BBL Serienvorschau: Halbfinale FC Bayern Basketball - Ratiopharm Ulm
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BBL Serienvorschau: Halbfinale FC Bayern Basketball - Ratiopharm Ulm
FC Bayern Basketball (3.) (28-9)
Heim-Bilanz: 15-4
Auswärts-Bilanz: 13-5
Form: NNSSSRatiopharm Ulm (7.) (21-17)
Heim-Bilanz: 12-7
Auswärts-Bilanz: 9-10
Form: NSNSSDirekte Duelle:
FC Bayern Basketball - Ratiopharm Ulm 87-80
Ratiopharm Ulm - FC Bayern Basketball 59-77
Serieninfo:
Die Serie wird im 2-2-1 Format gespielt, beginnend in München aufgrund der besseren Platzierung für den FC Bayern Basketball.
Spiel 1: Sonntag, 28. Mai, 18 Uhr Uhr im Audi Dome (München)
Spiel 2: Dienstag, 30. Mai, 20:30 Uhr im Audi Dome (München)
Spiel 3: Freitag, 02. Juni, 19 Uhr in der ratiopharm-Arena (Ulm)
Spiel 4: Sonntag, 04. Juni, 18 Uhr in der ratiopharm-Arena (Ulm) falls notwendig
Spiel 5: Dienstag, 06. Juni, 19 Uhr im Audi Dome (München) falls notwendigVorschau:
Der Meister ist raus, lang lebe der Meister. Zum ersten Mal in diesem Jahrzehnt wird der Meister der Easy Credit Basketball Bundesliga nicht Alba Berlin heißen. Mit einer sensationellen Leistung hat Ratiopharm Ulm im Viertelfinale die Berliner mit 3:1 schlagen können, nach einer Saison voller Ups and Downs für die Donaustädter. Nun geht es für das Team von Rookie Headcoach Anton Gavel zu dessen Ex-Klub, dem FC Bayern Basketball. Die Münchner setzten sich in drei Spielen gegen die BG Göttingen durch, wenn auch unter kontroversen Umständen in Spiel 2. Bereits vor den Viertelfinal-Partien war klar, dass es kein Finale Bayern - Alba geben wird, nun gibt es erstmals seit 2016(!) keine (reguläre) Serie zwischen den beiden Teams.
Glück im Unglück, das dürfte das Fazit aus der Serie gegen die BG Göttingen für die Basketballer vom FC Bayern gewesen sein. In Spiel 2 musste Obst verletzungsbedingt vorzeitig das Spiel verlassen, statt einer schweren Verletzung war es am Ende nur eine Bänderdehnung und der Guard konnte bereits im dritten Spiel wieder mitwirken. Die Münchner hatten dazu in Spiel 2 Glück, als die Schiedsrichter ein vermeintliches Foul an Winston pfiffen und auch danach die Linienübertretung beim Freiwurf vom Guard nicht ahndeten. So gewann Bayern das Spiel in der regulären Spielzeit und musste nicht in die Overtime gegen eine Gäste-Mannschaft, die in der Crunchtime das Momentum hatte. Im entscheidenden dritten Spiel hatten die Veilchen nach Verletzungen von Pape und Smith in der zweiten Halbzeit nicht mehr genug Man-Power und Körner um, nach einer guten ersten Halbzeit ein viertes Spiel zu erzwingen.
Tono Gavel hat bewiesen, dass er nicht nur als Spieler Playoffs kann. Nach den guten, aber vielleicht auch etwas enttäuschenden, EuroCup Playoffs, wo man im Viertelfinale im letzten Viertel einbrach, hat der fünfmalige Deutscher Meister nun auch seine erste Playoff-Serie als Trainer gewonnen. Im Schnitt gewann Ratiopharm Ulm mit fast 13 Punkten seine Spiele, die aufgrund von Termin-Problemen als einzige Serie im 1-1-1-1-1 Format gespielt wurden, obwohl der Spielverlauf oft deutlich enger war. Dabei dürften die Ulmer auch psychologisch massiv vom ersten Spiel profitiert haben, wo sie sich Ende des dritten Viertels in einen Rausch spielten und viertelübergreifend einen 22-0 Lauf hinlegten und dadurch das erste Spiel mit 24 Punkten für sich entschieden. Inspiriert von Gabriele Procida holte sich Alba zwar das Heimrecht beim 77:91 Sieg in Spiel 2 in Ulm zurück, doch es zeigte sich, dass die Berliner physisch und mental erschöpft waren und die Ulmer sie teilweise einfach überrannten. Nun wartet im Halbfinale der FC Bayern, gegen die sie bereits zweimal in der Saison gespielt haben, aber noch nie mit Bruno Caboclo.
Die Personalsituation:
Beim FC Bayern fehlen Zan Mark Sisko, Vladimir Lucic, Augustine Rubit und Othello Hunter für die kompletten Playoffs, bei Ratiopharm Ulm fehlt nach der Rückkehr von Philipp Herkenhoff kein Spieler.
Die Key-Player:
G Min. Pkt. Reb. Ast. 2P% 3P% FG% FT% TO Stl./Blk. PF PER Nick Weiler-Babb 3 27:01 11.0 3.7 (1.0/2.7) 3.7 50.0 (1.3/2.7) 46.7 (2.3/5.0) 47.8 (3.7/7.7) 57.1 (1.3/2.3) 0.7 0.7 Stls 1.7 13.3 Isaac Bonga 3 23:32 11.0 3.7 (1.3/2.3) 1.3 52.4 (3.7/7.0) 42.9 (1.0/2.3) 50. (4.7/9.3) 100.0 (0.7/0.7) 0.7 0.7 Stls 2.7 12.0 Freddie Gillespie 3 19:30 6.0 6.3 (0.7/5.7) 0.3 69.2 (3.0/4.3) 0.0 (0/0) 69.2 (3.0/4.3) 0.0 (0/0) 1.0 1.0 Blk 1.7 12.0 Einer der positiven Überraschungen beim FC Bayern Basketball ist Nick Weiler-Babb. Der Guard überzeugt bisher in den Playoffs offensiv, trifft den Dreier zu fast 47% bei 5 Versuchen pro Spiel, nun wird er vor allem defensiv gegen Dos Santos oder Jallow gefordert sein. Sollte Obst noch Probleme mit seiner Bänderdehnung haben wird Babb auch offensiv wieder in eine größere Rolle schlüpfen müssen. Positiv überrascht hat auch Isaac Bonga. Nach einer durchwachsenen Hauptrunde zeigte sich der BBL-Rückkehrer in der Viertelfinal-Serie stark verbessert in seiner Entscheidungsfindung offensiv und mit guter Arbeit an den Brettern, dazu fiel auch der Wurf zuletzt überdurchschnittlich gut. Auf Bonga wird defensiv die große Aufgabe zu kommen in der Switch-Defense Caboclo nach Blöcken zu verteidigen, für den phasenweise foulanfälligen Allrounder eine möglicherweise schwierige Aufgabe. Switchen die Münchner nicht, wird Freddie Gillespie es mit dem Brasilianer defensiv zu tun haben. Ohne Hunter ist Gillespie der einzige Spieler, der ohne Hilfe gegen Caboclo im Post bestehen kann. Offensiv kann der Europa-Rookie vor allem mit seinem Rebounding den Ulmer weh tun, die zuletzt schon in der Serie gegen Alba große Probleme beim Rebound hatten.
G Min. Pkt. Reb. Ast. 2P% 3P% FG% FT% TO Stl. PF PER Yago dos Santos 4 26:51 16.3 3.3 (1.0/2.3) 5.6 49.1 (2.2/4.5) 36.7 (2.4/6.5) 41.7 (4.6/11.0) 81.3 (3.1/3.8) 2.6 0.7 Stls 2.1 14.7 Karim Jallow 4 22:41 12.5 3.0 (1.0/2.0) 0.5 62.5 (3.8/6.0) 41.7 (1.3/3.0) 55.6 (5.0/9.0) 62.5 (1.3/2.0) 1.5 0.7 Stls 2.4 10.5 Bruno Caboclo 4 27:37 15.5 4.8 (0.8/4.0) 0.8 88.5 (5.8/6.5) 37.5 (0.8/2.0) 76.5 (6.5/8.5) 70.0 (1.8/2.5) 1.8 2.0 Blk 3.5 20.0 Yago dos Santos ist spätestens in den Playoffs voll und ganz in der BBL angekommen. Der undersized Guard konnte sich in fast allen Statistiken im Vergleich zur Hauptrunde steigern, kontrollierte zusammen mit Nunez die Serie gegen die Berliner Guards und fand immer wieder gute Lösungen gegen die verschiedenen defensiven Systeme von Alba. Auf seine Kreation werden die Ulmer angewiesen sein, denn Andrea Trinchieri zwingt seine Gegner gerne in die Isolation. Erstmals seit seinem Wechsel im Sommer 2019 kehrt das Münchner Eigengewächs wieder für ein Playoff-Spiel aufs Parkett des Audi Domes, aber für die Ulmer und nicht für die Heim-Mannschaft. In seinem zweiten Jahr in Ulm hat sich der Karim Jallow als guter BBL-Spieler etabliert und ist der beste Forward im Kader der Ulmer. Seine Fähigkeit sich seinen eigenen Wurf zu kreieren gibt der Gavel-Mannschaft mehr Unabhängigkeit von den Guard-Positionen. Beeindruckende Playoffs spielt auch Bruno Caboclo, die brasilianische Nachverpflichtung legte herausragende Zahlen in der Viertelfinal-Serie gegen den deutschen Meister auf. Fast 90(!)% aus dem Zwei-Punkte-Feld, egal wen Israel Gonzalez gegen ihn stellte, Caboclo war offensiv nicht zu halten und ein PER von 20, nur in Sachen Rebounding konnte der Center kaum einen positiven Einfluss nehmen. Gegen die Switch-Defense der Bayern werden die Ulmer Guards ihn noch häufiger bei Missmatches finden müssen, um die Bayern zum rotieren zu zwingen oder einfache Punkte am Korb zu bekommen.
X-Faktoren:
G Min. Pkt. Reb. Ast. 2P% 3P% FG% FT% TO Stl./Blk. PF PER Zylan Cheatham 3 18:07 10.0 7.0 (2.3/4.7) 1.3 58.8 (3.3/5.7) 100.0 (0.7/0.7) 63.2 (4.0/6.3) 44.4 (1.3/3.0) 1.3 1.3 Stls 1.7 14.3 Die Nachverpflichtung Zylan Cheatham ist die beste Offensiv-Option der Münchner im Frontcourt und er wird es defensiv auch mit Bruno Caboclo zu tun bekommen. Ein Match-Up was durchaus spannend sein würde, aber aufgrund der Schwächen der jeweiligen Spieler aber auch schnell wieder zu Ende sein könnte. Gegen Göttingen fiel auch Cheathams Wurf von draußen das erste Mal, seine Athletik und Geschwindigkeit könnte in der schwachen Bayern-Offensive den nötigen Impuls setzen.
G Min. Pkt. Reb. Ast. 2P% 3P% FG% FT% TO Stl./Blk. PF PER Philipp Herkenhoff 4 17:43 6.8 1.5 (0.8/0.8) 1.0 100.0 (0.8/1.0) 58.3 (1.8/5.3) 62.5 (2.5/4.0) 0.0 (0.0/0.5) 0.3 0.8 Stls 1.5 7.8 Wie ein Honigkuchenpferd strahlte Philipp Herkenhoff nach Spiel 4 im Interview bei Magenta Sport. Nicht nur weil seine Mannschaft gerade den deutschen Meister bezwingen konnte, sondern auch weil er nach fast 12 Monaten Verletzungspause auch einen erheblichen Anteil daran hatte. Der 2.09m große Big ist als moderner Forward mit gutem Wurf und guter Defensive, gerade innerhalb der Zone ein wichtiger Baustein im Ulmer Team, da er neben Joshua Hawley dessen Schwächen gut ausgleichen kann.
Key-Faktoren:
Pace: Ulm hat Alba in der kompletten Serie überrannt, das muss auch gegen Bayern passieren. Die Münchner mit ihrer notorisch langsamen Geschwindigkeit sind es nicht gewohnt viel Fastbreak zu spielen und haben auch defensiv ihre Probleme, wenn das Spiel zu schnell wird mit den defensiven Rotationen. Dazu hätten die Ulmer Schützen mehr Platz gegen die im Halbfeld starke Defensive der Münchner.
Big-Man-Rotation: Beide Teams kommen nicht mit der tiefsten Rotation auf den großen Positionen in die Serie. Insbesondere Caboclo hat fast 28 Minuten im Schnitt gespielt in der Alba Serie und das auch vor allem deswegen, weil er 3,5 Fouls im Schnitt begangen hat. Das Foul-Management wird auf beiden Seiten wichtig sein, um die Stärken der jeweiligen Systeme voll und ganz ausspielen zu können.
Defensiv-Systeme: Gegen die Ulmer hat Alba-Coach Israel Gonzalez immer wieder die Switch-Defense ausgepackt und das auch teilweise sehr erfolgreich. Diese wird Ulm nun deutlich häufiger erleben, denn Trinchieri spielt diese auch gerne. Finden die Ulmer gegen die etwas routiniertere Switch-Defense der Bayern auch die Lücken, die sie gegen Alba gefunden haben? Auf der anderen Seite muss Ulm sich auf mehr Eins-gegen-Eins-Situationen in der Isolation-lastigen Offensive der Münchner vorbereiten. Während Alba nur selten Match-Ups und Mismatches gezielt attackiert hat, sind das wichtige Elemente in der Offensive von Andrea Trinchieri.
matchups2watch:
Bruno Caboclo gegen Freddie Gillespie: Vermutlich das Match-Up, was die Serie entscheiden wird. Kann Freddie Gillespie Bruno Caboclo’s variables Spiel stoppen? Bisher zeigte der Bayern-Center immer wieder Schwächen bei der Verteidigung am Perimeter, wo Caboclo auch gerne operiert. Schafft es der Amerikaner, wird Ulms Center mit Minute zu Minute genervter und tendiert dann dazu, sich selbst und dem Team mit überflüssigen Fouls zu schaden. Offensiv kann Gillespie nur wenig beitragen, sein Rebounding muss vom Brasilianer limitiert werden, da dieser auch beim Kampf um den Rebound immer wieder Fouls begeht.
Cassius Winston gegen Juan Nunez: Winston dürfte gegen Ulm wieder von der Bank kommen. Der junge Spanier trifft den Dreier bisher nicht verlässlich und so dürfte es Trinchieri leichter fallen die Defensiv-Allergie seines Point Guards, mit einer Drop-Defense und unter den Blöcken durch zu gehen, zu verstecken. Defensiv kann der Spanier den flinken Winston auch verteidigen muss aber aufpassen, dass dessen Abgezocktheit und Drive ihn nicht zu schnell zurück auf die Bank befördern.
Andreas Obst gegen Tommy Klepeisz: Zwei Werfer und ehemalige Teamkollegen im direkten Duell. Beide können schnell heiß laufen und sind als sekundäre Playmaker gute Optionen in den Systemen ihrer beiden Coaches. Dazu sind sie die verlässlichsten Dreierschützen in Mannschaften, die teilweise schwache Shooting-Line-Ups auf dem Feld haben und dadurch Räume für ihre Mitspieler generieren.
Honorable Mention: Eigentlich sollte hier auch das Match-Up Yago dos Santos gegen Isaac Bonga oder Bonga gegen Karim Jallow stehen, doch in der Switch-Verteidigung wird Bongas Größe elementar für die Switches mit dem Big sein, da Bonga der beste Guard-Verteidiger gegen Caboclo ist. Insofern dürfte dieses Match-Up nur bis zum ersten Pick&Roll bestehen.