Euroleague Power-Ranking - Saison 2024/2025 Teil I
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Euroleague Power-Ranking - Saison 2024/2025 Teil II
9. Virtus Bologna
In Bologna wagt man derweil den Umbruch. Nach dem bitteren Einbruch in der Rückserie hat man den Kader deutlich verändert und in der Tiefe gestärkt, dadurch wird er aber auch etwas Zeit brauchen, um sich zu finden. Mit Matthew Morgan und Rayjon Tucker sind zwei Durchstarter der letztjährigen EuroCup-Spielzeit neu, die als Combo-Guards für mehr Leben in der Offensive sorgen sollen. Königstransfer ist aber Will Clyburn, der nach zwei unglücklichen Jahren in Istanbul in Bologna wieder durchstarten will. Etwas unter dem Radar läuft dagegen noch Andrejs Grazulis, der unter Luca Banchi ein Eckpfeiler der erfolgreichen lettischen Nationalmannschaft war. Mit Mouhamet Diouf und Nicolo Akele sind dazu zwei neue Italiener dabei, die dem etwas unathletischen Frontcourt etwas mehr Vertikalität geben. Es fehlt dem Team noch etwas an Identität, als Players-Coach wird Banchi aber allen Spielern die nötigen Freiheiten geben, um diesen Prozess zu beschleunigen.
8. Anadolu Efes
Da war es nur noch einer, aus dem Trio Micic-Larkin-Clyburn ist nur noch Shane Larkin übrig, ansonsten ist ein Teil des Kerns des zweifachen Titelgewinns noch da. Das drumherum ist dafür neu, mit Vincent Poirier ist ein neuer dominanter Big Man unter dem Korb aktiv, mit Jordan Nwora und Stanley Johnson sind zwei athletische Forwards aus der NBA gekommen und Roland Smits soll der lange gesuchte neue Star auf der Vier sein. Die Einzelteile lesen sich erstmal vielversprechend, ob dann auch alles so klickt, wird man noch sehen müssen. Gerade Johnson und Nwora werden Zeit brauchen, um sich zu akklimatisieren und bekamen die auch schon reichlich in der Vorbereitung. Der Erfolg wird sich aber über Larkin entscheiden, der nun alleiniger Kopf der Mannschaft ist. Dabei ist es durchaus ungewöhnlich, dass ein Team wie Anadolu so viele Risiken, Unerfahrenheit und Alter, beim Kader eingeht.
7. Olimpia Milano
Alle guten Dinge sind drei? Zwei enttäuschende liegen hinter Armani, klappts im dritten Jahr wieder mit den Playoffs? Die Italiener legten vielleicht die kurioseste Offseason der Liga hin. Nicolo Melli wurde ziemlich humorlos die Tür vor der Nase zugeschlagen und auch Shabazz Napier ließ man erneut ziehen. Zwei Entscheidungen`, die Fragen aufwerfen, Melli war Kapitän und absoluter Leader im Team, die Napier-Saga war letzte Saison eine der Schlagzeilen der Saison und die Saga bekam noch ein Kapitel. Während Messina bereits zuvor den Abgang von Napier nach Belgrad letzten Sommer als Fehler bezeichnete und ihn unbedingt zurückholen wollte, ließ er im Sommer in einem Interview verlauten, dass man die PG-Position nach der Delaney-/Rodriguez-Zeit nicht gut gehandlet hätte. Damit bezog er sich einerseits auf Kevin Pangos und Maodo Lo, andererseits auch auf jenen Napier, mit dem Milano bis in den späten August verhandelte und der weiterhin weit oben auf der Prioritätenliste von Milano stand. Nun geht es ohne ihn in die Saison, obwohl Milano weiterhin den Markt sondiert, liegt die große Verantwortung jetzt bei Nenad Dimitrijevic. Der Mazedonier teilt sich die Position mit Leandro Bolmaro und legte zwei herausragende Spielzeiten in der VTB League hin. Zurück ist auch Zach LeDay, der 2021 zu Partizan ging und mit dem Milano wieder ins Finale Four möchte. Und wie gewohnt gibt es auch unter dem Korb ein Überangebot an Bigs, neu sind auch Josh Nebo, David McCormack, Ousmane Diop. Schmerzen tut vor allem der Abgang von Devon Hall im Backcourt, auch wenn Armoni Brooks und Fabien Causeur diesen auffangen sollen. Der Kader ist besser strukturiert als vergangene Spielzeit, aber das ist auch nicht schwer, gerade im Frontcourt wirkt er immer hoch überladen, aber die Rollenverteilung lässt sich mit schmerzhaften Cuts deutlich angenehmer veranlassen. Dazu wird mit Dimitrijevic ein Guard seinen Durchbruch feiern, der bis dato noch etwas unter dem Radar flog.
6. AS Monaco
Underrated? Vielleicht, aber wenn eines der schwächsten Shooting-Teams der Liga einen seiner besten Werfer mit Nick Calathes ersetzt und dazu der defensive Anker geht, dann ist das durchaus problematisch. Zwar hat man sich mit Furkan Kormaz, Vitto Brown, Georgios Papagiannis zwar durchaus wurfstark verstärkt, defensiv ist der Frontcourt aber mehr als nur anfällig. Dazu gingen mit Donta Hall und Yakuba Outtara zwei defensivstarke Rollenspieler, es gibt durchaus Fragezeichen in dieser Mannschaft, trotz Mike James. Gerade Alpha Diallo und Jaron Blossomgame müssen auf dem Flügel einige Schritte nach vorne machen, auch wenn Brown ein absoluter Steal ist. Unterschlagen sollte man auch nicht Juhann Begarin, aber im prominenten Backcourt dürfte seine Rolle ziemlich klein sein. Mike James alleine wird das Team wieder zu einem Final Four-Anwärter machen, aber gerade der Verlust von John Brown wiegt schwer.
5. FC Barcelona
Nach nur einer Spielzeit musste Barca-Legende Roger Grimau wieder seinen Hut nehmen, nach vielen Gerüchten um namenhafte Trainer übernahm am Ende Juan Penarroya den Posten. Auch beim Kader lief es nicht ganz rund, zwar gelang es Kevin Punter im zweiten Versuch nach Katalonien zu locken, aber die angedachten Verpflichtungen von Dylan Osetkowski und Mario Hezonja platzten, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Für Barca durchaus ein Problem, nachdem beide über einen EU-Pass verfügen und man mit Jabari Parker schon einen US-Amerikaner hat. Den zweiten Spot bekam am Ende Justin Anderson, eine Verpflichtung mit vielen Fragezeichen. Auch die Verpflichtungen von Chimezie Metu und Youssoupha Fall wirken nicht ganz passend, aus Ulm kam dazu noch mit Juan Nunez ein Talent aus der Real Schmiede, der den Platz von Ricky Rubio übernimmt. Dario Brizuela darf weiter für Barca auflaufen, nachdem man kein Abnehmer für den Spanier gefunden hatte, der Barca erst letzten Sommer eine Mio Euro kostete. Mit Punter und Nunez ist der Backcourt endlich keine One-Man-Show von Laprovittola mehr, mit Anderson, Parker, Geuer und Metu sind aber auch gleich vier Frontcourt-Spieler da, die vor allem defensiv, bei Anderson ist es dagegen die Offensive, sehr eindimensional spielen. Am Ende stehen da aber immer noch Satoransky, Punter, Laprovittola, Parker und Vesely im Kader, die Fünf alleine versprechen schon einiges an Qualität.
4. Fenerbahce Istanbul
Er ist wieder da: Nicolo Melli. In Mailand geschasst, in Istanbul noch immer geschätzt, war der Italiener nicht mehr der größte Name auf der Liste von Neuzugängen. Es lässt sich jetzt streiten, ob man jetzt Wade Baldwin oder Boban Marjanovic nimmt, vom sportlichen Impact dürfte es Baldwin sein. Der US-Amerikaner ist der neue Denker und Lenker im Team von Saras, wobei es schon jetzt Zweifel gibt, ob die beiden Charaktere gut miteinander auskommen werden. Mit Bonzie Colson und Devon Hall sind zudem zwei weitere Spielertypen gekommen, die perfekt zu Saras passen, die Vorstellung von Crunchtime-Line-Ups aus Baldwin, Hall, Colson, Hayes-Davies und Melli dürfte schon jetzt bei einigen Teams zu Schweißausbrüchen führen. Khem Birch, Artur Zagars und Boban Marjanovic geben dem Kader die nötige Tiefe, allerdings gibt’s bei den beiden Big Men Optionen, die Verträge während der Saison aufzulösen, es ist nicht ausgeschlossen, dass man nochmal einen Big Man verpflichtet. Gelingt es Šarūnas Jasikevičius, das Team auf einen Nenner zu bringen, könnte mehr möglich sein als der dritte Rang im vergangenen Jahr.
3. Olympiakos Piräus
Apropos Rückkehrer, Nein, Kostas Sloukas ist nicht wieder da, Sasha Vezenkov ist back! Der MVP von 2023 trägt wieder Rot&Weiß und soll wieder eine größere Dynamik in die Offensive der Griechen bringen. Mit Tyler Dorsey ist dazu ein weiteres bekanntes Gesicht zurück, ob Athen oder Piräus, Hauptsache nicht Fenerbahce! Mit Luca Vildoza und Evan Fournier (plus dem Langzeit-Verletzten Keenan Evans) hat man zudem auch (endlich) mehr Scoring-Optionen im Backcourt, eine große Baustelle im vergangenen Jahr. Mit Fournier kommt dazu ein Spieler, der von der Off-Ball-Movement-Idee von Georgios Bartzokas sehr profitieren sollte, weil er so nicht nur für seine Looks arbeiten müsste. Sorgenfalten gibt es dafür auf der Center-Position, Milutinov und Moustapha Fall drohen zum Saisonstart auszufallen, Filip Petrusev musste so in Griechenland bleiben, obwohl er gerne zurück nach Belgrad gegangen wäre, aber jetzt wird jeder Große gebraucht. Gebraucht wird übrigens einer nicht mehr: Ignas Brazdeikis. Dessen Wechsel im vergangenen August aus Kaunas nach Piräus könnte man gut und gerne als einen der genialsten Transfers der Kaunas-, vielleicht sogar EL-Geschichte werten. Piräus bezahlte einen mittleren sechstelligen Betrag, um den Flügelspieler aus dessen Vertrag zu kaufen, jetzt zahlen sie dem Litauer nach dessen Rückkehr zu Zalgiris Kaunas fast das komplette Gehalt, dafür, dass er nicht mehr für sie spielt. Und andere Teams müssen noch ihre Spieler selber bezahlen…
2. Real Madrid
Clasico-Sieg, Check, peinliche Niederlage gegen Unicaja Malaga in der ACB SuperCopa, Check, Auftakt-Niederlage beim Aufsteiger LaCoruna, Check beim Vize-Sieger aus Madrid hängt zurzeit etwas der Haussegen schief. Nach dem Abgang von Guerschon Yabusele klafft eine Lücke auf der Power Forward-Position und von Alec Peters, Juancho Hernangomez, Davis Bertans und Cedi Osman hagelte es Absagen. Dem Team fehlt noch ein Spieler, das sagte Chus Matteo auch nochmal nach der Niederlage gegen Malaga. Fehlen tun dem Team auch Rudy Fernandez und Sergio Rodriguez, die sich in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedeten, ihre Nachfolger heißen Andres Feliz und Xavier Rathan-Mayes. Achja, und Usman Garuba und Serge Ibaka (ersetzt Vincent Poirier) sind auch wieder da. Trotzdem läuft es gerade spielerisch noch nicht rund, die neuen Spieler sind nicht alles Exes, bei denen es immer etwas einfacher ist, sodass es noch an einer Hierarchie fehlt. Alle vier bringen eine enorme Qualität, aber auch ein Ego mit, sie wollen Touches und Verantwortung. Die Zündschnur ist aktuell sehr kurz, die Qualität aber auch immer noch enorm.
1. Panathinaikos Athen
Der amtierende Champion der Euroleague plus Lorenzo Brown, Cedi Osman und Omer Yurtseven? Die Mannschaft aus Athen geht ganz klar als Top-Favorit auf den Titel und stärkstes Team in die Saison. Über Egos, Touches und Würfe sollte im Laufe der Saison noch ausreichend Zeit sein, diese auszudiskutieren oder von Atamans Seite aus zu managen. Bedenkt man, dass Panathinaikos dazu quasi auch keinen Leistungsträger ziehen lassen musste, ist die Mannschaft fast schon absurd stark und tief besetzt, hat dazu auch an den wichtigen Stellschrauben, PG-Tiefe, Back-Up-Center und Scoring auf den Forward-Positionen, geschraubt. Die Vorbereitung gab schon einen ersten Vorgeschmack auf die Qualitäten dieser Mannschaft, aber man sollte auch nicht überrascht sein, wenn es am Anfang noch nicht ganz rund läuft, weil noch nicht alles klar genug verteilt ist. Die individuelle Qualität der Leistungsträger sollte über diese Probleme aber hinweg tragen.