Schiedsrichterleistungen steigern
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Vorwort Wenn das besser in Thread Schiedsrichterleistungen in der BBL passt, gerne verschieben
Ich möchte nur den Punkt betrachten wie man den Schiedsrichtern helfen kann, ihre Leistungen zu steigern. Ob praktikabel, oder relativ realitätsfern wäre mir erstmal egal vielleicht liest ja hier der ein, oder andere Verantwortliche mit und denkt: gute Idee, ich schlage das mal vor
Hier gibt es ja auch genug Refs die sicher Ideen haben wie man ihre Arbeit leichter machen könnte bzw was sie sich schon immer gewünscht haben.Mir würden so Sachen einfallen wie verpflichtende Schiedsrichterlehrgänge für SpielerInnen der Leistungnachwuchsteams. Um frühzeitig die verschiedenen Perspektiven kennenzulernen und auch Nachwuchs zu rekrutieren.
Seminare/Lehrgänge mit Refs, den (Co) KapitänInnen und Coaches der Bundesligen(ab 2ter Liga oder so) kurz vor der Saison um die neusten Regeländerungen/Auslegungen gemeinsam durchzuspielen, oder sowas in der Preseason bei den einzelnen Teams durchzuführen.
Dadurch informellen Austausch, gegenseitiges Kennenlernen, beiderseitige Kommunikation stärken.
Mehr Kameras bei den Spielen(mit höherer Auflösung) auf die nur die Refs Zugriff haben für das Instant Review.
Die Refs finanziell mehr unterstützen, damit sie mehr Zeit für Vor/Nachbereitung/Fortbildung etc haben. -
Für die BBL? Einfach: Das ganze Schiedsrichterwesen nicht als halb-Amateur-Rumgehänge gestalten. Die Schiedsrichter so bezahlen, dass sie keiner anderen Arbeit nachgehen müssen und mehr Zeit für Vor- und Nachbereitung, Training, Lehrgänge, etc. bleibt. Das würde auch im Jugendbereich den Anreiz erhöhen Schiedsrichter zu werden. Ist das realistisch? Auf keinen Fall. Ist es einer der größeren Probleme im deutschen Basketball? Definitiv.
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@gannar
Damit wir alle besser verstehen, was so die Verbesserungen sein müssen, kannst Du ja bitte gerade Mal beschreiben,.wie das halb-Amateur-Rumgehänge gerade organisiert ist, wie viel Zeit die SR pro Spiel für Vor- und Nachbereitung haben und wie hoch sie entschädigt werden. -
Im Amateurbereich findet in meinen Augen eine unnötige Pseudoprofessionalisierung statt. Bekannte von mir in HH haben sich explizit gegen den namentlichen Schirikader entschieden, weil schon in der Oberliga stundenlang vor- und nachbesprochen wird, für die Spieltagsplanung Wochen im Voraus Verfügbarkeiten geplant werden müssen etc. Das rechtfertigt in keiner Weise die finanzielle Aufwandsentschädigung.
Ja, Professionalisierung hört sich erst einmal gut an und hebt das Niveau. Wenn dadurch aber gute Amateurschiris oder der Nachwuchs wegbrechen, hilft es keinem. -
@tzzzz2 sagte in Schiedsrichterleistungen steigern:
Im Amateurbereich findet in meinen Augen eine unnötige Pseudoprofessionalisierung statt. Bekannte von mir in HH haben sich explizit gegen den namentlichen Schirikader entschieden, weil schon in der Oberliga stundenlang vor- und nachbesprochen wird, für die Spieltagsplanung Wochen im Voraus Verfügbarkeiten geplant werden müssen etc. Das rechtfertigt in keiner Weise die finanzielle Aufwandsentschädigung.
Ja, Professionalisierung hört sich erst einmal gut an und hebt das Niveau. Wenn dadurch aber gute Amateurschiris oder der Nachwuchs wegbrechen, hilft es keinem.Kompletter Denkfehler. Eine vernünftige Pregame inkl. Nachbesprechung ist Grundlage einer guten SR-Leistung! Man stelle sich mal das Team vor, dass sich bei Spielbeginn das erste Mal kennen lernt, auf den Platz geht, und danach wieder seiner Wege geht ohne sich die Saison nochmal in der Konstellation zu sehen… kein Mensch käme wohl auf die Idee, das als sinnvoll zu erachten. Komischerweise wird es bei spielenden Teams inkl. Training zwei bis drei Mal die Woche als normal akzeptiert, bei SR reicht dann nichtmal zusätzlich eine finanzielle Aufwandsentschädigung…
Und SR, die weg brechen, weil sie sich in der Oberliga VORBEREITEN müssen, werden sicherlich nicht zur Qualitätssteigerung beitragen, wenn man sie doch irgendwie an Bord hält.
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@Tor-T Alles richtig, nur setzt das halt die Hürde als Schiri durchzustarten echt hoch. Vielleicht sollte man da zum Beispiel mehr auf feste Teams setzen, die sich halt nicht beim Spiel das erste Mal sehen. Ich kenne Beispiele von guten Schiris, die gerne bereit sind, Zeit in Fortbildung und auch Vor- und Nachbereitung zu stecken, die aber aus beruflichen und privaten Gründen dieses Maß an Zeiteinsatz nicht mitgehen.
Und um bei deinem Vergleich zum Spieler zu bleiben: Training bringt Verbesserung, aber eine nicht eingespielte Truppe von erfahrenen, guten Spielern mit einer guten Ausbildung schlägt jede Truppe untalentierter Spieler, egal wie oft trainiert wird. Und am Ende reden wir hier über Ligen, wo der Kasten Bier hinter der Bank steht…
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@jsb sagte in Schiedsrichterleistungen steigern:
wie hoch sie entschädigt werden.
Habe keine genauen Zahlen zur Hand, erinnere mich aber aus diversen Podcasts und Interviews, dass die Aufwandsentschädigung für Schiris in der BBL irgendwo bei einem mittleren dreistelligen Betrag pro Spiel liegt (plus Spesen, denke ich). Wäre man bei einem niedrigen bis mittleren vierstelligen Betrag pro Monat (in der Saison).
Habe hier den Beitrag gefunden aus 2018, 575 für ein reguläres Hauptrundenspiel damals. ProA-Schiris knapp die Hälfte.
https://www.mz.de/sport/mbc-regt-veranderungen-an-braucht-die-basketball-bundesliga-profi-schiedsrichter-1410072Wie viel Lottermoser als Hauptberufler verdient, weiß ich nicht, aber da kommt ja auch nochmal EuroLeague dazu in größerem Maße.
Im Artikel steckt aber auch die (damalige) Antwort der BBL, dass eine weitergehende finanzielle Professionalisierung nicht geplant sei oder für nötig befunden wird.
Ich denke, das Berufsbild “Profi-Basketballschiedsrichter” könnte schon einige Leute mehr bewegen, die Pfeife in die Hand zu nehmen. Andererseits muss da sicher auch viel mehr Arbeit an der Basis gemacht werden, überhaupt junge Leute auszubilden. In der RLSO2 fehlen Schiedsrichter im Kader, was den Spielplan beeinflusst (https://regionalliga-suedost.de/index.php/amtliches/amtliche-mitteilung/planungen-saison-2023-2024). Da fangen die Probleme an.
@Elevatorplay sagte in Schiedsrichterleistungen steigern:
Seminare/Lehrgänge mit Refs, den (Co) KapitänInnen und Coaches der Bundesligen(ab 2ter Liga oder so) kurz vor der Saison um die neusten Regeländerungen/Auslegungen gemeinsam durchzuspielen, oder sowas in der Preseason bei den einzelnen Teams durchzuführen.
Bin da nicht tiefer in der Materie, aber ist das nicht in BBL und ProA sowieso schon der Fall?
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Weil man ne halbe Stunde bis Stunde vor und nach Spiel zusätzlich investiert? Die quasi JEDER Spieler mitbringt um sich aufzuwärmen und ne Besprechung mit dem Coach zu machen? Es ist ja ok, wenn man sich die Zeit nicht nehmen will, aber die Zeit hätten die Leute dann ja auch nicht auf einem höheren Niveau (und unerfahrene SR würden auch exakt null davon profitieren).
Und frag dich mal, wie man ein guter Spieler wird… Training, Feedback, ZEIT. Ist man nicht bereit, das zu investieren, wird man weder ein guter Spieler noch ein guter SR.
Und aus der Trainer-Perspektive: Ich lasse immer lieber den Spieler mit geringerem Talent spielen, der in jedem Training ist und mit Einsatz und Motivation dabei ist, als den ehemaligen Regio-Spieler, der nur am Spieltag auftaucht, weil er sowieso besser ist als alle anderen. Und so sehe ich das bei SR auch.
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@tzzzz2 sagte in Schiedsrichterleistungen steigern:
eine nicht eingespielte Truppe von erfahrenen, guten Spielern mit einer guten Ausbildung schlägt jede Truppe untalentierter Spieler, egal wie oft trainiert wird.
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@antimatzist Was allerdings beim Hauptberufler Lottermoser vergessen wird:
Er ist selbstständig und auf seinen Körper angewiesen.
Bei Verletzungen entfallen die Spielgebühren und alles weitere.Ein Schiedsrichter kann auch heute schon als Bundesliga-Ref davon gut leben. Insbesondere, wenn man im Sommer auch für die FIBA pfeift. Aber ein Kreuzbandriss und man hat ein Jahr keine Einnahmen und das ist eben nicht sonderlich verlockend.
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@Smoove5 Klar, Selbstständigkeit, und im Artikel, den ich verlinkt hatte, klingt Holz nicht so, als wenn er an einer richtigen Anstellung der Schiedsrichter mit allen nötigen Anhängen interessiert sei. Ich denke, dass das im Sinne einer Liga schon sinnvoll wäre. Es ist aber eben auch eine Investition, die man bereit sein muss zu tätigen.
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@antimatzist sagte in Schiedsrichterleistungen steigern:
@Smoove5 Klar, Selbstständigkeit, und im Artikel, den ich verlinkt hatte, klingt Holz nicht so, als wenn er an einer richtigen Anstellung der Schiedsrichter mit allen nötigen Anhängen interessiert sei. Ich denke, dass das im Sinne einer Liga schon sinnvoll wäre. Es ist aber eben auch eine Investition, die man bereit sein muss zu tätigen.
Was auch enormen Druck von den SR nehmen würde - eine falsche Entscheidung, die spielentscheidend ist, zack, Kühlschrank und kein Geld mehr. In welchem Beruf gibt es denn sowas…
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@antimatzist Nicht mal im Fußball gibt es die Profischiedsrichter.
Weil da einfach unfassbare Kosten dranhängen.Es gibt mit Sicherheit für BEIDE Seiten einige Gründe.
Insbesondere auch folgende Dinge:
Altersgrenzen
Einsätze in unteren Ligen (ProA, ProB sind eine eigene Liga)
Sozialversicherungsbeiträge
Leistungsgemäße AbstiegeVor allem der letzte Punkt dürfte Schwierigkeiten bereiten.
Nehmen wir an, dass die SR bei der Liga angestellt sind. Und nehmen wir an, dass sich sogar ProA und ProB mit einigen und dadurch die SR in allen 3 Profiligen eingesetzt werden können.Dann hat man nach einiger Zeit xx Vollzeitstellen als Schiedsrichter.
Wie sorgt man nun für eine höhere Qualität?Entlassen, weil ein SR im Eifer des Gefechts schlechte Entscheidungen trifft?
Wohl kaumEntlassen, weil die SR zu alt sind?
Rechtlich unmöglichDas Profitum würde dabei eher zu einer schlechteren Qualität führen. Der Kader wäre für etliche Jahre voll. Neue Refs in den Profiligen kann es nicht geben, weil keine Stellen frei werden.
Möglich wäre ein niedriges Grundgehalt und dann “Provision” für Spiele auf verschiedenen Leveln.
Ist das dann für SR so attraktiv?In der Fußball-Bundesliga gibt es ein üppiges Grundgehalt plus Spielgebühren. Und dennoch arbeiten die SR alle nebenbei.
Wieso ist das so, obwohl die Summen so hoch sind, dass sich der Basketball das niemals leisten könnte. -
Anne Panther wurde in den letzten 1-2 Jahren mehrfach in Podcasts auf das Thema Profischiedsrichter angesprochen und meiner Erinnerung nach war ihre Antwort stets, dass dies nicht realistisch ist, weil die meisten BBL-Schiris das nicht gar nicht möchten. Sie selbst hat den Schritt auch bewusst nicht gewählt, obwohl sie regelmäßig Euroleague pfeift und bevorzugt es neben dem Schiedsrichter-Job noch die halbe Stelle im Krankenhaus-Management zu haben.
Zum eigentlichen Thema des Threads: Die Leistungen der Schiedsrichter verbessern kann man immer und es ist gut sich darüber Gedanken zu machen wie das geschehen könnte. Allerdings möchte ich mal erwähnen, dass die BBL-Schiedsrichter für meinen Geschmack unter dem Strich einen ziemlich guten Job machen und viel zu oft hier auf SD ungerechtfertigterweise kritisiert werden.
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@FitzRoyal sagte in Schiedsrichterleistungen steigern:
Anne Panther wurde in den letzten 1-2 Jahren mehrfach in Podcasts auf das Thema Profischiedsrichter angesprochen und meiner Erinnerung nach war ihre Antwort stets, dass dies nicht realistisch ist, weil die meisten BBL-Schiris das nicht gar nicht möchten.
Wenn man besonders bösartig wäre könnte man da reininterpretieren, dass sich die Schiedsrichter vor einer objektiven (also explizit nicht fangeprägten) Beurteilung fürchten würden, hätte diese monetäre Konsequenzen und nicht nur "du kannst deinem Hobby vielleicht 2 Wochen lang weniger nachgehen.
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@Smoove5 sagte in Schiedsrichterleistungen steigern:
Das Profitum würde dabei eher zu einer schlechteren Qualität führen. Der Kader wäre für etliche Jahre voll. Neue Refs in den Profiligen kann es nicht geben, weil keine Stellen frei werden.
Ich will das gar nicht zu weit aufmachen, aber genau diese Begründung ist der Grundpfeiler der akademischen Krise in Deutschland derzeit. Früher haben viele unbefristete Stellen an den Unis den Weg für jungen Nachwuchs blockiert (szenario was du jetzt malst).
Das Mittel der Wahl, um diesen Umstand zu lösen, waren prekäre Befristungen und viel weniger unbefristete Stellen. Das entspräche in etwa der jetzigen Schiedsrichtersituation; Nebenberufler, die “nebenbei” pfeifen. An den Unis sorgt das dafür, dass die Lehre leidet und Forschung nur langsam vorankommt. Die besten Leute gehen in die Industrie, weil der Beruf des akademischen Forschers einfach nicht genug Perspektive bietet.
Ich finde beides nicht förderlich, wenn man die bestmöglichen Schiedsrichter haben und ausbilden will, und es müsste doch irgendwie einen Mittelweg geben. Gute Schiedsrichter in der BBL kann es ja nur geben, wenn auf einem breiten Fundament in unteren Ligen junge Leute viel Erfahrung kriegen.
@Smoove5 sagte in Schiedsrichterleistungen steigern:
Entlassen, weil die SR zu alt sind?
In der NBA pfeifen übrigens auch noch Leute jenseits der 50 oder gar 60. Nachdem jetzt Manuel Gräfes Rauswurf wegen zu hohem Alter aus dem Bundesliga-Schirikader als nicht rechtens erachtet wurde, wird das eh spannend, ob sich da generell was tut.
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@Quellkartoffel sagte in Schiedsrichterleistungen steigern:
@tzzzz2 sagte in Schiedsrichterleistungen steigern:
eine nicht eingespielte Truppe von erfahrenen, guten Spielern mit einer guten Ausbildung schlägt jede Truppe untalentierter Spieler, egal wie oft trainiert wird.
Ja, das war unglücklich formuliert. Hatte gehofft, dass aus dem Kontext klar wird, dass die Erfahrenen natürlich kontinuierlich über die Jahre trainiert und gespielt haben, sodass sie dann kurzfristig Trainierenden überlegen sein können.
Übertragen auf Schiris bedeutet das für mich: viel pfeifen, am besten immer im Gespann “erfahren” und “neu/potentialträchtig” inkl. Feedback in-game/in Auszeiten etc. Kurzfristige Vorbereitung auf einzelne Spiele und stundenlange Nachbesprechungen machen keinen schlechten Schiedsrichter zu einem guten.
Insgesamt bräuchte es vielmehr einen stärkeren Fokus auf charakterliche Eignung. Gute Schiris zeichnen sich insbesondere durch wenig Ego, Demut und Lernbereitschaft aus, sonst bringt keine Nachbesprechung und auch keine inhaltliche Fortbildung etwas.
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Du forderst also SR, die Lernbereitschaft zeigen, das aber bitte nur in der angesetzten Spielzeit?! Sorry, das widerspricht sich doch.
Und aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen: doch, gute Vor- und Nachbereitung machen genau das. Machen SR, die lernen wollen, besser. Die guten SR - die, die demütig und lernbereit sind - WOLLEN das, wollen wissen, was sie falsch gemacht haben und wie es besser geht. Und das klappt nicht in den 50 Sekunden einer Auszeit, in denen man die Knackpunkte für die Spielfortsetzung besprechen muss.
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Wollte keinen eigenen Thread dafür eröffnen und bediene mich für die Frage deshalb hier. Kann mir einer der Wissenden sagen, ob es in der ProA ein quantitatives Schiedsrichterproblem gibt, d.h., ist man stets auf der Suche nach neuen Kräften, oder ist man eher in der komfortablen Situation, unter einer Vielzahl von Kandidaten auswählen zu können?