Wie Basketball nach Deutschland kam
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Liebe Basketball-Fans, liebe Bamberg-Kenner,
im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie der Universität Kiel beschäftigen wir uns mit der Aneignung US-amerikanischer Kulturformen in Deutschland. Als ein Beispiel untersuchen wir die frühen Bundesliga-Jahre des 1. FC Bamberg. Von besonderen Interesse ist für uns die John-F.-Kennedy-Halle, in der bekanntlich die Heimspiele des FCB statt fanden. Aus diesem Grund suchen wir Augen- und Ohrenzeugen der Jahre 1969-1976. Waren Sie selbst damals schon Fan? Oder kennen Sie jemanden, der damals dabei war?
Konkret interessieren uns die Details des Hallenbesuchs: Wer kam zum Spiel? Gab es Musik? Wenn ja, welche? Gab es Essen/Trinken? Was? Wurde geraucht? Was war besonders ‘amerikanisch’ an der Halle? Wie war das Verhältnis zu den Soldaten in der Halle? Was ist sonst in Erinnerung geblieben?
Über Erlebnisberichte aus der Zeit würden wir uns sehr freuen! Vielleicht können Sie auch andere auf unsere Fragen aufmerksam machen. Sie können Ihre Antworten gern hier posten, oder Sie direkt per mail an uns senden: huck@anglistik.uni-kiel.deMit herzlichen Grüßen,
Prof. Dr. Christian Huck -
Hallo Herr Huck, herzlich willkommen auf Schoenen Dunk!
Sie haben ein sehr interessantes Thema aufgeworfen, wie ich finde, das einen eigenen Thread sicher verdient hat.
Da ein Forum eine Plattform für Austausch ist und nicht lediglich eine Pinnwand oder ein schwarzes Brett für Aufrufe, wäre es nett, wenn Sie uns hier evtl. einen kurzen Abriss Ihrer bisherigen Erkenntnisse zum Thema “wie der Basketball nach Deutschland kam” geben könnten, so dass die Community auch etwas erhält und der Nutzen der Studie (zumindest des Aspekts Basketball) direkt den am Thema sicherlich am meisten interessierten Menschen zu Gute kommt.
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Wenn es explizit und ausschließlich um Bamberg geht, kann ich weniger dienen.Aber ich habe zuhause die Festschrift zum 75-jährigen bestehen der Basketballabteilung des MTV 1846 Gießen liegen, seines Zeichens auch Gründungsmitglied der Bundesliga.
IIRC mit zahlreichen Geschichten aus der Gründungszeit, u. a. ACHTUGN SPOILER das in der Turnhalle geraucht wurde -
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Das Buch 40 Jahre Bundesliga Basketball in Bamberg könnte da mit seinen Originalzeitungsartikeln aus den 70 ern Anhaltspunkte liefern. Ich würde versuchen, die damaligen FC-Spieler zu einem Interview zu bewegen.Irgendwann gab es in der Halle auch mal eine Ausstellung dazu.
Ich würde mich auch nicht nur auf Bamberg beschränken, mit Gießen und Heidelberg gibt es weitere große Traditionsvereine.
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Ich hatte noch das große Glück immer wieder mal mit einem der vermutlich ersten Basketballer in Deutschland (Jahrgang 1925) zu zocken. Er hat bis kurz vor seinem 75. Geburtstag regelmäßig gespielt, dann wurde er am Knie operiert und konnte/sollte weder Basketball spielen noch Skifahren. Darunter hat er sehr gelitten. Ein Vorbild an Sportsgeist und Fitness!
Er hatte mal erzählt, dass er, und ich bin mir nicht mehr ganz sicher, aber wohl schon während des Krieges, mit dem späteren NOK-Präsidenten Willi Daume Basketball gespielt hat. Damals waren sie absolute Exoten.
Interessanterweise hat er auch noch um die Jahrtausendwende seine alte Wurftechnik sehr erfolgreich praktiziert. Er hat den Ball, dabei leicht in die Hocke gehend, beidhändig von zwischen den Knien nach oben geworfen. Mit einer erstaunlichen Trefferquote. Von locker 8 Metern oder mehr Entfernung. Klar, wurde er (nah) verteidigt, konnte er nicht werfen. Aber er verfügte auch über ein gutes Auge für den Mitspeler und ein gutes Passspiel.
Wenn mal einer mitgespielt hat, der ihn noch nicht kannte, der hat den alten Herrn natürlich draußen stehen lassen. Bis er ihm ein paar Distanzwürfe erfolgreich um die Ohren gehauen hat. Dann ist er zu ihm hin.
Doch selbst wenn man ihn kannte, war es zum Teil echt frustrierdend, an einem guten Tag gegen ihn zu spielen. Ist man raus zu ihm, dann hat er gut weitergepasst. Dann musste man den weiten Weg wieder zurück in die Zone absinken, um dann gleich wieder zu ihm raus zu müssen. Das macht man dann zwei- oder dreimal, bis man dann doch mal abgesunken bleibt und prompt den weiten Dreier kassiert hat. Auch wenn das bitter war, hat es doch immer Spaß gemacht und einem das Gefühl gegeben, wirklich mit den Anfängen dieser Sportart (zumindest in Deutschland) direkt in Berührung gekomemn zu sein.
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Vielen Dank für das Interesse und die vielen guten Hinweise bis hierhin!
Wer etwas über die Anfangsjahre des Basketballs (bis 1945) wissen möchte, dem empfehle ich das wunderbare Buch „Basketball - Ein deutscher Spätstarter“ von Hans Dieter Krebs: http://www.deutschlandfunk.de/braune-vergangenheit-ungeschoent-aufgeschrieben.1346.de.html?dram:article_id=220012
In unsere Studie geht es um den Zeitpunkt, wo Basketball in Deutschland wirklich populär wurde - wo zum ersten Mal mehr als 2000 Zuschauer zu einem Speil kamen, wo überregionale Zeitungen und sogar das Fernsehen erstmals berichteten. Das geschah Anfangen 1970er, nicht nur, aber ganz besonders in Bamberg, unter tatkräftiger Unterstützung der US-Armee. Aufgrund zahlreicher schriftlicher Quellen aus Zeitungen, Broschüren und ähnlichem, aber auch aufgrund der Mithilfe von Fan-Experten (z.B. Klaus Ullmann) und dank eines ausführlichen Interviews mit Wolfgang Reichmann lassen sich die Fakten einigermaßen rekonstruieren.
Was uns aber besonders interessiert ist, welche besondere Faszination der Besuch eines Basketballspiels in der John-F-Kennedy auf die damaligen Zuschauer ausübte. Uns geht es also weniger um geschichtliche Hintergründe, als um authentische Kommentare zur damaligen Stimmung, zur Atmosphäre und was diese ausmachte.
Vielleicht fällt ja noch jemanden was ein - oder kennt jemanden, der sich erinnern könnte…
Beste Grüße aus Kiel (wo neben dem Handball leider nicht mehr viel Platz ist…), Christian Huck