Die ACB als stärkste Liga Europas - Ursachenforschung und Lehrbeispiel
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Ich würde gerne mal mit euch etwas näher die spanische ACB betrachten und warum die ACB die stärkste Liga Europas ist. Und abseits meiner eher schwachen Spanischkenntnisse fehlt mir da auch einiges an Wissen. Falls das ganze keinen eigenen Thread wert sein sollte, weil man es auch in den 6+6 Thread oder 2020 von Jan Pommern schieben könnte, dann auf geht’s.
Was genau macht die ACB, was sie zur stärksten Liga der Europas macht. Und das bezieht sich jetzt nur sekundär oder tertiär auf die Qualität der Spieler, sondern eher auf strukturelle Themen:
- Ausländerregelung
- Budgets/Finanzen
- Infrastruktur
- Nachwuchsförderung
- Qualität der Trainer
- Historie?
Wo kann die BBL (natürlich auch alle anderen Ligen) der ACB lernen und was für Schwächen hat die ACB?
- Ausländerregelung:
Die ACB hat mit ihrer 4+8 bzw. 4+6+2 Regelung, 4 Homegrown-Spieler + 6 Europäer oder Cotonou-Spieler + 2 andere Spieler natürlich auch ein anderes Einzugsgebiet an Spielern. Sind es in der BBL 6 Nationals bzw. 4 Nationals + 2 Homegrown, kannst du in der ACB auch 12 Imports aufs Parkett schicken solange vier davon in Spanien 3 Jahre ausgebildet wurden. Baskonia bspw. hat das die letzten beiden Jahre sehr extrem ausgeübt als man nur einen Spanier im Kader hatte und sonst nur Balten aus dem eigenen “Nachwuchs” auf den Homegrown-Spots hatte.
In der BBL spielen die Ausländer, zumeist US-Imports, eine deutlich übergeordnete Rolle, in der ACB dagegen eher eine untergeordnete Rolle. Obwohl sich fast jedes oder jedes Team zwei (oder auch mehr, wenn diese mehrere Staatsangehörigkeiten haben) Nordamerikaner leistet, spielen diese oft nicht diese übergeordnete Rolle.- Budgets/Finanzen
Und all das obwohl die Hälfte der Teams auch nur 3-5 Mio Etat zur Verfügung hat. Manresa bspw. kam letzte Saison mit einem Budget von etwa 2.8 Mio Euro ins Finale der Champions League. Die andere Hälfte hat natürlich dafür deutlich mehr Geld zur Verfügung, aber auch Badalona ist mit einem Etat von etwa 7 Mio eine absolute Hausnummer in Europa.
Ein Spieler wie Stefan Jovic wechselt zum stark kriselnden Klub aus Zaragoza, der wäre für 80% der BBL Teams nicht finanzierbar. Kam Taylor hat letztes Jahr Euroleague gespielt (und ein paar Monate CL in Strasbourg), wechselt zum ACB Aufsteiger aus Girona zu Aito und Marc Gasol.
Liegt das auch am spanischen Steuersystem, dass die spanischen Teams ihren Team-Etat besser nutzen können oder verzichten solche Kaliber auch auf Geld um in der ACB zu spielen?- Infrastruktur
Da fehlt mir einiges an Wissen, aber ich sehe bei allen Teams eine Halle mit mind. 5000 Zuschauern Kapazität, viele sogar mit einer 7000+ Halle. Das müsste ja für eine gute Grundlage an Einnahmen sorgen.
- Nachwuchsförderung
Auch hier fehlt mir einiges an Wissen. Ich meine aber, dass in Spanien rund eine halbe Mio Basketballer registrieret sind, was mind. das Doppelte von dem sein müsste was beim DBB gemeldet sind. Das sorgt natürlich auch für einen deutlich größeren Pool an Quantität wie Qualität.
- Qualität der Trainer
In der BBL fehlt es an einheimischen Trainern, in der ACB sind es vor allem einheimische Trainer. Viele mit Euroleague-Erfahrung bei Baskonia, Valencia oder Malaga, die danach auch bei deutlich kleineren Klubs arbeiten. Das sorgt natürlich auch bei den Klubs für viel Qualität und Expertise auf der Trainerbank.
- Historie
Die ACB hat seit Jahrzehnten starke Teams, 12 Euroleague Titel sind nach Spanien gegangen, unzählige Final Four Teilnahmen und andere kleinere Titel sind von ACB Teams erreicht worden. In der CL gab es nur ein Jahr, wo nicht zwei spanische Teams im Final Four standen. Viele Teams waren über die Jahre erfolgreich, in der EL oder im EC, teilweise spielen die inzwischen auch nur noch in der zweiten Liga wie Estudiantes oder Burgos.
All das zusammen macht die ACB schon sehr attraktiv, aber es erklärt nicht so richtig warum es für viele Spieler attraktiver ist der 8./9. Mann beim Tabellenvierzehnten der ACB zu sein als der 3./4. Mann beim Tabellenfünften der BBL.
Edit: Beim Nachlesen klingt das nach einem Monolog, was aber eigentlich der Einstiegsbeitrag für eine größere Diskussion sein soll.
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Ich glaube ein wichtiger Aspekt ist auch die Qualität der Liga an sich. Da sind schon sehr viele Mannschaften mit hoher Qualität. Dazu kommt das man näher an der NBA dran ist, sprich die Agenten/Scouts gucken aufgrund der o.g. Qualität mehr auf die ACB als auf andere Ligen.
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Die spanischen Trainer in der BBL haben zum Thema Trainerausbildung in Spanien mal erwähnt, das dort eine andere Kultur die Trainerlaufbahn begünstigt. In Spanien ist es viel eher en vogue als Assistenztrainer oder Jugendtrainer anzufangen, Praxiserfahrung zu sammeln von einem erfahreneren Kollegen zu lernen und dann bei Gelegenheit auf einen Cheftrainerposten zu kommen.
Diese Durchlässigkeit scheint es in Deutschland nicht in dem Maße zu geben. Assistenztrainer bleiben Assistenten und Jugendtrainer bleiben (in der Regel) bei den Jugendteams.Beim Thema Qualität der Liga ist auch immer die Frage der Finanzierung. Da ich es nicht weiss:
Wie sieht denn die Einnahmenseite der ACB aus? Liga-Sponsoren, TV-Gelder, Ticketpreise,…? -
Eine Folge der Ausgeglichenheit und sicher auch ein Faktor für die Attraktivität der Liga ist, dass nicht nur Real und Barca die Meisterschaft unter sich ausmachen, sondern das es mit Valencia 2017 und Baskonia 2020 auch eher Überraschungen gab.
Außerdem profitiert die Liga auch von den Erfolgen der spanischen Nationalmannschaft, auch wenn viele ihrer Spieler in der NBA unterwegs sind.
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Für die Qualität der ACB gibt es sicher mehrere Faktoren. Die extrem hohe Qualität der Trainer, die größere Bekanntheit und Beliebtheit des Sports über eine lange Zeit hinweg und die Sichtbarkeit in den Medien etc. Einer Schlüssel ist aber wahrscheinlich, dass beide großen Fussballclubs Real und Barca über eine sehr, sehr lange Zeit Basketball gefördert haben und viel Geld ins System gepumpt haben, das es dann wieder erlaubt hat Top-Spieler und Trainer zu bezahlen und Spieler auszubilden. Die Rivalität zwischen beiden wird da zusätzlich wie ein Katalysator gewirkt haben.
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Ojeda hat es im Interview mit der Morgenpost auch gesagt:
Da sind alle vier Mannschaften in der Lage in der EL was zu reißen. -
@randsportart00 sagte in Die ACB als stärkste Liga Europas - Ursachenforschung und Lehrbeispiel:
Die Annahme von when_we_were_kings, dass es nur die großen Teams sind, wie Real und Barca stimmt eben genau nicht!!! Aber ist klar, das so eine Annahme von einem Bayern Fan kommt, …
Falscher als Du kann man an dieser Stelle wohl nicht liegen. Sämtliche Peinlichkeitspunkte gehen an Dich.
Empfehlung:
Lebe nicht öffentlich und unnötig ausufernd Deine Bayern-Antipathie aus, sondern diskutiere zum Thema. Danke. -
@When_we_were_kings du alter Bayern Fan, wir haben es immer gewusst!
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@randsportart00
Du prüfst in welchem Fanlager WWWK ansässig ist und findest dann beim Blick in den Spiegel den Typen, der nicht verstanden hat. Deine Bayern-Antipathie scheint Dich einzuschränken. Vielleicht hilft ein kleines Schreib-Päuschen? -
@believe-it-or-not sagte in Die ACB als stärkste Liga Europas - Ursachenforschung und Lehrbeispiel:
@randsportart00
Du prüfst in welchem Fanlager WWWK ansässig ist und findest dann beim Blick in den Spiegel den Typen, der nicht verstanden hat. Deine Bayern-Antipathie scheint Dich einzuschränken. Vielleicht hilft ein kleines Schreib-Päuschen?Ach, die Ignore-Liste freut sich, braucht auch regelmäßig neue Nahrung
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@randsportart00
Du hast nicht verstanden was ich sagen wollte oder vllt hätte ich präziser sein sollen. Bin übrigens Fan von ALBA und Basketball im Allgemeinen.Wenn man sich die ACB Champions seit den 50ger Jahren anschaut sieht man, dass die Meister fast alle Basketball-Abteilungen von großen Fussball-Clubs sind. Real, Barca, Estudiantes etc.
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Spanish_basketball_champions
Das heisst, dass nicht zuletzt über die Quersubventionierung vom Fussball sehr früh Geld im spanischen Basketball-System war. Genauso wie es heute bei Barca und Real eben immer noch üblich ist. Durch die dominierenden Fussball-Clubs ist es dann natürlich auch noch einmal einfacher die entsprechenden Fernsehrechte zu bekommen. Durch die Reichweite der TV Übertragungen macht es dann auch für Mäzene Sinn sich bei anderen Clubs zu engagieren.
Durch das Geld im System konnte man auch die besten Spieler und Trainer verpflichten. Die Spanier waren dann klug genug um dann auch Trainer hervorragend auszubilden und zu fördern. Was dann zu einer besseren Ausbildung der Spieler führte. Stichwort Aito, Gasols etc.
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@randsportart00 sagte in Die ACB als stärkste Liga Europas - Ursachenforschung und Lehrbeispiel:
@Junes Ist mir egal für wenn sich When_we_were_kings begeistert oder wer er ist, es ist mir halt unsympathisch, sich selbst als besser, als die anderen darzustellen und das könnt ihr hier im Forum ganz gut.
Unabhängig davon ob ihr Bayern Liebhaber seid.
Die ABC macht es schon seit Jahren besser als die BBL. Allein der Vorstand der deutschen Nationalmannschaft Ingo Weiß ist eine Zumutung für den Basketball in Deutschland, aber da es keinen interessiert was der DBB oder die BBL macht kann halt jeder machen was er will.Alleine, dass du jemanden, der dir unsympathisch ist, direkt als Bayern Fan abspeicherst, sagt viel über dich aus.
Hier soll es um die ACB gehen und nicht um den FC Bayern. Wenn du keine Fakten beitragen willst, sondern nur deine Meinung wiedergeben möchtest, würde ich dich bitten einen neuen Thread, bspw. FC Bayern Basketball - Ein Fluch für den weltweiten Basketball, aufzumachen.
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@randsportart00
Nein Geld ist nicht alles hilft aber um professionelle Strukturen aufzubauen. Während in Deutschland Trainer ehrenamtlich trainieren mussten und teilweise immer noch müssen, hatten die großen Clubs in Spanien eben angestellte Jugendtrainer mit den entsprechenden Jugendprogrammen etc -
Die spanische Basketballkultur ist eine völlig andere als in Deutschland. Unter Basketballkultur subsummiere ich auch Sachverhalte wie öffentliche Wahrnehmung, Anziehungskraft und Beliebtheit, Selbstverständnis der Sportart zur Förderung einheimischer Jugendspieler, Vertrauen in einheimische Nachwuchsspieler und einheimische Trainer und Professionalisierung der Strukturen und Entscheidungsträgern/Führungskräften (von Vereinen über Ligaorganisationen bis zum Verband).
Ich konnte diese Unterschiede bereits 1986 bei der WM in Spanien erfahren. Damals lagen Lichtjahre zwischen beiden Ländern was die Basketballkultur angeht. Auch wenn der Abstand zwischenzeitlich geringer wurde, ist der Abstand wie von Junes detailliert beschrieben immer noch deutlich.
(Exkurs: Deutschland wurde 1986 von den erfahren Lutz Wadehn, Armin Sowa sowie Burkhardt Schröder angeführt, zusätzlich standen mit damals Anfang 20 die späteren EM-Sieger Koch, Gnad, Welp und Behnke im Kader. Mit Schrempf und Blab durften die beiden besten deutschen Spieler nicht antreten, da zu dieser Zeit noch ein Bann von NBA-Spielern galt. Das Team scheiterte mit 2:3 Siegen in der Vorrunde.)
Seit Ende der 1970er und insbesondere seit Anfang der 1980er Jahre hatte die spanische Nationalmannschaft auch bei EM und WM sowie Olympia erste Erfolge mit Medaillen bzw. Halbfinalteilnahmen. Auf Vereinsebene war Real Madrid seit Anfang der 60er Jahre ein absolutes europäisches Powerhouse (auch aufgrund starker US-Amerikaner bzw. auch wegen deren Einbürgerung (Luyk, Brabender etc.).
Spanien blickt somit auf eine bezüglich der Vereinsmannschaften ca. 60 Jahre bzgl. der Nationalmannschaft ca. 45 Jahre Erfolgsgeschichte des heimischen Basketballs zurück. Alle diese Erfolge fehlen entweder in Deutschland (Vereinsebene) vollständig bzw. kamen (a) weit später und sind (b) viel weniger ausgeprägt (Nationalmannschaft).
Zwar dominiert in Spanien auch der Fußball, jedoch ist Basketball - auch abseits der ACB Standorte – aufgrund insbesondere der Erfolge der Nationalmannschaft keine Randsportart, sondern hat eine “natürliche” Attraktivität und Anziehungskraft für Jungen und Mädchen, die es so in Deutschland nicht gibt.
Prozentual gesehen finden mehr Jungen und Mädchen in jungen Jahren den Weg zum Basketball als in Deutschland. Verglichen mit Deutschland ist Basketball in Spanien ebenso öfters auch die Sportart, die als erstes gewählt wird. Hieraus resultiert eine deutlich breitere Talentbasis, auch abseits der “Hochburgen”, die eine bessere Förderung und Ausbildung erhält. Punkte, die sich auch in der Spitze nachhaltig niederschlagen, wie die Ergebnisse aller spanischen Nationalmannschaften (männlich vs. weiblich, Juniorenbereich vs. Seniorenbereich) eindrücklich wiedergeben.
Um die spanische Basketballkultur zu erreichen bzw. in deren Nähe zu kommen, wird hierbei der nachhaltige Erfolg der deutschen (Herren- aber auch Damen-) Nationalmannschaften wichtig sein. Obschon Madrid seit Anfang der 1960er auf höchster europäischer Ebene erfolgreich war, startete der Basketball auf nationaler Ebene erst seit gegen Ende der 1970er richtig durch (Stichwort: “Goldene Generation” um Spieler wie Navarro, Calderon, P. Gasol, Garbajosa, F. Reyes, Mumbru, Lopez), als auch die Nationalmannschaft erfolgreich war.
Nachhaltiger und dauerhafter Erfolg der Nationalmannschaft wird jedoch nur dann erreichbar sein, wenn einheimische Nachwuchsspieler in der Übergangsphase von Jugend- zu Erwachsenenbereich in der höchsten nationalen Liga auch (trotz Fehlern aus jugendlichem Übermut und Erfahrungsdefiziten) Spielzeiten erhalten. Dies ist in Spanien - zumindest unterhalb der EL Teams - gegeben. Und selbst bei den EL Teams ist Baskonia lediglich die Ausnahme, die die Regel bestätigt.
Last but not least, werden sowohl der Ligaverband “Association de Clubs de Baloncesto” (ACB) als auch der nationale Verband “Federacion Espanola de Baloncesto“ (FEB) in vielen Bereichen fachkundiger und professioneller geführt als die jeweiligen deutschen Einheiten.
Es ist keine gewagte These, dass neue Köpfe sowohl in der Führung des Ligaverbands (Geschäftsführung und Präsidium) als auch des Nationalverbandes (Präsidium, Führungskräfte im Leistungssport) positive Kräfte für den deutschen Basketball freisetzen können.
@Junes bitte nenne die Quelle, aus der deine Budgetzahlen der spanischen Mannschaften stammen. Danke!
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Naja ich glaube das muss man dann schon nochmal etwas differenzierter betrachten.
In Deutschland ist es ja erstmal noch nie en vogue gewesen mit deutschen Headcoaches in der BBL zu arbeiten.
Hier muss man sich ja mal fragen, warum das so ist. Sehen wir uns selbst so kritisch? Sehnen sich unsere BBL Teams nach den großen ausländischen Namen auf der Trainerbank, die aus “richtigen” Basketballnationen hervor gegangen sind?
Ich hatte letztes Jahr mal eine Liste mit allen deutschen Trainern aufgestellt, die Jobs gesucht haben und die nirgendwo in der BBL unterkamen, da kommt man schnell auf 16-20 Namen.
Bedeutet dann natürlich auch, dass der Assistant keine Chance hat aufzurücken. Und wenn er es tut, meist weil irgendwo kein Geld mehr da ist und man eine billige Lösung sucht, ist die Chance zu scheitern sehr hoch. Was ist dann? Bekommt man eine weitere Chance? Da richtet man sich dann wahrscheinlich eher als Assistant ein.
Und Jugendtrainer werden als festangestellte im BBL Unterbau bei JBBL und NBBL so elend schlecht bezahlt, die machen das sicher nicht aus Spaß an der Freude so lange, sondern weil auch da die Alternativen fehlen.
Wir haben in Deutschland ein hohes Lohnniveau, da muss man ansetzen und sich Fragen was uns der Beruf Basketball Trainer in der Gesellschaft wert ist.
Die Liste an talentierten Kolleginnen und Kollegen, die irgendwann feststellen musste dass die Rente mit 2.500 € brutto als Basketball Jugend/Assistant Coach mal nicht so lustig wird, und sich dann beruflich umorientiert haben, ist endlos lang.
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@knicksfan_24 Ich geb dir recht, die Karrieremöglichkeiten als deutscher Trainer (egal auf welchem Niveau oder für welche Altersklasse) sind finanziell wenig verlockend. Aber auch das ist für mich ein Baustein für diese Durchlässigkeit: Wie kann ein (Trainer)Talent den Weg von ganz unten (Kreisliga oder U14-Mannschaft) nach ganz oben (Euroleague-Herren) finden?
Wenn ein Kandidat auf den Stationen zwischendurch “verhungert”, dann ist das auch eine Limitierung der Durchlässigkeit.Und ähnliches gilt wahrscheinlich auch für Spieler und alle anderen Beteiligten im ganzen Basketballumfeld. Deswegen meine Frage, ob jemand fundiert aufschlüsseln kann, wie der Geldfluß in Spanien im Vergleich zu Deutschland ist.
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Hallo,
man muss auch einfach mal die finanzielle Seite in der ganzen Diskussion sehen.
Als Beispiel:
wie hoch ist die Arbeitslosigkeit in Deutschland im Vergleich zu Spanien dann gerade in der Altersklasse von 20-30 Jahren ist in Spanien die Arbeitslosigkeit glaube ich bei fast 50%, in Deutschland ist eine riesige Nachfrage am Arbeitsmarkt nach dieser Altersklasse und da ist dann die Bezahlung noch gar nicht mit eingerechnet.
Ich hatte zum Beispiel Mitte Ende 20 die Möglichkeit eine 50% Stelle im Jugendbereich eines BBL Teams anzutreten, hätte dann aber zu 50% noch bei einem Sponsor arbeiten müssen. Bezahlung schlechter als in meinem damaligen Job, mehr Stunden, ich hatte / Habe Frau und Kinder und da brauchte ich auch Sicherheit. Zudem wenn man die Stelle verliert, wo ist die nächste?
Nächstes Beispiel HD schreibt diese Saison eine Stelle aus als Oberliga Herren Trainer und Co Trainer NBBL. Macht minimum 5 Trainings die Woche und 2 Spiele, Bezahlung war glaube ich weniger als 450€ Job. Ich habe denen eine Email geschrieben das es selbst bei Großzügiger Rechnung einiges unter Mindestlohn ist, und ob Sie denken das dies zur Professionalisierung beiträgt?
Mindestanforderung war glaube ich auch noch die B-Lizenz bzw. erwünscht
Wenn man ehrlich ist und sich umschaut sind die Mehrzahl der Trainer (außer BBL) in Deutschland quasi Junggesellen bzw. auch noch sehr jung.
Warum hat z.b. Stefan Koch, Thorsten Leibenath, Andreas Wagner, Christian Bischoff den Trainer Job gewechselt? Ich denke das es da um Sicherheit und auch dass Sie nicht immer umziehen wollen etc. geht -
In erster Linie geht es um Geld. Dann kommt lange nichts. Dann geht es um noch mehr Geld und dann kommen erst die anderen Faktoren.
Also ist der wichtigste Teil der Analyse warum Spanien, aber auch Frankreich einfach mehr Geld hat oder andersherum Deutschland weniger.Warum nehmen diese Länder mehr ein? Einfach, Popularität der Sportart, Identifikation mit den Clubs vielleicht noch, größere Reichweite, bessere TV-Verträge. Alles bekannt, spannender ist aber was müssen sie ausgeben!
Leider zeigt nur Frankreich seine Spielergehälter. Die wirklich spannende Frage ist doch wie viel % der zu Verfügung stehenden Kohle landet im Team. Da ist halt viel Spekulation dabei.
Steuer, Berufsgenossenschaft (danke Fussball)und Kosten Krankenversicherung fressen in Deutschland ein Batzen Kohle. Da gib es dramatische Unterschiede zu Ungunsten Deutschlands aber sicher zu Gunsten der hier spielenden Spieler. Nicht auf dem Konto aber zB im Verletzungsfalle, Mitversicherung der Familie usw. Solange diese Ausgaben nicht angeglichen werden hat Deutschland im Bereich “Spieler-Netto” immer einen Nachteil. Deutsche Clubs müssen also mehr Geld generieren um das gleiche Team-Netto zu haben. Ist schwer bei der oben genannten Situation.Dann gibt es noch Mäzentum, diese Fälle aussen vor. (Ein bisschen zähle ich da Real und Barca dazu, auch wenn das natürlich formal was anderes ist. Am Ende des Tages ist es geld ohne Gegenleistung.) Mäzenclubs braucht man nicht diskutieren. QB hat lange von einem Mann gelebt, von Bamberg wissen wir jetzt dass Stoschek 85 Millionen da reingedonnert hat, das ist einfach jenseits von jeder wirtschaftlichen Versnumft, also Mäzentum. Glückwunsch dazu, ist nur kein diskutables Geschäftsmodel sondern unter em Strich von mir aus Glück für die betroffenen Clubs.
Die Ausgabenseite ist fix ergo muss D mehr einnehmen. Daran wird ja auch gearbeitet und die Liga wächst. Nur halt nicht so schnell wie man das gerne hätte.
Bessere deutsche Spieler machen die Liga auch sportlich besser aber werden nicht die Lücke zu Spanien schliessen. Das ist doch naiv. Bessere deutsche Spieler können beim vermarkten besser helfen. den teil unterschreibe ich. Daher er rein sportliche Bereich ist wichtig und muss verbessert werden aber den Effekt darf man nicht überbewerten wenn es darum geht “beste Liga Europas”.
Schönes Thema. Danke.
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Danke erstmal für die vielen Inputs, die es von verschiedenster Seite gegeben hat.
Das ist die Seite auf die ich mich bei den Budgets beziehe. Wie seriös das ganze ist? Keine Ahnung. Die Zahlen bewegen sich aber in dem Rahmen wie man es bei einigen Klubs schon gehört hat. Bspw. hieß es im Zuge des Champions League Final Fours im letzten Jahr, dass Manresa einen Etat um die 2,5 Mio hat. Ob das am Ende 2,5, 2,7 oder 3,2 Mio ist ist ja auch nicht so relevant, wenn die Zahlen komplett falsch wären und die jeder Klubs 2-3 Mio mehr zur Verfügung hätte, wäre es allerdings schon doof. Den Eindruck hab ich aber bis jetzt nicht.
Danke für die Insights. Das ist schon kein gutes Zeichen, allerdings ist es ja beim Fußball trotz deutlich höherer Etats ähnlich, dass du im Jugendbereich für eine fast Vollzeitstelle einen 450-Euro-Job hast. Wäre natürlich interessant zu wissen ob das in Spanien ähnlich ist. Ich würde, ohne jegliches Wissen, denken, dass man dort mehrere festangestellte Trainer beschäftigt. Wenn ich mich richtig entsinne hat man aber erst vor einigen Jahren eingeführt, dass jeder BBL-Klub einen(?) hauptamtlichen Jugendtrainer angestellt haben muss. Das wäre sicherlich ein Ansatzpunkt, der die Qualität der deutschen Trainer sowie der Nachwuchsförderung steigern würde.
@9alive sagte in Die ACB als stärkste Liga Europas - Ursachenforschung und Lehrbeispiel:
Bessere deutsche Spieler machen die Liga auch sportlich besser aber werden nicht die Lücke zu Spanien schliessen. Das ist doch naiv. Bessere deutsche Spieler können beim vermarkten besser helfen. den teil unterschreibe ich. Daher er rein sportliche Bereich ist wichtig und muss verbessert werden aber den Effekt darf man nicht überbewerten wenn es darum geht “beste Liga Europas”.
Bei näherer Betrachtung der Ausländerregelung in der ACB kam bei mir der Gedanke auch auf, dass die deutsche 6+6 Regelung in ihrer Anwendung auch die Qualität der Liga senkt. Versteht mich nicht falsch, ich bin ein großer Fan der 6+6 Regelung und sie hat der Entwicklung der deutschen Spieler enorm geholfen. Aber da die meisten Coaches eher eine 10er-Rotation, wenn nicht international spielend sogar eher eine 9er-Rotation, spielen, wird von den Teams oft viel Geld in 3 starke Deutsche investiert + einen Nachwuchsspieler, der aber eher als Busfahrer denn als Rotationsspieler dient. Da wirkt die Ausländerregelung der ACB etwas angenehmer als die deutsche, wobei man sie auch an absurdum führen kann. Wie seht ihr das ganze? Ich würde dafür plädieren die 6+6-Regelung in der Hinsicht anzupassen, dass Teams mind. 2 Nachwuchsspieler, vielleicht auch 1+1, was Nationals und Imports angeht und dementsprechend die Homegrown-Regelung anpassen, am Spieltag im Kader haben müssen.
Einen Punkt hab ich im Eingangspost auch vergessen, den der Identität. Müssen Teams vielleicht auch ambitionierter an die Saison gehen? In Spanien spielen von 18 Teams 11 international, also mehr international spielende Teams als nicht international spielende Teams: Vier davon in der EL, dazu zwei im EC und fünf in der CL. Im Europe Cup spielt kein Team, nachdem Breogan nach der verpassten CL Quali sein Startrecht nicht wahrgenommen hat. Ist der Anspruch der ACB-Teams, deren Zielsetzung auch höher als in der BBL, wo gefühlt die Hälfte der Teams mit dem Ziel Klassenerhalt in die Saison starten? Ein Felicio wechselt von einem Top-5-Standort in der BBL mit EC-Teilnahme zu einem ACB-Aufsteiger. Das wird ja auch Gründe haben, nicht nur finanzieller Natur.
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@Junes sagte in Die ACB als stärkste Liga Europas - Ursachenforschung und Lehrbeispiel:
Bei näherer Betrachtung der Ausländerregelung […] Ich würde dafür plädieren die 6+6-Regelung in der Hinsicht anzupassen, dass Teams mind. 2 Nachwuchsspieler, vielleicht auch 1+1, was Nationals und Imports angeht und dementsprechend die Homegrown-Regelung anpassen, am Spieltag im Kader haben müssen.
Da bin ich anderer Meinung. Kompliziertere Regelungen bieten oft auch mehr Regellücken, die ausgenutzt werden, ohne das ein real höherer Effekt eintritt.
Außerdem ist in den BBL-Statuten ja einiges zur (heimischen) Nachwuchsförderung festgelegt. Z.B. Vollzeitjugendtrainer, Ausbildungsvergütung und NBBL/JBBL-Mannschaften. Die Vereine sind also gezwungen Aufwand zu betreiben. Wie genau sie das dann umsetzen, sollte ihnen weiterhin überlassen bleiben.
Wobei ich durchaus der Meinung bin, das man an der einen oder anderen Stellschraube im Detail justieren könnte. -
Mal ganz doof gefragt: Ist aus Spielersicht das Leben in Spanien vielleicht auch einfach besser/schöner/erstrebenswerter als in Deutschland?
Das Wetter ist tendentiell wärmer, es gibt mehr Meer, die Kultur ist fröhlicher als im doch eher pessimistischen Deutschland, Sprache u.U. leichter zugänglich,… Ich könnte mir auch vorstellen, das auch alltägliche Dinge einfacher und unbürokratischer als in D. sind. -
Grundsätzlich würde ich sagen: Ja. Insbesondere, weil du natürlich (zumindest was Spanien angeht) auch in der besten europäischen Liga spielen willst. Das kommt ja auch dem Marktwert + dem Lebenslauf zugute.
Aber die Lebensqualität ist in meinen Augen ein nicht zu unterschätzender Faktor. Kann mir gut vorstellen, dass einige lieber an der spanischen Küste/auf einer spanischen Insel leben und arbeiten als (bitte nicht krumm nehmen) in Crailsheim bzw. Ilshofen.
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Welche Lücken würdest du bei meinem Vorschlag sehen?
Ich hab halt das Gefühl, dass man mit der Eigenverantwortlichkeit in Deutschland nur bedingt weit kommt. Und man hat sicherlich mit den Vorgaben schon gute Schritte getätigt um den Basketball in Deutschland zu fördern, nur reicht das um das Maximum rauszuholen?
Was würdest du denn gerne im Detail verändern?
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Mein Kenntnisstand ist das die BBL Clubs 2 Hauptamtliche Jugendtrainer angestellt haben müssen, die zusammen mindestens 60 000€ verdienen und einer mindestens 20 000€.
Aber wer soll mit 20 000€ eine Familie ernähren, welche perspektive hat man da.
Zudem haben wir in Deutschland einfach andere alternativen, die in den anderen Ländern so nicht gegeben sind. Spanien 50% Arbeitslosigkeit bei jungen Menschen, da ist auch ein nicht so gut bezahlter Job besser als keiner.
Wenn du bei uns schon als 450€ Jobber im Lager 16,50€ Stundenlohn bekommst ist es einfach anderst
Als Beispiel ein Spieler der in einem größeren Programm die JBBL/NBBL durchlaufen hat, nicht der Top Spieler ist und und schon Jugendteams gecoacht hat, hat Interesse. Macht dann ein paar Lizenzen, sein FSJ etc.
Bekommt dann den Job als Jugendtrainer für 30 000€.
Als Alternative macht er ein duales Studium in der Wirtschaft, oder Lehramt und verdient das doppelte, hat die Wochenenden frei, hat Sicherheit und kann in seiner Freizeit noch ein Team coachen