Einheimische Spieler und Eigengewächse in Profiteams
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Hallo zusammen,
ich versuche einmal etwas, was meiner Ansicht nach in letzter Zeit hier bei SD leider immer seltener zu finden ist: Eine Diskussion zu einem allgemeinen Basketball-Thema, das ich sehr interessant finde. Bitte nutzt die Diskussion nicht dazu, zu zeigen, wie sehr ihr den ein oder anderen Verein “leiden” könnt. Ich stelle diese bitte ganz bewusst, weil ich mir auch darüber im Klaren bin, dass mein Diskussionsthema das Potenzial dazu hat, schnell sehr vereinsspezifisch zu werden. Ihr könnt natürlich Vereine als Beispiele nennen (das ist auch ausdrücklich erwünscht), aber wie gesagt: Bitte lasst es eine möglichst sachliche Diskussion werden.Auslöser für diesen Thread ist die Diskussion rund um Karsten Tadda bei Bamberg. Die Meinungen in Bamberg gingen hierzu ja sehr weit auseinander. Einige Kommentare sind mir jedoch besonders im Gedächtnis geblieben. Es gibt nicht wenige Fans, die es schade oder sogar “unmöglich” finden, dass mit Tadda der letzte "echte Bamberger, der aktuell im Profiteam zu finden ist, den Verein verlässt. Manche Fans gehen noch einen Schritt weiter und meinen, dass sie sich dadurch nicht mehr mit dem Verein identifizieren können.
Ich habe mir über das Thema “Einheimische und Eigengewächse im Profisport” schon öfters Gedanken gemacht. Dabei bin ich vor allem über zwei grundlegende Fragen gestoßen, über die ich gerne mit euch diskutieren würde.
1. Welche Bedeutung haben einheimische Spieler / Eigengewächse für euch und allgemein im Profisport?
Wichtig: Mir geht es explizit um einheimische Spieler, d.h. um Spieler, die auch im näheren Umkreis aufgewachsen sind. “Identifikationsfiguren” sind noch einmal ein anderes Thema.
Meine Meinung zu dieser Frage: Ich finde es prinzipiell super, wenn man in einem Profiteam Eigengewächse oder gar einheimische Spieler findet. Allerdings glaube ich, dass deren Bedeutung mit dem Erfolg eines Vereins immer weiter schwindet. Erfolg sorgt für Aufmerksamkeit…Aufmerksamkeit sorgt im Regelfall für gesteigertes Interesse und somit auch meistens für neue Fans. Das sind nicht selten Fans, die weitaus weniger mit dem Verein verwurzelt sind als Fans, die schon seit Jahrzehnten ein Team begleiten.
Den Begriff “Erfolgsfan” hasse ich persönlich, weil er schlicht und ergreifend denunzierend ist. Nur weil ein Fans seine Liebe zu einem Verein bei Erfolg (und somit auch gestiegener medialer Präsenz) entdeckt hat, muss er noch lange kein Erfolgsfan sein. Das zeigt sich dann wirklich erst in schlechten Phasen. Ich sehe das dann eher als andere Generation Fans an, die sich zwangsläufig aus dem Erfolg ergibt. Und diese Generation hat dann meiner Vermutung nach in der Summe eine geringere Bindung zu Eigengewächsen / Einheimischen.
Beim Thema Erfolg bin ich dann ganz schnell bei meiner zweiten Frage an euch:
2. Welche Chancen haben Eigengewächse in erfolgreichen Teams? Ich stelle auch mit Blick auf andere Sportarten fest, dass der Trend bei Topteams immer weiter dahin geht, mindestens halbfertige junge Spieler zu verpflichten und diese dann einbinden zu wollen. Das hat mit Eigengewächsen, wie ich sie mir vorstelle, nicht wirklich etwas zu tun. Können heutzutage bei Topteams wirklich noch regelmäßig (!) Eigengewächse den Sprung in den Profikader schaffen?
Für mich ist dies gerade im Basketball ein schwieriges Thema. Anders als beispielsweise im Fußball hat der einzelne Spieler beim Basketball eine viel größere Verantwortung auf dem Feld. Fehler können nicht so leicht von Teamkollegen ausgebügelt werden. Ist der Schlüssel hier vielleicht ein höherklassiges “Farmteam” oder das Verleihen von Eigengewächsen, damit diese Spielpraxis bekommen?
Ich bin gespannt auf eure Meinungen. Ich selber habe natürlich fast ausschließlich den Blick aus Sicht eines Bamberger Fans, der in diesem Jahr sein 10-jähriges “Vereinsjubiläum” gefeiert hat. Somit kann ich mir kaum vorstellen kann, wie dies Fans anderer Vereine sehen.
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1. Sie haben schon eine große Bedeutung für die Fans, den Standort usw. Gerade im Basketball hat man doch eine größere Verbindung zu einem einheimischen Kerle den man sonst beim Bäcker trifft als zu Ausländer #12942.
Ich finde es deshalb unglaublich wichtig solche Spieler im Profikader zu haben. Natürlich sind es meistens nur 1-2 aber das sind die Identifkationsfiguren.
2. Sehe ich genauso. Umso erfolgreicher ein Team ist umso weiter schaut es nach benötigtem Talent. Das ein Talent mit den Ansprüchen zufällig aus der Heimat kommt ist dann fast ausgeschlossen, da nur noch Ergebnisse zählen und die Erwartungshaltung zu hoch ist. Da holt man sich halt dann die gemachten Spieler ins Team wie bspw. Bamberg, Bayern etc. Natürlich gibt es auch da ab und an Einzelfälle aber die Richtung tendiert doch eher dahin das man sich bei den Deutschen schon nach den bestmöglichen Nationalspielern umschaut.
Bei kleinen Teams ist das noch etwas einfacher, auch die Einbindung in die Profikader wie bspw. Barthel, Voigtmann, Klein in Frankfurt oder bei uns in Tübingen Albus und Agva.
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Guter Eröffnungspost, finde ich sehr gut @Mastermind.
1.) Eine gewisse Rolle spielen sie, es gibt immer einen Teil des Publikums, das sehr lokal verbunden ist.
Mir persönlich ist die Persönlichkeit des Spielers wichtiger. Ein Spieler muss Bezug zu Verein und Stadt haben, was vielmals Zugezogene sogar besser hinbekommen als in der Stadt geborene. Ist mir schon öfters aufgefallen.
Zu Legenden werden häufig externe Spieler, die ungewöhnlich treu sind und lange bleiben. Wahlloses Beispiel: Paulding. Wichtig ist, dass die Spieler auf das Publikum zu- und eingehen. Auch hier habe ich in meinem Verein sehr positive und sehr negative Erfahrungen gemacht.
2.) Je höher das Niveau, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass das Talent aus meinem näheren Umkreis kommt. Der Scoutingradius wird je nach Leistungslevel ja schon in der Jugend immer größer.
Für den Nachwuchs aus dem eigenen Verein sind zwei Dinge wichtig:
1.) für den Spieler: ich muss mindestens so hart wie die Externen trainieren und ehrgeizig sein
2.) für den Verein: kritisch hinterfragen, ob bei mir nicht der Spruch “der Prophet zählt nichts im eigenen Land” gilt. Oftmals wird dem externen Talent, für das ich ein paar Euros auf den Tisch gelegt habe, mehr zugetraut als dem eigenen. Was nichts kostet, wird nicht wertgeschätzt (wobei der eigene Nachwuchsbereich schon was kostet, klar, aber man individualisiert die Kosten im Kopf oft nicht). -
1. Mir persönlich es nicht wichtig aus welcher Region ein Spieler stammt. Das liegt sicher auch daran das ich mit der Region meines Vereins nichts zu tun habe. Allerdings finde ich es wichtig das jedes Team seine 2-3 Identifikationsfiguren hat. Stammt diese Identifikationsfigur aus der Region ist das sicher für viele Einheimische etwas besonderes. Meines erachtens kann eine Identifikationsfigur auch ein zugekaufter Deutscher oder Ausländer sein. Wichtig ist immer wie der Spieler hinter dem Verein steht (auf und neben dem Feld).
2. Klar fällt ein einzelner Spieler im Basketball mehr auf als im Fussball, allerdings bietet der Basketball doch wesentlich mehr möglichkeiten einen jungen Profi ans Team heranzuführen. Garbagetime gibt es im Fussball so gut wie nie. Ausserdem kann man ja bekanntlich im Basketball durchwechseln. Das erlaubt natürlich mal Experimente(Starter/Bank).
Farmteams und Leihe sind natürlich proparte Mittel aber in der Realität nicht so leicht umzusetzen.
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Im Basketball stehe ich einheimischen Spielern und Eigengewächsen sehr kritisch gegenüber.
Die Leistung berechtigt meist nicht den Einsatz sonderb der Schutz durch die Quote.
Wenn dann am Ende bei ausreichendem Vorsprung Daddeltime angesagt ist und der Nachwuchs aufs Parket darf muß man das Grauen dann über sich ergehen lassen.Ich bin heute noch traumatisiert von Auftritten von Seiferth, Staiger und Co. die bei Alba schluffig die letzten 4 Minuten übers Parkett geschlurft sind.
Ich dürfte mit meiner Meinung aber eine absolute Ausnahme darstellen. -
1. Nachfolgend definiere ich “Eigengewächse” mit Spielern deutscher Staatsangehörigkeit.
Eigentlich sollte es ja schon erwünscht sein, dass “Eigengewächse” auflaufen und sogar Spielminuten bekommen. Nur ist dieser “Eigengewächs-Anteil” noch viel zu gering um wirklich Aufmerksamkeit erregen zu können.
Die BBL ist eben ein “US-Franchise” und daran wird sich so schnell auch nichts ändern.Momentan spielen in der BBL 18 “Eigengewächse” durchschnittlich über 20 Minuten bei 100 “Nicht-Eigengewächsen” mit über 20 Minuten/Spiel…
Bei diesen “Eigengewächsen” sollte man jedoch unterscheiden, ob diese auch tatsächlich in Deutschland “gewachsen” sind, oder eher - wie alle US-Profis der BBL - in 4 Jahren NCAA geprägt wurden bzw. reifen durften.
2. Gegenfrage: Gibt es überhaupt ein echtes “Eigengewächs”( ab U14 oder U16 im gleichen deutschen Verein mit Top-Team in der BBL)?
Mir fällt jetzt keiner ein der nach JBBL und NBBL gleich mit Spielanteil bei einem Top-Team in der BBL aufgelaufen wäre. Somit lautet meine Antwort: KEINE CHANCE ( Ausnahmen: Schröder; Nowitzki; wer noch?)
Und diese Chance hat meines Erachtens - ohne Vereinswechsel - auch noch nie “regelmäßig (!)” bestanden. Es gab zwar hin und wieder Jungs die innerhalb ihres Vereins eine wohlwollende Lobby hatten, aber von “regelmäßig” sollte da nicht die Rede sein.
Andererseits hat jeder U10 Spieler theoretisch die Chance in die NBA zu kommen.
Statt der “Farmteams” gibt es doch die ProA und ProB usw. -
Hallo zusammen,
in Unkenntnis, wo ich diese Frage loswerden könnte, habe ich mich dafür entschieden, die Frage hier zu stellen:
Wann wird ein Jugendspieler in “basketball.eurobasket.com” gelistet?
Seid mir bitte nicht böse, falls ich hier völlig falsch bin. Ich würde mich über eine Antwort freuen.
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Nach dem der DBB heute verkündet hat wie gut das neue Nachwuchskonzept mit JBBL / NBBL funktioniert habe ich mal versucht die Entwicklung in der BBL von deutschen Spielern zu betrachten. Als Grundlage dafür habe ich mal alle deutschen Spieler gezählt, die in einer Saison mehr als 5 Punkte pro Spiel oder mehr als 10 Minuten Einsatzzeit haben. Bie den U23 Spieler in der BBL ist keine signifikate Veränderung zu sehen. Bei der Betrachtung alle deutschen Spieler ist auch in der BBL zu sehen, dass deutsche Spieler deutlich mehr eingesetzt werden und auch bei Scoring wieder größeren Einfluss haben. Der fehlende Anstieg im Bereich U23 könnte mit einem besseren Niveau der ganzen Liga zusammenhängen.
Jahr U23 10min + | U23 5 PPS + | 10 min + | 5 PPS +
2015-2016 12 7 61 41
2014-2015 14 7 64 37
2013-2014 8 6 61 33
2012-2013 9 10 59 35
2011-2012 14 5 43 18
2010-2011 13 8 42 20
2009-2010 14 9 38 20
2008-2009 11 4 34 20
2007-2008 7 3 40 23
Alle nationalen Spieler mit mindestens 5 Einsätzen pro Saison -
Für die allermeisten U23 Spiele geht der Weg dann doch von der NBBL über die ProB / ProA mit 23-25 Jahren in die BBL (meine These).
Den Sprung von der NBBL in ein BBL Team mit Spielanteilen kommt eigentlich nicht vor. Wenn er vorkommt ist die Gefahr sehr hoch, dass sich schnell Frustration einstellt da Minuten ausbleiben. Akpinar ist da in Berlin ein schönes Beispiel, dass die Ausnahme die Regel bestätigt. -
Für die allermeisten U23 Spiele geht der Weg dann doch von der NBBL über die ProB / ProA mit 23-25 Jahren in die BBL (meine These).
Den Sprung von der NBBL in ein BBL Team mit Spielanteilen kommt eigentlich nicht vor. Wenn er vorkommt ist die Gefahr sehr hoch, dass sich schnell Frustration einstellt da Minuten ausbleiben. Akpinar ist da in Berlin ein schönes Beispiel, dass die Ausnahme die Regel bestätigt.Es gibt doch einige Spieler die den Übergang NBBL –> BBL ohne Umweg geschafft haben.
Niklas Geske
Jonas Grof
Joschka Ferner
Mahir Agvaaber auch
Dennis Schröder
Daniel Theis -
@xtf:
Für die allermeisten U23 Spiele geht der Weg dann doch von der NBBL über die ProB / ProA mit 23-25 Jahren in die BBL (meine These).
Den Sprung von der NBBL in ein BBL Team mit Spielanteilen kommt eigentlich nicht vor. Wenn er vorkommt ist die Gefahr sehr hoch, dass sich schnell Frustration einstellt da Minuten ausbleiben. Akpinar ist da in Berlin ein schönes Beispiel, dass die Ausnahme die Regel bestätigt.Es gibt doch einige Spieler die den Übergang NBBL –> BBL ohne Umweg geschafft haben.
Niklas Geske
Jonas Grof
Joschka Ferner
Mahir Agvaaber auch
Dennis Schröder
Daniel TheisFerner und Theis spielten beide in der ProB bei Weißenhorn (Doppellizenz)….nur als Info…also nicht wirklich direkt von der NBBL in die BBL
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@xtf:
Für die allermeisten U23 Spiele geht der Weg dann doch von der NBBL über die ProB / ProA mit 23-25 Jahren in die BBL (meine These).
Den Sprung von der NBBL in ein BBL Team mit Spielanteilen kommt eigentlich nicht vor. Wenn er vorkommt ist die Gefahr sehr hoch, dass sich schnell Frustration einstellt da Minuten ausbleiben. Akpinar ist da in Berlin ein schönes Beispiel, dass die Ausnahme die Regel bestätigt.Es gibt doch einige Spieler die den Übergang NBBL –> BBL ohne Umweg geschafft haben.
Niklas Geske
Jonas Grof
Joschka Ferner
Mahir Agvaaber auch
Dennis Schröder
Daniel TheisFerner und Theis spielten beide in der ProB bei Weißenhorn (Doppellizenz)….nur als Info…also nicht wirklich direkt von der NBBL in die BBL
Agva spielte fast zwei Saisons ausschl. bei Ehingen in der Pro A bevor er fest zu den Tigers zurückkam.
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Bei kleinen Teams ist das noch etwas einfacher, auch die Einbindung in die Profikader wie bspw. Barthel, Voigtmann, Klein in Frankfurt oder bei uns in Tübingen Albus und Agva.
Die drei Frankfurter sind aber, zumindest nach der Definition von Mastermind00, auch keine Eigengewächse.
Klein kam im Alter von 21 Jahren aus Gotha nach Frankfurt, Voigtmann mit 20 aus Jena und Barthel mit 20 aus Heidelberg.
Demnach müsstest du einen Zipser bei Bayern da genauso dazu zählen. Der wurde gerade 19, als er nach München gewechselt ist.
Karim Jallow wäre da ein richtiges Eigengewächs bei Bayern. In München geboren und von Anfang an beim FC Bayern.
Noch ist er natürlich kein fester Bestandteil des Bundesligakaders, was aber auch daran liegt, dass er mit NBBL und 2. Mannschaft schon in zwei Mannschaften Minuten als Leistungsträger sieht. Nächste Saison fällt dann die NBBL weg, aber mit (höchstwahrscheinlich) ProB und (zu 99% einem neuen Trainer bei den Profis, muss man auch da abwarten, wie es dann ausschaut.
Aber es gibt diese Saison keinen Spieler Jahrgang 97 oder jünger, der mehr BBL Minuten gesehen hat und bei Jallow war das schon ein paar Mal mehr als nur Gabage Time. -
Ein nicht unwesentlicher Aspekt erscheint mir ist die Philosophie des Nachwuchskonzeptes und das Agieren der Verantwortlichen:
1. Lieben die Vereinsverantwortlichen das durch den Basketballbund aufgezwungene Nachswuchskonzept?
2. Daraus folgt, ob und mit wieviel Herzblut “eigene” oder “extern gekaufte” Nachwuchstrainer agiert wird?
3. Auch die Nachwuchsarbeit unterliegt gewissen ökonomischen Zwängen: Soll also mit dem Verkauf eines Nachwuchsspielers in die BBL finanzieller Rückfluss an den “Heimatverein” erarbeitet werden?!
4. Ergo: wieviel Regionalität kann und will sich der Commerz Basketball noch leisten?!?!