an, aus welcher Region jemand basketballerisch stammt, die biographisch-politische Herkunft dagegen ist völlig egal. Demond Greene ist für mich Franke, auch wenn er glaube ich in den USA geboren ist. Dominik Bahiense de Mello ist für mich Deutscher, auch wenn sein Name nicht unbedingt auf deutsche Vorfahren hindeutet. Bei beiden gilt das unabhängig von ihrem Pass. Auch Leute ohne deutschen Pass wie Derrick Taylor, Wendell Alexis, Alexander Nadjfeji oder Jarvis Walker (freie Auswahl wie sie mir gerade in den Kopf kommt) sind für mich “deutsche Basketballer”, die prima als Identifikationsfiguren taugen. Ob es davon zukünftig mehr oder weniger geben wird, hängt meines Erachtens weniger an einem Pass als mehr am Verbleib von Spielern in der Liga, am besten sogar bei einem Club. Nebenbei bemerkt mit Verweis auf einen Parallelthread: Leute wie Donte Green oder Chris Kaman taugen dafür für mich überhaupt nicht, selbst wenn die Staatsangehörigkeit deutsch sein mag.
Edith sagt, dass mir der Post zu negativ geraten ist, finde das Interview insgesamt wirklich ganz gut (bis auf den Quotenteil). Interessanter und vor allem auch selbstreflektierter seine rückblickende Einschätzung zu seiner Karriere und zumindest für mich auch überraschend die äußerst positive Einschätzung von Bauermann. Schön zu lesen