BBL Playoffs: Die Analyse zu Spiel 1 der Finalserie: Telekom Baskets Bonn gegen Ratiopharm Ulm
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BBL Playoffs: Die Analyse zu Spiel 1 der Finalserie: Telekom Baskets Bonn gegen Ratiopharm Ulm
21 Spiele hat es gedauert, doch jetzt ist es passiert: Die Telekom Baskets Bonn haben ihr erstes Heimspiel auf nationaler Ebene verloren. In einem umkämpften und spannenden Spiel hat Ratiopharm Ulm den leichten Favoriten aus Bonn niedergerungen und den Heimvorteil gestohlen. Wir blicken zurück auf Spiel 1 und analysieren, warum Ulm gewonnen hat und wo die Stellschrauben von beiden Trainern gedreht werden müssen, auch bezugnehmend auf die in der Serienvorschau herausgestellten Personalien und Faktoren.
Key-Faktoren:
TJ Shorts: In der Vorschau wurden zwei mögliche Verteidigungsvarianten gegen Shorts vorgestellt, Gavel entschied sich am Ende eher für die zweite Variante. 37, teils weit offene Dreier, ließ Ulm Bonn werfen, die Quote mit 24.3 Prozent unterirdisch. Sebastian Herrera, Jeremy Morgan und Finn Delany, die vermeintlich besten Bonner Schützen, trafen dabei nur 5/22 Dreier. So blieb viel Verantwortung bei TJ Shorts, der am Ende auf solide 20 Punkte & 7 Assists kam, aber auch nur einen seiner sechs Dreierversuche traf. Dafür kam der Guard oft an die Freiwurflinie (10 Versuche) und zog 11 der 35 Ulmer Fouls.
Pace: Bei 57 kumulierten Team-Fouls konnte das Spiel nur selten Fahrt aufnehmen. Dazu gelang es Ulm dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken. Bonn nahm nur 22 Abschlüsse in Korbnähe, 14 weniger als im Saisonschnitt und dafür 37 Dreier, 8 mehr als im Saisonschnitt. Bonn fand auch so nicht zu ihrem Spiel, was normalerweise ein ausgewogenes Maß beinhaltet.
Rebounding + Freiwürfe: Wie erwartet gewannen die Bonner das Rebound-Duell deutlich, 47-36 dominierten die Gastgeber. Doch auch Ulm reboundete gut, obwohl Bruno Caboclo foulbedingt keine 20 Minuten spielen könnte, sodass es nicht so viele Angriffe mehr für die Baskets gab. Dazu führte sich die Wurfschwäche der Bonner fort. Schon in der Ludwigsburg-Serie traf man nur 62,3% Freiwürfe und nur 31,4% Dreier. Insbesondere Finn Delany erwischte einen rabenschwarzen Tag mit 0/5 Dreiern und 0/2 Freiwürfen. Da half es auch nicht, dass die Ulmer weiterhin schwach von der Linie trafen.
MatchUps:
Point Guards gegen Small Forwards: leichter Punktsieg für die Forwards. Sowohl Tyson Ward als auch Karim Jallow gelang es ihre Gegenspieler von ihren Sweet-Spots fernzuhalten. Zwar kamen TJ Shorts und Yago Dos Santos häufig an die Freiwurflinie, doch aus dem Feld hatten beide ihre Probleme. Shorts wurde vermehrt zum Dreier gezwungen, der nicht viel, während Dos Santos nur zwei seiner 13 Feldwürfe innerhalb des Bogens nahm.
Bruno Caboclo gegen Leon Kratzer: Punktsieg für den deutschen Big-Man. Leon Kratzer spielte zwar nur 18 Minuten, weil er defensiv Probleme gegen die wurfstarken Ulmer Bigs und auch Foulprobleme hatte, doch in den Minuten zeigte er seinen Impact 5 Punkte, 7 Rebounds, drei davon offensiv. Bruno Caboclo hatte schnell Foulprobleme und hatte damit wenig überraschend auch mental Probleme. Zwar erzielte der Brasilianer 7 Punkte, holte aber nur einen Rebound und verwarf drei seiner vier Freiwürfe.
Jeremy Morgan gegen Thomas Klepeisz: Shooters gonna Shoot, auch wenn Jeremy Morgan mit 15 Punkten zweitbester Scorer der Bonner war, so war er nicht so effizient wie man es gewohnt war. Thomas Klepeisz auf der anderen Seite auch nicht mit dem ganz großen Impact. Beide geben ihren Teams mit ihrer Präsenz und Führungsqualität eine Ruhe, die sich nicht ersetzen lässt.
Stellschrauben:
Bonn:
Sinnbildlich für den Bonner Auftritt war Tyson Ward. 7 Punkte, 8 Rebounds, aber nur 1 / 4 Dreier und 4/8 Freiwürfe, dazu kein Zweierversuch für den athletischen Flügel, dessen Stärken eher beim Drive zu verordnen sind als beim Wurf. Bonns größtes Steigerungspotenzial trägt den Namen Javontae Hawkins. In der Serienvorschau angeteasert, muss der Forward produzieren, gerade in Abwesenheit von Shorts, doch der Forward nahm nur sieben Würfe in 24 Minuten. Zu wenig für die Nachverpflichtung, der mit seiner Physis und Beweglichkeit ein breites, offensives Skillset hat und sich seinen eigenen Wurf erarbeiten kann. Ansonsten dürfte Tuomas Iisalo noch viel verändern müssen. Viele Würfe waren offen, fielen allerdings nicht, andere Optionen sollte Iisalo zwar vorbereiten, gerade Inside sollte bei den Bonnern mehr möglich sein, auch was die Quantität der Abschlüsse angeht. Teilweise spielten in der Crunchtime 3-4 Spieler, die alle vier Fouls hatten, vorzeitig Feierabend hatte allerdings keiner. Das sollte auch ein Punkt sein, Aggressivität, von allen, nicht nur von Shorts. Aber noch gibt es keinen Grund in Panik zu verfallen.
Ulm:
Anton Gavels riskanter Plan ist defensiv aufgegangen, sich darauf zu verlassen, dass die Bonner nochmal so schlecht treffen, ist aber riskant. Mit dem errungenen Heimvorteil könnte man das Risiko aber eingehen. Oder man geht das andere Extrem und macht die Passwege so gut wie möglich zu und lässt Shorts werfen. Bemerkenswert auch, dass Ulm direkt das erste Spiel klauen konnte, obwohl die Leistungsträger Bruno Caboclo, Juan Nuñez und Karim Jallow kaum ein Faktor waren. Gerade für Spiel Zwei sollte Gavel seinem Center einiges mitgeben bezüglich Gavels Championship-Mentalität, damit der Ulmer Big sich nicht nur durch Fouls, sondern auch durch seine Gedanken aus dem Spiel nimmt.
Einen Faktor sollte man am Ende aber auch nicht vergessen und das sind die Schiedsrichter. In Spiel 1 wirkten die Offiziellen oft uneins bezüglich der Linie und der Bewertung von Kontakten, eine größere personelle Änderung und eine andere Linie wird einen ebenso großen Einfluss auf das Spiel haben wie jede taktische Änderung der Coaches.