Goodbye Deutschland - Unsere Basketballer im Ausland: Teil II
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Goodbye Deutschland - Unsere Basketballer im Ausland: Teil II
Die Saison 2022/2023 nähert sich mit großen Schritten ihrem Ende entgegen, Zeit einen Blick auf Deutschlands Basketballer zu werfen, die fernab von Deutschland spielen und dadurch auch etwas außerhalb des Spotlights sind. Dabei soll es nicht um die Deutschen in den USA gehen, die hier teilweise in eigenen Threads gefeatured werden oder durch die breite Berichterstattung der NBA nicht in Vergessenheit geraten. Richten wir unseren Blick nach Europa, Südamerika, Australien und mit einem Seitenblick auch auf das Land der Weltmeisterschaft 2023.
Teil II: Spanien, Portugal und Türkei
Liga Endesa (Spanien)
Es ist nicht wichtig wie man anfängt, sondern wie man aufhört. Dürfte das Motto der Saison von Oscar Da Silva gewesen sein. Im Sommer 2022 stieg Da Silva überraschend aus seinem Drei-Jahres-Vertrag bei Alba Berlin aus und wechselte nach Katalonien, zum großen FC Barcelona. Dafür verzichtete er auch auf die EuroBasket, denn nach der Verletzung von Superstar Nikola Mirotic bot sich für den Deutsch-Brasilianer die große Chance, sich früh in die Rotation zu spielen. Nachhaltig Eindruck konnte er allerdings hinterlassen. In Sevilla, bei der SuperCopa, musste der Big Man von der Tribüne aus zuschauen wie Barca erst Joventut Badalona schlug und dann im Finale gegen den Erzrivalen Real Madrid nach Verlängerung verlor, Mike Tobey und Nikola Kalinic sahen den Großteil der Minuten auf der Vier. Erst danach konnte sich Da Silva langsam in die Rotation spielen, legte Ende November seine Season-Highs in der Euroleague (11 Punkte gegen Baskonia) und der ACB (16 Punkte gegen Girona) auf. Im Anschluss kehrte aber Mirotic zurück und Da Silva musste von Neuem um seine Minuten kämpfen. Anfang März fiel er dann doch vermehrt aus der Rotation, weil sich James Nnaji mit guten Leistungen immer mehr Minuten im dem Star-besetzten Frontcourt erkämpfte. Erst in den Playoffs kehrte Da Silva so richtig zurück in die Rotation, zeigte aber auch gute Leistungen in den Serien gegen Malaga und Real, die am Ende mit der spanischen Meisterschaft belohnt wurden. In der Euroleague gelang ihm das nicht. In den letzten beiden Hauptrunden-Spielen sowie den Playoffs stand Da Silva nicht mehr im Kader. Auch bei der Copa del Rey konnte Da Silva nur zuschauen, wie Barca überraschend mit 87-89 gegen den späteren Sensations-Sieger Unicaja Malaga im Viertelfinale ausschied. (Erkennt hier jemand ein Muster? ) Von Beginn an hatte Da Silva Probleme mit der Spielidee von Sarunas Jasikevicius. Auch der Positionswechsel von der Fünf in Berlin auf die Vier in Barcelona tat ihm lange nicht gut, gerade defensiv hatte Da Silva Probleme beim Verteidigen von Blöcken, der Help-Defense und den Rotationen. Offensiv traf er dazu zu selten seine offenen (Distanz-) Würfe und viel mehr bekam er nicht aus dem System. Dafür machte er beim Rebound oft auf beiden Seiten des Feldes eine gute Figur, erarbeitete sich die Punkte am offensiven Brett und holte sich am defensiven Ende viele Bälle. Sein Vertrag in Barcelona gilt noch bis 2025, seine Zukunft bleibt aber offen, da Jasikevicius wohl Barcelona verlässt und ein neuer Trainer kommt.
Spiele Minuten Punkte Rebounds Assists FG% 3FG% FT% Steals Blocks Turnover Fouls FC Barcelona (ACB) 27 17.4 5.8 3.6 0.6 53.4 39.0 61.5 0.5 0.4 0.7 2.0 FC Barcelona (Euroleague) 27 12.2 2.9 2.6 0.2 45.9 30.0 64.0 0.3 0.1 0.4 1.5 Gesamt 54 14.8 4.3 3.1 0.4 50.8 36.1 62.7 0.4 0.3 0.6 1.8 Ebenfalls nach Spanien ging im vergangenen Sommer Justus Hollatz. Nach vier Jahren in seiner Geburtsstadt Hamburg wechselte der Point Guard und Eurobasket-Bronzegewinner zu CB Breogan, dem galizischen Klub, der inzwischen von der serbischen Berater-Agentur BeoBasket kontrolliert wird und letztes Jahr mit Dzanan Musa den MVP der spanischen Liga stellte. Dort sollte Hollatz, gefördert von seiner Agentur, in der besten nationalen Liga Europas sich für den NBA Draft 2023 positionieren und seine Skills in der technisch anspruchsvollen Liga weiter verfeinern. In der Mannschaft mit den Ex-BBLern Ethan Happ und Sergi Garcia durfte Hollatz auf der Eins starten, hatte aber Probleme sich und sein Skill-Set in der Mannschaft zu etablieren. Über die komplette Saison fehlte es im Team an einer sportlichen Hierarchie, die Spielidee harmonierte zu wenig mit den Stärken von Hollatz, der sich auch zu oft zu stark zurücknahm und es verpasste dem Spiel seines Teams seinen Stempel aufzudrücken. Stellvertretend dafür steht die Usage-Rate von Hollatz in der Mannschaft: 18.6. Trotz der vierthöchsten Minuten im Team hatte der deutsche Point Guard nur die achthöchste Usage-Rate im Team. Als Pass-First-Point-Guard liegt Hollatzs größte Stärke darin dem Team durch sein Playmaking zu einer flüssig laufenden Offensive zu verhelfen, etwas was ihm sowohl nicht gelang, als auch nicht ermöglicht wurde. Stattdessen musste er sich vermehrt übers Scoring definieren beziehungsweise sich die Touches erkämpfen, die er brauchte und damit hatte er Probleme. Performen tat das Team aber trotzdem, angeführt vom März-MVP Ethan Happ verpasste Breogan die Playoffs der ACB nur knapp auf Rang 10 (14-20). Hollatz wurde dazu ins All-Young-Team der ACB gewählt und verpasste den Best-Young-Player-Award knapp. Seine besten Auftritte hatte Hollatz sogar auf der großen Bühne, gegen Real Madrid legte der deutsche Nationalspieler beim Blowout-Sieg 21 Punkte und 6 Assists ohne einen einzigen Turnover auf, gegen Barca und Valencia scorte er 16 bzw. 17 Punkte. International konnte Hollatz nur zuschauen, wie Breogan in Belgrad beim Qualifikations-Turnier für die FIBA Champions League aufgrund der Teilnahme an der EuroBasket 2023 gegen FMP Belgrad im ersten Spiel bereits ausschied. Beim NBA Draft 2023 wurde Hollatz Name nicht aufgerufen, sein neuer Verein stand aber bereits vorher fest. In der kommenden Saison geht der Point Guard zum EuroCup Traditionsverein Cedevita Olimpia aus Ljubljana/Zagreb.
Spiele Minuten Punkte Rebounds Assists FG% 3FG% FT% Steals Blocks Turnover Fouls CB Breogan (ACB) 34 24.1 7.9 2.2 3.3 44.2 32.2 70.6 1.3 0.2 1.7 2.4 Liga Portuguesa de Basquetebol (Portugal)
Als Basketball-Land war Portugal bisher nicht bekannt, zumindest vor dieser Saison. Doch bereits im September musste Brose Bamberg feststellen, dass man auch im sonnigen Lissabon durchaus erfolgreich den Ball in den Korb werfen kann. Im letzten Qualfikations-Spiel zur Champions League schlug Benfica den ehemaligen deutschen Serienmeister ziemlich deutlich mit 87-74. Mittendrin ein ehemaliger Bamberger, Mike Zirbes. Nach Stationen in Deutschland, Serbien, Israel, China, Slovenien, den Vereinigten Arabischen Emiraten wechselte der deutsche Center im vergangenen Sommer nach Portugal. National dominierte Benfica auch in dieser Saison, 26 Siege aus 33 Hauptrundenspielen, in den Playoffs dann 8-1 mit der Krönung im Finale gegen den Lokal-Rivalen Sporting Lissabon. Bemerkenswert dabei mit welcher Leichtigkeit Benfica seine Gegner in den Playoffs teilweise auseinander nahm: Spiel 3 der Halbfinal-Serie gegen Ovarense, +71 für Benfica (44-115); Spiel 3 und 4 der Final-Serie gegen Sporting (57-101). International lief es auch erfolgreich, nach dem Turnier-Sieg im Qualifikationsturnier in Lissabon, wurde Benfica in Gruppe F mit Baxi Manresa, Limoges und VEF Riga eingeteilt. Mit 4:2 blieb den Portugiesen aber aufgrund des verlorenen direkten Vergleichs gegen Manresa nur Platz Zwei. In den Play-Ins war man dann gegen Darussafaka chancenlos und schied 0-2 aus. Die kleine sportliche Rolle von der Bank mit nur gut 17 Minuten im Schnitt dürfte für den ehemaligen Euroleague-Center sehr unbefriedigend gewesen sein. Zumal der Big Man gegen Ende der Saison aufgrund der Ausländerbeschränkung aus der Rotation fiel. Dafür durfte Zirbes aber das nationale Double holen, denn auch der Pokal ging an Benfica, nur der League Cup ging an den Lokalrivalen Sporting. Im Sommer läuft Zirbes Vertrag aus.
Spiele Minuten Punkte Rebounds Assists FG% 3FG% FT% Steals Blocks Turnover Fouls SL Benfica (LPB) 22 16.3 6.7 3.8 0.6 57.7 0.0 62.1 0.3 1.6 1.4 2.1 SL Benfica (Champions League) 11 15.2 4.3 2,7 0.4 51.5 0.0 86.7 0.3 0.4 1.4 2.3 Gesamt 33 15.9 5.9 3.4 0.5 56.2 0.0 67.1 0.3 0.5 1.4 2.1 Basketbol Süper Ligi (Türkei)
Auch Tibor Pleiß reiht sich in die Riege deutscher Big Men ein, die eine wechselhafte Saison hinter sich haben. Mit Anadolu Efes wollte der Center in dieser Saison historisches erreichen und zum dritten Mal in Folge die Euroleague gewinnen, kein Team ist das bisher gelungen. Am Ende reichte es für Efes nur Platz 11 mit der ultimativen Demütigung, dass Erzrivale Fenerbahce auch die letzte Chance auf die Playoffs vernichtete. Für Pleiß war die Saison nicht nur deswegen ernüchternd, 2021 und 2022 noch ein Key-Player bei beiden Final Fours, wurde ihm im vergangenen Sommer mit Ante Zizic ein neuer Center vor die Nase gesetzt. Zusammen mit dem Top-Transfers des Sommers, Will Clyburn, sollte so Geschichte geschrieben werden, doch man brach auch den Kern und den Rhythmus des Teams auf. Pleiß Rolle sehr unkonstant und selbst für ihn kaum zu greifen, wie er selbst vor ein paar Wochen im Podcast Abteilung Basketball gestand. Auch die Posse um Ergin Ataman, der sein Team wiederholt öffentlich kritisierte und mitten im Playoff-Rennen mit einem Rücktritt liebäugelte und offen mit einem Engagement bei Panathinaikos Athen flirtete. Vorläufiger Höhepunkt war dabei die Niederlage in der Euroleague in Berlin, wo Ataman nach dem Spiel seinem Team die Qualität absprach noch die Playoffs zu erreichen. Die Kabine verloren soll Ataman aber bereits Ende Februar haben. National raufte sich die Mannschaft aber nochmal zusammen. Zwar erreichte Efes nur als Dritter (22-8) hinter Turk Telekom und Fenerbahce die Playoffs, doch die Mannschaft fand rechtzeitig seinen Rhythmus, allerdings auch weil das Team auf eine unschöne Art Geschichte schrieb. In Spiel 1 der Halbfinal-Serie ging die Mannschaft in der Ülker Sports Arena historisch mit 108-66 baden, da noch ohne Pleiß. Pleiß hatte bis dahin aufgrund der Ausländerbeschränkung von 5 Imports nur zehn Spiele in der BSL absolviert, zu Spiel 2 rückte der Deutsche dann wieder in die Rotation und sorgte so auch für den Turnaround. Efes drehte die, aufgrund von mehreren sportlichen sowie nicht-sportlichen Ereignissen, denkwürdige Serie gegen Fenerbahce noch und schlug dann im Finale Pinar Karsiyaka. Pleiß spielte rund 24 Minuten und scorte 7 Punkte im Schnitt auf dem Weg zur Titelverteidigung in der türkischen Liga. (Der türkische Pokal war nach dem Erdbeben im Februar 2023 abgesagt worden.) Tibor Pleiss hat noch Vertrag bis 2024 bei Anadolu Efes.
Spiele Minuten Punkte Rebounds Assists FG% 3FG% FT% Steals Blocks Turnover Fouls Anadolu Efes (BSL) 16 24.2 9.3 6.3 0.7 48.6 29.6 85.7 0.6 0.4 1.1 2.4 Anadolu Efes (Euroleague) 33 15.1 6.7 2.9 0.5 53.5 32.6 91.3 0.2 0.3 0.6 1.4 Gesamt 49 18.1 7.5 4.0 0.5 51.3 31.5 90.0 0.4 0.4 0.8 1.7