BBL Playoffs: Die Analyse zu Spiel 3 der Finalserie: Telekom Baskets Bonn gegen Ratiopharm Ulm
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BBL Playoffs: Die Analyse zu Spiel 3 der Finalserie: Telekom Baskets Bonn gegen Ratiopharm Ulm
Win to go back home! Das ist das Motto der Bonner für Spiel Vier der Finalserie. Nach der deutlichen Antwort auf die Niederlage in Spiel Zwei, haben die Ulmer jetzt zu Hause den Match-Ball für die Meisterschaft. Was lief in Ulm anders als noch in Bonn? Die Analyse zu Spiel 3.
Key-Faktoren:
TJ Shorts: Überdurchschnittlich häufig schallte MVP durch die Ratiopharm Arena, häufiger allerdings von den Ulmern skandiert, um den Bonner Point Guard zu provozieren. Sportlich konnte TJ Shorts seine MVP-Form nicht aufs Parkett bringen. Nach zwei diskutablen Schiedsrichter-Entscheidungen mit ihm als Protagonisten hatte das Ulmer Publikum Shorts auf dem Kiecker und sie kamen anscheinend auch in dessen Kopf. So hatte Shorts ungewohnt große Probleme gegen das Doppeln im Pick&Roll, was Anton Gavel dem Bonner entgegen warf. Shorts gelang es zwar immer wieder freie Mitspieler zu finden, was ihm bei einer besseren Trefferquote von draußen auch eine bessere Statline eingebracht hätte, doch man merkte, dass Shorts nicht die gewohnte Selbstsicherheit an den Tag legte.
Pace: Zum ersten Mal in der Serie gelang es den Ulmern das Spiel durchzudrücken, was ihnen in den Serien gegen Alba und Bayern schon den Sieg brachte: Sie überranten Bonn förmlich. Die Pace war mit 76 zwar nicht exorbitant hoch, zum Vergleich, in Spiel 2 lag sie bei 73, doch wird diese leicht durch das hohe Offensivrebounding verfälscht. 70 bzw. 78 Abschlüsse (Bonn) nahmen beide Teams, deutlich über dem Saisonschnitt beider und auch die Turnover und Freiwurfversuche mit keinem großen Ausschlag nach oben oder unten. Einzig die 28 Freiwürfe mehr von Ulm waren deutlich mehr.
Rebounding + Freiwürfe: Wenn man einen Beleg für den Sahnetag der Ulmer suchen möchte, sollte man nicht auf die Dreierquote schauen, denn wie die Bonner in Spiel 2 sind auch die Ulmer zu solchen Quoten in der Lage. Nein, die Ulmer gewannen das Reboundduell 43-39 und trafen 24/28 von der Freiwurflinie, alleine Karim Jallow stand genauso oft an der Linie wie das Bonner Team (14) und traf sogar mehr das gegnerische Team (13). Zuvor hatte Ulm in den Playoffs nur 71,6% getroffen. Bei Bonn machte sich vor allem beim Defensiv-Rebound das Fehlen von Michael Kessens, der für die restliche Serie von der Liga gesperrt wurde, bemerkbar. 16 Offensiv-Rebounds holte Ulm, drei weniger als in den Spielen zuvor, mit Leon Kratzers Foulproblemen konnten Bruno Caboclo und Joshua Hawley in der gegnerischen Zone ungestört wüten.
MatchUps:
Point Guards gegen Small Forwards: Ein etwas zu vernachlässigender Punkt. Beide Teams, aber insbesondere Bonn, versuchen inzwischen mit Blöcken ihre Point Guards in leichtere Match-Ups zu bekommen und die großen Flügelverteidiger loszuwerden. Das scheint ihnen offensiv mehr Energie zu geben, denn mit Karim Jallow und Tyson Ward waren die etatmäßigen Point Guard-Verteidiger die prägenden (Offensiv-) Figuren ihrer beiden Mannschaften.
Bruno Caboclo gegen Leon Kratzer: Alte Muster. Sowohl Bruno Caboclo als auch Leon Kratzer verfielen in Spiel 3 in diese, zum Leid des einen und zur Freude des anderen. Der Bonner Big-Man hatte schnell drei Fouls auf dem Konto und kam am Ende auf fünf Fouls in weniger als 18 Minuten. Dabei sammelte er aber starke vier Offensiv-Rebounds ein und das Plusminus von -9, bei einer 28 Punkte Niederlage, zeigt den Impact den Kratzer auf das Bonner Spiel hatte. Ohne Kratzer, und Kessens, konnte sein Gegenüber, Bruno Caboclo dafür nach zwei schwächeren Spielen wieder auftrumpfen. 20 Punkte, vier geblockte Würfe, der Brasilianer war an beiden Enden des Feldes eine Macht, die Bonn nicht stoppen konnte.
Jeremy Morgan gegen Thomas Klepeisz: Es ist einfach nicht die Serie der beiden. Insbesondere für Jeremy Morgan verläuft die Serie dabei sehr enttäuschend, magere 38,7% Feldwurfquote, 23,8% Dreier für immerhin 12 Punkte pro Spiel. Ohne ihn, sowie den verletzten Javontae Hawkins, fehlt es dem Bonner Team an validen Scoring-Optionen. Die fehlen im Ulmer Team nicht, sodass es nicht so schwer ins Gewicht fällt, dass auch Thomas Klepeisz nur 37,5 Prozent aus dem Feld wirft. Der Dreier fällt zwar mit 38,5 über die Serie solide, aber den ganz großem Impact haben beide, offensiv, bisher nicht.
Stellschrauben:
Bonn:
Für Spiel Vier in Ulm gibt es für Tuomas Iisalo zwei große Lehren aus dem enttäuschenden Auftritt in Spiel Drei. Enttäuschend nicht, weil die Bonner mit 28 Punkten Differenz verloren, sondern weil die Bonner nicht bereit für das Spiel wirkten und weder die Iisalo-Mentalität, noch die Jetzt-erst-Recht-Mentalität, die man nach der fragwürdigen Sperre gegen Kessens erwartet hätte. Die Bonner ergaben sich phasenweise ihrem Schicksal, lediglich Tyson Ward machte nicht den Eindruck, als wäre er schon bereit, das Spiel abzugeben. Energie und Intensität müssen in Spiel Vier on Beginn an da sein! Die andere Stellschraube muss das Five-Out bzw. das Small-Ball-Line-Up ohne echten Center sein. Die Bonner schienen überfordert, über so viele Minuten ohne echten Center zu agieren und machten so zu wenig aus dem offensiven Vorteil mit fünf Schützen auf dem Feld zu stehen. In Anbetracht der zu erwartenden Sperre für Kessens für Spiel 3 hat Iisalo da einen taktischen Fehler gemacht, den es nun innerhalb von nur 48 Stunden zu beheben gilt, bevor die Saison schon am Freitag zu Ende geht. Denn mit Caboclo steht auf der Gegenseite ein Spieler, der nur ungern rotiert oder hilft, wenn die Hilfe nicht in Korbnähe ist, das sollte dem Bonner Team mehr Räume eröffnen. Nur zu sagen, dass man in Spiel Vier bestimmt nicht nochmal 27% von draußen trifft, wäre naiv, denn die Dreierquote in den Playoffs liegt bei 34,3%, ohne Spiel Zwei, sogar nur bei 32,5 %. Der Dreier fällt in den Playoffs bisher unterdurchschnittlich, sodass es ohnehin wichtig wäre, sich mehr auf Abschlüsse in Korbnähe zu konzentrieren.
Ulm:2:1 Serienführung, mit 28 Punkten den Champions League Sieger gedemütigt und sich für Spiel 2 gerächt, gibt es da Stellschrauben zu drehen? Natürlich. Obwohl Michael Kessens, Javontae Hawkins und Karsten Tadda fehlten, Leon Kratzer nur 18 Minuten auf dem Parkett stand, haben die Ulmer wieder 17 Offensiv-Rebounds zugelassen. Mehr als in Spiel Eins und in Spiel 2. Natürlich war da auch fast ein Viertel Garbage-Time dabei, doch das Rebounding muss besser werden, denn die drastischen Quotenunterschiede bei den Würfen darf man nicht für gegeben nehmen. In einer deutlich engeren Partie kann die Ulmer Reboundschwäche noch spielentscheidend werden. Am wichtigsten wird es aber sein, dass die Ulmer (und die Ulmer Fans) das vierte Spiel genauso angehen wie das dritte und den Bonnern versuchen früh den Zahn zu ziehen. Geht man mit der Laid back-Einstellung aus Spiel Zwei in die Partie, dann können die Bonner schonmal die Druckerpresse anwerfen und die Tickets für Spiel Fünf drucken.
Eins sollte aber auch durch Spiel Drei klar sein. Best-of-Five bedeutet, dass es egal ist ob man ein Spiel mit 40 oder vier Punkten verliert, es gibt keinen sportlichen Vorteil ein Spiel deutlich zu gewinnen, es steht nur 2:1 für Ulm. Noch ist alles drin für die Baskets aus Bonn.